Waldorfschule steht in den Startlöchern

Foto: Waldorf Initiative

Standort in Rees ist eher unwahrscheinlich

Ganz weit draußen, am äußersten Ende von Grietherort fand das Herbstfest der Waldorf-Initiative Niederrhein-Aue statt. Trotz der Abgeschiedenheit „verirrten“ sich weit über 100 interessierte Eltern aus Rees, Emmerich, Kleve sowie Kalkar und ihre Kinder auf den Hof von Judith Schmidt und Valentijn Jansen.

Die Waldorf-Initiative möchte für das nächsten Schuljahr 2019/2020 eine neue Waldorfschule im Kreis Kleve gründen. Je nach Anzahl der Anmeldungen soll mit einer ersten Klasse, bei Bedarf auch mit den Klassen 2 bis 4 begonnen werden. Danach soll die Schule jährlich bis zur 13. Klasse wachsen. Ein Kindergarten und ein Offener Ganztag sollen das Angebot ergänzen. 60 Anmeldungen für die Schule, sowie weitere 20 für den Kindergarten liegen bereits vor.
     Das rund 15-köpfige Kernteam der Initiative ist mit seiner Arbeit weit fortgeschritten. Der notwendige Trägerverein soll kurzfristig gegründet werden, das Genehmigungsverfahren wird nun begonnen, ein Termin mit der Bezirksregierung steht bereits fest.
     Nur eine Sache muss unbedingt vorher geklärt werden, die Frage nach dem Standort. Doch auch hier zeichnet sich laut Judith Schmidt bald eine Lösung ab: „Wir sind in guten Gesprächen mit Kommunen aber auch mit Privatleuten, rechts- und linksrheinisch.“ Mit den beiden möglichen Standorten im Reeser Stadtgebiet ist kaum noch zu rechnen. Die erste Idee, der Hof von Judith Schmidt in Grietherort, ließ sich wegen der Größe der Immobilie und der regelmäßigen Überflutung der Zufahrtsstraßen bei Hochwasser nicht realisieren. Auch die alte Grundschule der Stadt Rees wäre nur ein Provisorium für die ersten Jahre gewesen und ein späterer Umzug ist nicht im Sinne der Initiative. Daher sieht es im Moment eher nach Kalkar als Standort für die neue Waldorfschule aus. Die Schule soll ein Einzugsgebiet von rund 20 Kilometer um den Schulort umfassen, für den Transfer der Schüler werden entsprechende Buslinien eingerichtet.
     Beim Herbstfest in Grietherort war auch die Gründungslehrerin Nicole Fröhlich dabei. Die Pädagogin, die seit 15 Jahren auf der Freien Waldorfschule Dinslaken unterrichtet, zeigte einen Einblick in eine Probestunde und erklärte anschließend ausführlich die Unterschiede zwischen Waldorf- und regulären Schulen.
     Die Waldorfschule ist eine Gesamtschule von 1. bis 13. Schulklasse, für alle Begabungsrichtungen. Die künstlerischen und kreativen Fächer haben hier einen hohen Stellenwert. Neben den intellektuellen Fähigkeiten werden aber auch die sozialen und handwerklich-künstlerischen Fähigkeiten gefördert.
     Bis zur 9. Klasse erhalten die Schüler anstatt Noten individuelle Lernberichte. „Sitzenbleiben“ ist nicht vorgesehen. Alle Schüler bleiben von der ersten bis zur letzten Klasse zusammen, auch der Klassenlehrer ändert sich in den ersten acht Jahren nicht und dieser unterrichtet auch die Mehrheit der Fächer.
     Hauptfächer wie Mathematik, Geografie, Deutsch oder Geschichte werden im Block unterrichtet. Ein Fach wird über mehrere Wochen detailliert im Unterricht erarbeitet, bis nach Ende der Epoche ein anderes Fach an die Reihe kommt. Weitere Fächer wie Sport, zwei Fremdsprachen, Religion, Musik, aber auch Eurythmie oder handwerklich-künstlerische Fächer folgen täglich im Anschluss an die Hauptfächer.
     „Mit allen Sinnen lernen“, versucht Nicole Fröhlich das Konzept hinter der Waldorfschule auf den Punkt zu bringen, „wir nennen das denken, fühlen, wollen.“
     Doch auch wenn die Kinder individueller, nach deren eigenem Tempo, unterrichtet werden, die Anforderungen bei den Schulabschlüssen sind mit denen sämtlicher Schulen in NRW einheitlich. In Klasse 13 erfolgt das Zentralabitur, in Klasse 11 schließt man mit regulärem Haupt- oder Realschulabschluss ab. Die Chancen im Berufsleben sieht Fröhlich nach Beendigung der Waldorfschule besser, als bei anderen Schulformen. Dafür sorgen zu einem die praktischen Fächer auf dem Lehrplan, als auch die begleitenden Praktika, die jeder Schüler durchlaufen muss. Bei einem Praktikum in der Landwirtschaft, einem im Handwerk, sowie einem in einer sozialen Einrichtung, können die Schüler schon erste Kontakte zu möglichen Ausbildungsbetrieben knüpfen.
     Da das Bundesland nur einen Teil der anfallenden Kosten der Schule übernimmt, wird für die Eltern ein Schulgeld, abhängig von der Höhe ihres Einkommens, fällig.

Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg

Autor:

Dirk Kleinwegen aus Rees

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