Der Krisensucher als Künstler. Klaus Koppenberg zeigt seine Werke im zib-café der Lindenbrauerei

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Krise? Ein Begriff, den man wirklich gerne meidet. Der allenfalls dem Feuilleton Lust bereitet. Aber dahin gehört Klaus Koppenberg eigentlich gar nicht. Er, der Unnaer aus Leidenschaft, ist Jugend-, Sozial- und Hospizarbeiter und vieles andere mehr. „Ich gehe gerne dahin, wo es schwierig wird“, sagt er. Weil gerade daraus Positives entstehen kann. Weil die Schwierigkeit (das Problem oder die Krise) zu wichtigen Selbsterfahrungen führt, die für Klaus Koppenberg immer im Umgang mit anderen Menschen entstehen. Arbeit mit Sterbenskranken, Arbeit am Runden Tisch und künstlerischer Ausdruck seiner ersten Ausstellung „Krisenkunst“ entspringen für ihn einer Quelle: der krisenhaften Grenzsituation.

Und da hängt dann im zib-cafe sein Mobilé mit teilweise plastisch ausgeprägten Buchstaben, die sich zum Wort „Anbiguitätstoleranz“ ergänzen. Welch ein Wort! Ambiguität meint so etwas wie Widersprüchlichkeit, Ungewissheit, Unterschiedlichkeit: Dinge also, die auf den ersten Blick nicht so recht zusammenpassen - und gerade deswegen Toleranz einfordern. Es geht um die positive Wertung von Unterschiedlichkeit in Kultur und Gesellschaft. Genauso wie sich die Buchstaben im Mobilé durchdringen und in Bewegung kommen, so kann das z. B. mit verschiedenen Religionen und mit verschiedenen Lebensauffassungen geschehen. Klaus Koppenberg ist Grüner, engagiert sich aber in Unna besonders für parteiübergreifende Projekte wie beim Runden Tisch gegen Gewalt und Toleranz und beim Demographie-Workshop.

An der Wand des zib-café hängt ein Plakat, auf dem ein dem Künstler Georges Braque zugeschriebener Satz zu lesen ist: „Die Darstellung der Beziehung zwischen den Dingen ist wichtiger als die Dinge selbst.“ Wir verwenden im Leben viel Energie darauf zu erklären, warum Dinge so und so sind und dass sie so und so sein müssen und demzufolge keineswegs dem So und So meines Kontrahenten entsprechen. Selten stellen wir uns die Frage: Wer ist eigentlich mein Gegenüber? Was will er? Warum verhält er sich so zu mir? Dies ist der Punkt, wo Kunst und soziale Praxis zusammenfallen und artikuliert sich in allen ausgestellten Kunstwerken. Bis hin zum japanischen Haiku, einem Kurzgedicht, das der Sprachlosigkeit im Angesicht von Gewalt begegnet, indem es seinen Platz findet auf von Demokratiefeinden zerschmetterten Fensterscheiben des grünen Parteibüros.

Einer sich am rein Ästhetischen ergötzenden Kunstszene mag das ein Graus sein: für Klaus Koppenberg ist es das richtige Leben, in dem es um Bewegung, Durchdringung und Beziehung geht.

Die Ausstellung ist bis zum 21. September 2013 zu sehen im zib-café der Lindenbrauerei, Lindenplatz, 59423 Unna

Autor:

Manfred Hartmann aus Unna

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