Gerti Scholten gibt ihr Monheimer Igelhotel auf
Stachelige Retrospektive

Gerti Scholten kümmerte sich 17 Jahre lang mit viel Herz um heimatlose Igel und half ihnen beim Überwintern. Foto: Michael de Clerque
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Seit 17 Jahren führte Gerti Scholten auf ihrem Hof an der Parkstraße ein Igelhotel. Mit viel Liebe kümmerte sie sich um heimatlose Stachelhäuter, päppelte sie auf und half ihnen beim Überwintern. Mit viel Wehmut gibt sie es nun auf - oder auch gerne weiter.

Von Caro Spangenberg

Kasimir, Sophie oder auch Miss Solingen, alle ihre "Igelchen", wie sie die Stacheltiere selbst liebevoll nennt, haben einen Namen bekommen. Damit Gerti Scholten sie auseinander halten konnte, markierte sie die Igel zeitweise mit verschiedenen Nagellacken. Bis zu 40 bis 50 kleine verwaiste Gäste beherbergte sie jeden Herbst in ihrem Igelhotel, um sie über die kalte Jahreszeit zu bringen.

Katzenfutter und Rührei

Doch wie fing alles an? Ihre Labrador Hündin brachte ihr an einem Freitagabend ganz stolz einen kleinen erschöpften Igel ins Wohnzimmer. "Doch was sollte ich tun, an einem Freitagabend ist ja auch kein Tierarzt mehr in seiner Praxis." Zufällig hatte sie die private Telefonnummer von der Langenfelder Tierärztin Gisela Hartmann zur Hand und sie ermutigte Gerti Scholten dazu den Igel mit einer Decke und Wärmflasche in eine Kiste zu setzen und zu ihr in die Praxis zu kommen. Was viele nicht wissen: "Igel sind Wildtiere, die kostenlos behandelt werden." Die Tierärztin zeigte ihr wie sie den stacheligen Winzling halten und füttern sollte und auch was, denn Igel dürfen nicht mit Milch gefüttert werden, davon bekommen sie schlimmen Durchfall, der sogar tödlich enden kann. Besser sei für die Insektenfresser, so Gerti Scholten, "Katzenfutter aus der Dose oder auch mal Rührei, übrigens ihr Lieblingsessen".

Dieser kleine Igel war der Startschuss. Die Tierärtzin merkte, dass es Gerti Scholten Spaß machte, sich um den Igel zu kümmern und fragte schon kurz darauf, ob sie noch einen und noch einen aufnehmen könnte. Durch die Praxis hat es sich dann schnell rumgesprochen und Gerti Scholten wurde zur Monheimer Expertin für Stacheltiere.

Weit gereist

Auch wenn sie viele kleine Geschichten zu den stacheligen Tierchen zu erzählen hat, ist ihr der am weitesten gereiste Igel besonders in Erinnerung geblieben. Er kam aus Wien und wurde sogar im Flugzeug zu ihrem Igelhotel geschmuggelt. Auch drei Albino-Igel, mit weißen Stacheln, roten Augen und Nasen, zogen in ihre Scheune an der Parkstraße und wurden aufgepäppelt. Das geschah aber keineswegs alles hinter verschlossenen Toren, regelmäßig war sie in Kindergärten und Schulklassen mit ihren "Igelchen" unterwegs und hatte hier und da auch immer wieder Kinder auf dem Hof, die ihr geholfen haben.

Unter Naturschutz

Da die Igel unter Naturschutz stehen, endete ihr Aufenthalt im Igelhotel im Frühjahr und die Vierbeiner fanden an verschiedenen Plätzen ihr neues Zuhause: viele zogen zu ihrem Bruder an den Niederrhein, wurden von den Finder-Familien wieder abgeholt, andere wurden in den kleinen Zoo der Rheinischen Landeskliniken in Langenfeld gebracht - zur Freude der Bewohner. Einige bleiben auch in der Scheune auf dem Großen Hof und führten ein sorgenfreies Leben.

Erfahrung weitergeben

"Ich denke, ich werde immer Igel haben.", sagt Gerti Scholten selbst. Schließlich steht das Tor ihrer Scheune auch immer auf, aber in einem stolzen Alter von über 75 Jahren, schafft sie es nicht mehr der aufwendigen Arbeit mit und für die kleinen Stacheltiere gerecht zu werden. Schweren Herzens gibt sie nun ihr Igel-Hotel auf. Lieber wäre es ihr - und mit Sicherheit auch den Vierbeinern - wenn sich jemand finden würde, dem sie all ihre Erfahrung weitergeben könnte und der mit genauso viel Freude und Hingabe den "Igelchen" beim Überleben und Überwintern hilft. Ernsthaft Interessierte können sich gerne bei Gerti Scholten unter der Telefonnummer (02173) 55666 melden.

Gerti Scholten kümmerte sich 17 Jahre lang mit viel Herz um heimatlose Igel und half ihnen beim Überwintern. Foto: Michael de Clerque
Regelmäßig war Gerti Scholten in Kindergärten und Schulklassen mit den kleinen Stacheltieren unterwegs.
Foto: Dirk Thomé
Autor:

Bea Poliwoda aus Monheim am Rhein

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