Monheims Ehrenbürgermeisterin Ingeborg Friebe wird 80 Jahre alt

Nach der kommunalen Neugliederung galt es, das Monheimer Selbstbewusstsein zu stärken. Im Juli 1977 klebte Bürgermeisterin Ingeborg Friebe einer Bürgerin den Aufkleber „Ich mag Monheim“ ans Auto. Foto: Max Th. Hahn / Stadtarchiv
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  • Nach der kommunalen Neugliederung galt es, das Monheimer Selbstbewusstsein zu stärken. Im Juli 1977 klebte Bürgermeisterin Ingeborg Friebe einer Bürgerin den Aufkleber „Ich mag Monheim“ ans Auto. Foto: Max Th. Hahn / Stadtarchiv
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Ehrenbürgermeisterin Ingeborg Friebe feiert am kommenden Mittwoch, 20. April, ihren 80. Geburtstag. „In jahrzehntelanger kommunal- und landespolitischer Arbeit hat sich Ingeborg Friebe über Partei- und Stadtgrenzen hinaus hohe Anerkennung erworben. Dass Monheim nach der kommunalen Neugliederung wieder selbstständig wurde, ist Ingeborg Friebes größtes Verdienst. Dafür werden wir ihr stets dankbar bleiben“, würdigt Bürgermeister Daniel Zimmermann die Jubilarin. Gemeinsam mit Landtagspräsident Eckhard Uhlenberg richtet Zimmermann zu Ehren Friebes am 5. Mai für geladene Gäste einen Empfang im Ratssaal aus.

Als Tochter einer politisch engagierten Familie kam Ingeborg Friebe (geborene Röhr) am 20. April 1931 in Braunschweig zur Welt. Während des Dritten Reichs waren ihre Eltern Repressalien durch die Gestapo ausgesetzt. Mit knapp 14 Jahren trat Ingeborg Friebe dem Braunschweiger Jugendbund bei, der 1947 in der Sozialistischen Jugend „Die Falken“ aufging.

Nach der Volksschule war sie Arbeiterin in einer Nährmittelfabrik und besuchte die Kaufmännische Berufsschule. 1946 trat Friebe der Gewerkschaft bei. Sie wurde zudem beruflich für den Deutschen Gewerkschaftsbund tätig. Von 1950 bis 1954 war sie Landesjugendleiterin der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen in Niedersachsen, anschließend bis 1962 Landesfrauenleiterin. 1952 heiratete sie den Gewerkschaftssekretär Horst Friebe, mit dem sie bis zu seinem Tod 2008 zusammenblieb.

Ende 1966 zog die Familie, zu der inzwischen zwei Söhne gehörten, aus beruflichen Gründen von Braunschweig nach Baumberg. Hier begann nun die politische Laufbahn von Ingeborg Friebe, die bereits seit 1950 der SPD angehörte. 1969 wurde sie sowohl in den Monheimer Rat als auch in den Kreistag des Rhein-Wupper-Kreises gewählt. Der SPD-Unterbezirk Rhein-Wupper machte sie überdies 1970 zu seiner Vorsitzenden – als erste Frau in dieser Funktion.

Bedeutungsvoll wurde Friebes Wahl in den nordrhein-westfälischen Landtag am 4. Mai 1975. Zu dieser Zeit waren Monheim und Baumberg nach Düsseldorf eingemeindet. Ingeborg Friebe setzte ihr Mandat daran, im Landtag eine Mehrheit für ein Gesetz zu finden, das Monheim die Selbstständigkeit zurückbrächte. Der hartnäckige Einsatz führte schließlich zum Erfolg:

• Am 19. Mai 1976 berät der Landtag in zweiter Lesung darüber, ob Monheim wieder selbstständig oder mit Langenfeld zusammengeschlossen werden solle. Nach mehr als dreistündiger Debatte wird abgestimmt. Weil die Mehrheit nicht eindeutig erkennbar ist, erfolgt ein zweiter Durchgang per „Hammelsprung“. Durch persönliche Ansprache gelingt es Ingeborg Friebe, 103 Abgeordnete auf ihre Seite zu ziehen. Nur 88 stimmen gegen Monheims Selbstständigkeit.

• Am Tag darauf bestätigt die dritte Lesung des „Düsseldorf-Reparatur-Gesetzes“ endgültig, dass Monheim wieder selbstständig wird. Nur 16 der anwesenden 194 Abgeordneten stimmen dagegen. Das Ergebnis löst in Monheim Jubel mit Freibier und Freudenfeuern aus.

Dieser Erfolg, der Ingeborg Friebe den Beinamen „Mutter Courage“ einbrachte, bahnte ihr den Weg ins Monheimer Rathaus. Bei der Kommunalwahl am 3. Oktober errang sie als Spitzenkandidatin der SPD die absolute Mehrheit für ihre Partei – und verteidigte sie bei den vier folgenden Wahlen, letztmals 1994. Am 21. Oktober 1976 wählte sie der Rat zur Bürgermeisterin – als erste Frau in diesem Amt. Sie übte es 21 Jahre lang aus. 1997, nachdem Dr. Hans-Dieter Kursawe zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt worden war, wurde Friebe stellvertretende Bürgermeisterin und blieb es bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Rat 1999.

Nicht nur bei den Kommunalwahlen blieb Ingeborg Friebe der Erfolg treu. 1980, 1985 und 1990 holte sie in ihrem Wahlkreis das Direktmandat für den Landtag. Das Parlament wählte sie 1985 zur Vizepräsidentin, 1990 dann zur Präsidentin – als erste Frau in diesem Amt. 1995 trat sie nicht wieder für den Landtag an.
1981 war Ingeborg Friebe erstmals mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden, zwei höhere Stufen folgten 1988 und 1994, letztere aus der Hand von Ministerpräsident Johannes Rau, mit dem sie eng vertraut war. Mit zahlreichen anderen Ehrungen wurde Friebes Einsatz auf vielen Gebieten gewürdigt. So wurde sie zu ihrem 60. Geburtstag Ehrenbürgerin von Monheims Partnerstadt Wiener Neustadt. Die höchste Monheimer Auszeichnung, den Ehrenring, erhielt sie 1996.

Drei Jahre später nahm Friebe Abschied von der Kommunalpolitik. Als Würdigung ihrer Lebensleistung zum Wohle der Stadt wurde sie im Jahr 2000 zur Ehrenbürgermeisterin ernannt – eine bisher einmalige Auszeichnung.

Textquelle: Stadt Monheim am Rhein / www.monheim.de

Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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