Gastkirche und Gasthaus in Recklinghausen bleiben erstmal für Hilfesuchende geöffnet
"Sonst gibt es nichts für sie"

Pfarrer Ludger Ernsting. 
 | Foto: Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe
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"Wir merken, dass es gut und wichtig ist, dass wir unsere Türen weiterhin geöffnet halten", berichtet Pfarrer Ludger Ernsting von der Gastkirche und dem Gasthaus in Recklinghausen.
Der Pfarrer ist überzeugt, dass es in dieser Zeit ganz besonders wichtig sei, die Angebote aufrechtzuerhalten. "Viele Menschen, die zu uns kommen, haben keine Rückzugsmöglichkeiten. Zudem sind zahlreiche Einrichtungen, die unsere Gäste sonst auch besuchen, geschlossen. So fällt vieles weg", berichtet er.

Menschen, die auf der Straße leben

Ebenso erhielten die Menschen, die auf der Straße leben, in der auch wirtschaftlich angespannten Zeit weniger Unterstützung. "Es sind nicht mehr so viele Leute unterwegs, die ihnen Geld geben oder mal Lebensmittel kaufen. Das hat sich radikal minimiert, denn alle meiden die Nähe", weiß er. Deshalb seien die Wohnungslosen darauf angewiesen, dass es noch eine Stelle gebe, wo sie hingehen könnten.

Regeln beachten

Im Gasthaus erhalten sie weiter Mahlzeiten, können sich duschen oder die Wäsche waschen. Natürlich gelten dabei die Regeln dieser Zeit. „Wir haben beispielsweise die Personenzahl pro Raum begrenzt, damit die Gäste weiter auseinandersitzen“, nennt Ernsting ein Beispiel. Froh ist er über das gute Wetter. So konnte das Team im Außenbereich weitere Tische aufbauen.

Viel Solidarität

Glücklich ist Ernsting, der gemeinsam mit den Canisianern Bruder Bernhard Sobota und Bruder Ralf Zimmer, Schwester Judith Kohorst, Franziskanerin von Lüdinghausen und Schwester Franziska Kaupp, Missionsschwester vom Heiligsten Erlöser, in einer Kommunität lebt und arbeitet, dass es weiterhin viele Ehrenamtliche gibt, die sich in unterschiedlichen Bereichen von der Küche bis zum Empfang im Haus engagieren. „Wir erfahren viel Solidarität. Es haben sich Menschen gemeldet, die momentan Zeit haben und sich einbringen möchten“, freut er sich.
Auch die Spenden seien noch nicht eingebrochen. Zahlreiche Restaurants und Gaststätten, die nun schließen mussten, hätten ihnen ihre verpackten Lebensmittel vorbeigebracht. „Unsere Kühlschränke sind gut gefüllt“, ist er glücklich über die Hilfe.

"Die Krise bringt die Menschen zusammen"

Vier Bs würden diese Situation kennzeichnen. „Die Krise bringt die Menschen zusammen. Auch die Besucher, die zu uns kommen“, beschreibt er das erste B. Sicherlich sei es ein schmaler Grat zwischen dem Schutz der Mitarbeitenden und dem Schutz der Besucher. „Sie rücken innerlich zusammen.“ Die Krise bewege. Es gebe viel Solidarität. Aber die Krise belaste auch. „Deshalb ist es gut, dass es Balancequellen gibt“, nennt er das vierte B.

Gesprächsdienst

Die Gastkirche halte die Türen offen. Durchgängig kämen Menschen in das Gotteshaus, zündeten Kerzen an, hielten für ein Gebet inne. Auch der Gesprächsdienst - mit dem nötigen Abstand - werde aufrechterhalten. „Es ist wichtig, dass die Menschen das, was sie belastet, teilen können“, ist Ernsting überzeugt.
Veranstaltungen, Trauer- und Meditationsgruppen mussten schweren Herzens abgesagt werden. „Doch unsere Trauerbegleiterin steht für Gespräche, möglichst telefonisch, weiter zur Verfügung“, informiert er.

Flexibiltät ist notwendig

Insgesamt sei es wichtig, flexibel zu sein, denn jeden Tag ändere sich etwas. Diese Änderungen fassen die Mitarbeitenden auch regelmäßig auf Infoblättern zusammen, die in verschiedenen Sprachen an die Gäste verteilt werden. „Denn sie haben keinen Fernseher und erhalten diese Informationen nicht“, erklärt er. Das Team versuche mit Distanz zu arbeiten und das funktioniere auch ganz gut.
Unter den Gästen gebe es viel Verständnis für die Einschränkungen. „Sie sind dankbar und froh, dass wir die Türen geöffnet halten“, sagt Ernsting und hofft, dass es auch noch möglichst lange so bleiben wird, denn er weiß: „Sonst gibt es nichts für sie.“

Pfarrer Ludger Ernsting. 
 | Foto: Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe
Die Türen des Gasthauses und der Gastkirche bleiben geöffnet, solange dies möglich ist.
 | Foto: Bistum Münster
Autor:

Lokalkompass Recklinghausen aus Recklinghausen

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