Coronavirus
Ratinger Bürger zeigen Solidarität im Ausnahmezustand

Auch Facebook-Gruppen wurden gestartet, um einander in der Ausnahmesituation beizustehen. | Foto: Thomas Zimmermann
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In der zurückliegenden Woche ist das öffentliche Leben in Ratingen weitgehend zum Erliegen gekommen. Auf Erlass der Landesregierung wurden zuletzt am Mittwoch alle Spielplätze sowie - bis auf wenige Ausnahmen - sämtliche Geschäfte geschlossen. Während die Zahl der Corona-Infizierten auch in Ratingen weiter steigt, haben viele Bürger angesichts der einschneidenden Maßnahmen zum Teil schwer zu kämpfen. Nicht wenige bangen um ihre wirtschaftliche Existenz, aber es gibt auch erste Solidaritätsaktionen.

Diese Geschäfte haben jetzt noch geöffnet

Lediglich folgende Branchen des Einzelhandels dürfen laut Angaben der Stadt in Ratingen noch geöffnet bleiben: Lebensmittelgeschäfte, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken und Sparkassen, Getränkemärkte, Apotheken, Poststellen, Frisöre, Reinigungen, Waschsalons, der Zeitungsverkauf, Bau-, Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte sowie der Großhandel.

Die Geschäfte, heißt es in der Mitteilung weiter, müssen aber Maßnahmen zur Risikominimierung ergreifen (Möglichkeiten zur Hygiene, Steuerung des Zutritts, Vermeidung von Warteschlangen). Auch Dienstleister und Handwerker dürfen ihrer Tätigkeit weiterhin nachgehen.

Keine Cafés mehr, aber Restaurants bis 15 Uhr

Während Kneipen, Clubs und Cafés komplett schließen müssen, ist Speisegaststätten und Restaurants der Betrieb von 6 bis 15 Uhr erlaubt.

Allerdings weist die Stadt ausdrücklich darauf hin, dass sie, ebenso wie Hotels bei der Bewirtung ihrer (nicht touristischen) Übernachtungsgäste strenge Auflagen erfüllen müssen. Dazu gehören die Reglementierung der Besucherzahl, der Mindestabstand zwischen den Tischen von zwei Metern und weitere Hygienemaßnahmen.

Häufig wird Hilfe spontan organisiert

Doch Krisen bringen bekanntlich auch das Beste im Menschen hervor. Eine ganze Reihe von Wochenblatt-Lesern meldete sich in den vergangenen Tagen in der Redaktion, um seine Hilfe anzubieten oder von Hilfsaktionen zu berichten.

So hat Martina Zach gemeinsam mit einem Pflegedienst eine Initiative zur Nachbarschaftshilfe gestartet. "Meine Kollegen und ich gehören nicht zur Risikogruppe und haben nun Kapazitäten frei", sagt die Immobilienmaklerin.

Wer zur Risikogruppe gehöre und selbst Hilfe brauche oder selbst helfen wolle, könne sich unter Telefon 02102-1465714 oder per E-Mail an ratingen@greens-immobilien.de melden. "Einkäufe und Apothekengänge für Bedürftige in Homberg und in Ratingen-Ost erledigen wir kostenlos", verspricht die Kauffrau der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft.

FB-Gruppe wächst stündlich weiter

Aber auch in den sozialen Medien gibt es Hilfsaktionen. So hat der Lintorfer Eric von der Bey am Dienstagabend auf Facebook die öffentliche Gruppe #Corona Ratingen gestartet. Dort will er Angebot und Nachfrage koordinieren. "Gerade wir Jüngeren können jetzt Solidarität zeigen", sagt der 21-Jährige. Schließlich bräuchten viele nun nicht mehr zur Schule oder zur Universität zu gehen.

Von der Bey, der selbst wegen der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus eine Reise mit seinem umgebauten VW-Bus durch Europa abblasen musste, ist aber für Interessierte nicht nur über Facebook, sondern auch per E-Mail an ericvonderbey1@gmail.com erreichbar. Bis Mittwochnachmittag, also nicht einmal 24 Stunden nach dem Start, hatte seine Gruppe 130 Mitglieder. "Und es werden stündlich mich", freute er sich gestern.

An die älteren Menschen, die nicht in den sozialen Medien unterwegs sind, denkt Sofie Ademie, wie sie der Wochenblatt-Redaktion ebenfalls gestern mitteilte. Die 25-jährige Rechtsanwaltsfachangestellte bietet deshalb ihre Hilfe unter der Rufnummer 01590 / 1316801 an.

Telefonnummer der Stadt für Betroffene

Wer trotz der Vielzahl spontaner und privater Hilfsangebote niemanden findet, der helfen kann, für den hat die Stadt Ratingen eine Servicenummer eingerichtet. "In dieser Zeit müssen wir vor allem den besonders gefährdeten Menschen helfen, den Alten und gesundheitlich Geschwächten“, sagt Bürgermeister Klaus Pesch. Wenn man zur betroffenen Gruppe gehöre und Versorgungsschwierigkeiten habe, könne man sich unter der Telefonnummer 02102/5505085 beim Amt für Soziale Hilfen für Menschen melden.

Der Bedarf wird sicher auch in Ratingen eher zu-, als abnehmen. Die Zahl der Corona-Kranken sprang laut Angaben des Kreisgesundheitsamtes von Montag auf Dienstag von vier auf zehn und erhöhte bis Mittwochmittag auf 14.

Kreis bereitet neue Diagnosestellen vor

"Wir rechnen in den nächsten Tagen mit noch größeren Sprüngen", sagte dazu Pressesprecherin Daniela Hitzemann auf Nachfrage der Redaktion. Schon jetzt würde die Diagnosestelle an ihre Grenzen stoßen. "Wir sind deshalb dabei, weitere Diagnosestellen im Kreis vorzubereiten." Außerdem werde daran gearbeitet, die Zahl der Labore zu erhöhen, die Proben untersuchen können.

Wie ebenfalls gestern bekannt wurde, befindet sich ihr Chef, Landrat Thomas Hendele, zurzeit in häuslicher Quarantäne. Er hatte Kontakt zu einer Person, die am Wochenende positiv auf Covid-19 getestet wurde. Dienstagabend konnte er sich aber über eine gute Nachricht freuen: Sein Testergebnis war negativ ausgefallen.

Autor:

Thomas Zimmermann aus Ratingen

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