Arzneimittelknappheit in Rees
Ein Kraftakt für die Reeser Apotheken

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Fast täglich liest man in den Zeitungen von nicht mehr lieferbaren Medikamenten. Mal sind es Fieber- und Hustensäfte für Kinder, mal Antibiotika oder Blutdrucksenker für Erwachsene. Wie schlimm die Situation in Rees ist, haben wir mit Apothekerin Ester Beckmann besprochen.

Auch in Rees ist die Arzneimittelknappheit ein Thema, doch kein Grund zur Panik: „Die Kunden müssen keine Angst haben, ohne ihre Medikamente dazustehen. Wir sind in der Lage über verschiedene Großhändler oder weitere Bezugsplattformen die meisten Medikamente beschaffen zu können. Für verschreibungspflichtige Medikamente, wie beispielsweise Antibiotika, suchen wir – in Rücksprache mit den Ärzten – nach lieferbaren Alternativen.
      Der Kern des Problems sind die geringen Preise, die die Krankenkassen an die Arzneimittelhersteller zahlen. Aufgrund der Rabattverträge verlagern viele die Produktion nach Asien aus oder stellen sie ganz ein. Mit der Lieferkette aus Fernost gibt es zurzeit erhebliche Schwierigkeiten. Aktuell sind rund 300 Arzneimittel nicht erhältlich. Angesichts der rund 100.000 zugelassenen Medikamente in Deutschland ist das zwar nur ein kleiner Bruchteil, aber es sind auch versorgungsrelevante Arzneimittel betroffen, für die keine alternativen Medikamente zur Verfügung stehen.
      „Es wäre wünschenswert, wenn die Politik die Rahmenbedingungen schafft, die es den Herstellern ermöglicht, die Produktion nach Europa zu verlegen“, erklärt Beckmann, „ebenso sollte nicht nur der billigste Anbieter eines Arzneimittels bevorzugt werden, sondern auch zwei oder drei andere.“ Das könnte die Versorgung sicherstellen, würde aber eine grundlegende Reform bei den Krankenkassen voraussetzen. Beckmann hat ähnliches in den 20 Jahren ihrer Tätigkeit noch nicht erlebt. Die Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten in ihrer Apotheke sind nur noch damit beschäftigt, die Lieferfähigkeit der gewünschten Arzneimittel aufrecht zu erhalten. Dazu wurde auch weiteres Personal eingestellt. Ist ein Medikament nicht vorhanden wird über Substitutionslisten nach Alternativen gesucht. Bei verschreibungspflichtigen Medikamenten geschieht das in Absprachen mit dem behandelnden Arzt. „Manchmal muss man um Geduld bitten, oder Verständnis dafür, das der gewünschte Fiebersaft mit Erdbeergeschmack, den das Kind sonst immer bekommt, momentan nicht verfügbar ist“, meint die Apothekerin.
      Auf der anderen Seite versuchen die Apotheken auf die Wünsche der Kunden einzugehen. Neben der Beratung vor Ort kann man Medikamente längst per App, Mail oder per Telefon bestellen. Diese werden auf Wunsch nach Hause geliefert oder können in der Apotheke von Esther Beckmann an einem 24-Stunden-Abholautomat abgeholt werden. Zum Service gehören auch neue pharmazeutische Dienstleistungen, die in den meisten Fällen von der Krankenkasse übernommen werden, wie Blutdruckkontrolle, Inhalationsschulungen und Medikationsanalyse.
      Für den Ortsteil Haldern, der über keine eigene Apotheke verfügt, werden von der Apotheke am Stadtgarten zwei Rezeptbriefkästen aufgehangen. Dort können Rezepte eingeworfen werden, die durch die Woche, am nächsten Tag durch einen Arzneimittelboten zugestellt werden. Jan Buskase, Inhaber der Sonnenapotheke aus Mehrhoog hatte diesen Service als „Arznei Blitz“ bereits im Frühjahr eingeführt.

Autor:

Dirk Kleinwegen aus Rees

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