PCB-Skandal in Ennepetal
Landrat Olaf Schade fordert Nachbesserung von biw

Kreis äußert sich zum Flockenaustritt.  | Foto: Nina Sikora

Bereits Ende vergangener Woche hatte Landrat Olaf Schade seine Erwartungshaltung an das Ennepetaler Unternehmen biw klar formuliert: "Partikel, deren PCB-Gehalt so hoch ist, dass sie als Sondermüll gelten, haben in der Umwelt nichts zu suchen." Für die Kreisverwaltung waren Flockenfund und Untersuchungsergebnis Anlass, Unternehmensvertreter für vergangenen Mittwoch ins Schwelmer Kreishaus einzubestellen. Thema des Termins: biw sollte darlegen, wie das Austreten der weißen Flocken zukünftig verhindert werden soll.

Positiv bewertete Schade die bereits öffentlich gemachte Äußerung des Unternehmens, der Flockenaustritt sei natürlich richtiger Mist gewesen. Irritiert habe ihn aber die ebenfalls veröffentlichte Aussage des Firmenanwalts, wenn biw wüsste, woher die Flocken kommen, hätte das Unternehmen die Ursache sofort bekämpft. "Angesichts der Tatsache, dass über Monate keine Flocken gefunden worden sind, war ich davon ausgegangen, biw hätte diese Ursache längst gefunden und abschließend beseitigt", so Schade. "Jetzt wissen wir allerdings: Die von biw bisher eingeleiteten Maßnahmen waren nicht ausreichend, die Emission von PCB-haltigen Partikeln nachhaltig zu unterbinden. Hier muss folglich nachgebessert werden."

Diese Notwendigkeit wurde von den Firmenvertretern um Geschäftsführer Ralf Stoffels geteilt. Vorgestellt wurden Überlegungen, um das Risiko für das Austreten von Flocken zu reduzieren. Dazu gehören Filter in den Anlagen, der Umbau von senkrechten Kaminrohren in die Waagerechte sowie Auffangvorrichtungen auf den Hallendächern.

Verfahren wird nicht gebremst

Grundsätzlich begrüßt die Kreisverwaltung diese Überlegungen. Gleichzeitig stellt sie aber fest: "Die Wirksamkeit der heute vorgestellten Ad-hoc-Maßnahmen ist für uns bisher wenig greifbar. Wir werden den von uns eingeschlagenen Weg daher nicht verlassen." Das heißt: Das ordnungsrechtliche Verfahren, das auf ein Verbot des Einsatzes des Vernetzers zielt, wird nicht gebremst. Schließlich sei dieser chlorhaltige Stoff die Ursache für das Auftreten der PCB-haltigen Flocken.

Den Verantwortlichen ist dabei klar: Ein Vernetzer-Verbot hätte möglicherweise sehr weitreichende Folgen für Zukunft und Produktion von biw, Nebenwirkungen auf andere Firmen und deren Produktion inklusive. Schade stellt dazu aber erneut klar: "Wir stehen zur Industrie, aber wir arbeiten für die Gesundheit der Bürger, und wir erwarten von Unternehmen, dass sie dieses höchste Gut der Menschen nicht gefährden."

Auch aus diesem Grund wiederholt die Kreisverwaltung ihren Aufruf an die Bevölkerung, Flockenfunde zu melden. Ansprechpartner hierfür ist die Stadt Ennepetal (Tel. 02333/9790). Außerhalb der Dienstzeiten wird eine Telefonnummer angesagt, die ständig besetzt ist.

Kreis prüft Unterlagen

Am Rand thematisiert wurden während des Gespräches die Unterlagen, die biw fristgerecht Ende vergangener Woche eingereicht hatte. Diese sollen aufzeigen, wann und wie die Emissionen von PCB über die Abluft reduziert werden. Der Kreis prüft derzeit das Vorgeschlagene sowie die von biw skizzierte Zeitschiene. Dabei setzt die Kreisverwaltung auf den engen Austausch mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) NRW sowie mit dem NRW-Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz.

Seit dem vergangenen Donnerstag sind das LANUV und die Kreisverwaltung den Flocken zudem noch dichter auf der Spur. Dann wurden Messstationen aufgestellt, die weitere Erkenntnisse liefern sollen. Ausgangspunkt für diese weiteren Messungen waren die Ergebnisse der Grünkohluntersuchungen.

Autor:

Lokalkompass Schwelm aus Schwelm

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