Hat die AfD begründete Angst vor dem Verfassungsschutz?
Gauland und Meuthen stutzen scheinbar Höcke den rechten Flügel

Wenn man genau hinschaut und hinhört, passieren diese Woche noch andere Dinge in der Welt. Sogar in Deutschland gibt es nicht nur das Thema "Corona". Meuthen und Gauland sind sich in den letzten Tagen anscheinend einig gewesen, der eigenen Partei eine Überwachung vom Verfassungsschutz doch lieber ersparen zu wollen. Man weiß vielleicht auch nicht, was dabei alles rauskommen würde, seit dem Maaßen der Ermittlungsbehörde nicht mehr vorsteht. Möglicherweise wäre dann eine kommende Schlagzeile der Zeitung mit den vier Buchstaben: 

Flügel nur Spitze des Eisbergs...

Jedenfalls habe ich so meine Bedenken, ob es hilft, wenn sich der sogenannte Flügel der angeblichen Alternative für Deutschland selbst auflöst. Gauland und Meuthen mögen sich jetzt wohl so fühlen, wie die Tante "langsam böse wird, wenn der kleine Björn ihr noch 33mal Ketchup in die Haare schmiert...". Die beiden Galionsfiguren der Blauen haben es ihrem Faschisten so richtig gezeigt, glauben die womöglich selber, wenn man Tagesthemen und andere Medien so verfolgt.

Ich habe da eher nicht so ein gutes Gefühl, was die Glaubwürdigkeit und Moral von Kalbitz und Höcke angeht. Schließlich hat der eine von den Beiden sogar in den sozialen Medien zügig durchblicken lassen, wie er das sieht: Nämlich, dass man in der Partei eigentlich so weitermachen wird. Zugegeben wurde dieser Post nach kurzer Zeit vom Administrator der eigenen AfD-Flügel-Seite entfernt. Aber ein Nachgeschmack bleibt zumindest denen, die 20 und 25 zusammenrechnen können.

Im Ernst hat es Deutschland nach '45 offenbar nicht geholfen, dass in Essen der ehemalige Adolf-Hitler-Platz wieder zum Burgplatz umgenannt wurde. Deshalb sind nicht unbedingt keine Nazis mehr in Karnap und anderswo zu finden. Manch einer von den AfDlern rechnet sich 2020 angeblich sogar Erfolgschancen aus, weil die SPD dort sich intern womöglich gerade selber ausbremst. 

Ob es darüber hinaus den Russen geholfen hat, dass Städte wie Stalingrad wieder andere Ortsschilder führen, mag sich auch jeder die Frage selbst beantworten. Ich bleibe skeptisch, wenn es nun genügen sollte, dass sich der "Flügel" spontan selbst auflösen kann. Erst monatelang in Thüringen die Demokratie an der Nase herumführen - und dann ein "Du-Du-Du" vom alten Gauland, und Jack geht zurück in die Box, kann ich mir nicht vorstellen. Und ich kann mir vieles vorstellen... wobei Jack dann eher Pandora heißt und die Box eine Büchse wäre. Die ändern womöglich auch einfach nur das Etikett und den Namen, weil man sie parteiintern quasi verboten hat. 

Insgesamt will ich auch nicht die ganze Partei der Ewiggestrigen; gepaart mit Nichtrichtiginformierten, Durchsrastergefallene und Wutbürgern, so einfach verbieten. Das wäre auch viel zu kurz gedacht. Und zu konservativ. Schließlich hat die Klasse der politischen Elite tatsächlich nicht nur handwerklich viele Fehler fabriziert, in den Jahren seit Helmut Schmidt. Visionen waren auch nicht wirklich zu erkennen. Die sogenannten Volksparteien gefielen sich am Besten nämlich in der eigenen Nabelschau von Großen Koalitionen, in wechselseitigem Schulterklopfen und schmorten wie Biskin am liebsten im eigenen Saft der Mitte. Auch eine einstmals frühere Alternative für unser Land, die sich seinerzeit aber lieber den Namen einer frischen Farbe gab, hat sich mittlerweile extrem angepasst. So wurde die Politik zu einer Art alter durchgeschlafener Matratze: in der Mitte nur scheinbare Tiefe, weil am Rand einfach niemand mehr liegen wollte. Deshalb ist m.E. die Existenz einer AfD dem politischen System geschuldet. Konsequenz sozusagen. Wie seinerzeit Hitler unter anderm auch die Konsequenz des Versagens der Weimarer Demokratie gewesen ist. Sein Erfolg war mehr dem Versagen der Anderen, als einem etwaigen Talent geschuldet. Weil Weimar historisch und geografisch nicht so weit weg ist, von eben dem Landtag, der vor Corona ganz Deutschland in anderer Hinsicht das Fürchten lehrte, glaube ich nicht an die freiwillige Selbstauflösung des sogenannten Flügels. Diese gefährlichen Strukturen werden ebenso erhalten bleiben, wie auch die Gesinnung ihrer Anhänger. Das hat Deutschland auch bei der Stasi erlebt - und bei anderen Beispielen, die ich hier nicht alle aufzählen kann.

Aus meiner Sicht sollte der sogenannte Flügel und die gesamte AfD auf den Prüfstand der Verfassung - trotz dieser populistischen Geste der angeblichen Selbstauflösung. Nicht, um die Partei zu verbieten - sondern, um den Wählern zu zeigen, dass diese Organisation eben keine Alternative bietet. Sondern weil es einfach ein Wahlverein ist, organisiert von zum Teil menschenverachtenden Zynikern, die sich an der Enttäuschung vieler Deutscher bereichern möchten - ohne irgendeine Idee, Schaden vom Volke abzuwenden und den Bürgern was Gutes zu tun.

Autor:

Stephan Leifeld aus Schermbeck

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