Eine Rheintour mit Hein

Anhand der Schaubilder erklärt Hein vom Rhein die Funktion der Flutmulde.
(Foto: Dirk Kleinwegen)
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Mit der Fähre „Rääße Pöntje“ geht es in die Flutmulde

In unserer Sommerserie stellen wir jede Woche eine Stadtführung in Rees vor. Gerade bei schönem Sommerwetter werden diese gut angenommen. Ein Gästeführer ist Heinz Wellmann, für seine unterschiedlichen Touren schlüpft er jedes Mal in eine andere Rolle, Hein vom Rhein ist besonders beliebt.

Hein vom Rhein ist wie ein Rheinschiffer gekleidet, mit Fischerhemd und Gummistiefeln. Bei Temperaturen um 30 Grad kann er heute „Friesennerz“ und Nebelhorn zu Hause lassen. Und das Thema, das er den 22 Gästen seiner seiner Stadtführung näherbringen möchte, ist natürlich der Rhein. Gästeführer ist der 61-jährige Heinz „Hein“ Wellmann, Vorsitzender der deutschen Nachtwächtergilde.
     Als Warm-up am Rathaus stellt Hein vom Rhein die Frage nach dem längsten Fluss in Deutschland und die Teilnehmer wundern sich, dass „der Rhein“ nur eine von drei richtigen Antworten ist, je nach genauer Definition.
     So kleinlich ist Hein aber selten, für Rees ist ohnehin nur der Rhein wichtig und der hat zur Zeit Niedrigwasser. „Iss nich´ viel drin“, meint Hein. Die ersten Einschränkungen für den Schiffsverkehr bestehen bereits. Doch das Hochwasser, mit dem Rees teilweise mehrmals im Jahr zu kämpfen hat, ist ein wesentlich spannenderes Thema. 1926 war die komplette Innenstadt überflutet, auf dem Marktplatz konnte man sich mit einem Ruderboot fortbewegen.
     An dem großen Stadtplan informiert Hein über die Lage und Funktion der Deiche und dass die Menschen teilweise selbst Schuld an den Hochwassern haben, da dem Strom immer weitere Ausweichflächen entzogen werden. Wie man früher und auch heute der Bedrohung durch das Hochwasser an Deichen, Rheinpromenade und auch an den Häusern begegnet, macht der Gästeführer deutlich.
     Nach einem kleinen Umweg über die höchste Stelle von Rees geht es endlich an den Rhein. Während die Gruppe im Schatten den Blick auf den Fluss genießen kann, erzählt Wellmann vom Rhein als Wasserstraße. Und die begann bereit 13 Jahre vor Chr. mit den Römern, die am Rhein die Grenze zu ihrem Reich einrichteten. In den späteren Jahren zogen die Wikinger an Rees vorbei, bis im 13. Jahrhundert mit den Hanseschiffen der Transport von Gütern auf dem Rhein begann. Mit Segeln und mit Pferden gezogen dauerte die Fahrt von Rotterdam nach Köln sechs Wochen. Das erste Dampfschiff auf dem Rhein benötigte 1816 nur noch sechs Tage für die Strecke.
     Mittlerweile fahren rund 600 Schiffe pro Tag an Rees vorbei und befördern 1,7 Millionen Gütertonnen, und das in fester, flüssiger oder gasförmiger Form.
     Der Niederrhein ist in Rees rund 300 Meter breit, um den Fluss zu queren werden Boote, Fähren oder auch Brücken genutzt. Die erste Brücke wurde von den Römern gebaut und das innerhalb von zehn Tagen. „Heute braucht man zehn Jahre allein für das Planfeststellungsverfahren“, erklärt Hein vom Rhein mit Augenzwinkern. Die erste richtige Brücke über den Rhein wurde erst 1859 fertiggestellt, die erste Rheinbrücke in Rees ist hat gerade mal ihren 50. Geburtstag gefeiert.
    Am Rhein entlang geht es nun in Richtung Mühlenturm. Der hatte früher die Funktion als Eisbrecher. Der Stadtführer zeigt den staunenden Gästen weit oben die Marke, bis wohin sich das Eis einst aufgestaut hatte.
     In der Nähe des Mühlenturms macht Hein auf ein versunkenes Sturmboot der Alliierten aufmerksam, dessen Reste nur bei Niedrigwasser zu sehen sind. Da wo jetzt das Sturmboot liegt, war um 1900 eins der beiden Reeser Schwimmbädern im Rhein untergebracht. Außen rum lagen die Umkleidekabinen, innen war die Schwimmfläche.
     Auch wenn Heinz Wellmann der Vorsitzende des Reeser Geschichtsvereins ist, geht er nicht nur auf geschichtliche Themen ein. Er erklärt auch welche Arten von Schiffen sich heutzutage auf dem Rhein befinden, welche Güter sie transportieren und wie sich die Schiffsführer auf dem Strom orientieren.
     Zum Abschluss geht es mit der Fähre Rääße Pöntje auf die andere Seite des Rheins. Der Grund für die Stromüberquerung ist nicht der Wechsel auf eine andere Rheinseite, denn es geht direkt wieder zurück. Aber hier lässt sich die Funktion der Flutmulde wesentlich besser erklären als nur auf den großen Schaubildern am Reeser Krantor.
     Bei Hochwasser bietet die drei Kilometer lange und bis zu 180 Meter breite Flutmulde dem Rheinstrom einen Bypass. Dadurch werden die Wassermengen, die auf die Stadt treffen vermindert und zusätzlich die Vertiefung des Flussbettes verhindert.
     Die Fähre wird durch die Wellen etwas durchgeschüttelt. Hein vom Rhein versucht darauf hin ganz fürsorglich, seinen mitgebrachten Spuckbeutel an den Mann oder die Frau zu bringen, findet aber keinen Abnehmer. Mit der Rückfahrt geht für die 22 Gäste eine interessante und informative, aber auch lustige Führung zu Ende.

Autor:

Dirk Kleinwegen aus Rees

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