Ein Stück Ortskultur: Seit 15 Jahre Café „Zur Alten Post“ in Unna-Königsborn

Natürlich wurde der Geburtstags des Cafés standesgemäß gefeiert: Mit Schwarzwälder Kirsch und einer guten Portion Kultur. | Foto: Reimet
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  • Natürlich wurde der Geburtstags des Cafés standesgemäß gefeiert: Mit Schwarzwälder Kirsch und einer guten Portion Kultur.
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Von Jörg Stengl

Sich treffen und miteinander ins Gespräch kommen, bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen diskutieren, philosophieren, Kunst und Menschen kennenlernen – das ist die traditionelle Kaffeehaus­atmosphäre, die seit 15 Jahren im Café „Zur Alten Post“ am Markt in Königsborn gepflegt wird.

Vor 15 Jahren, genau am 5. Februar 1999, eröffnete Remona Tingelhoff ihr Café in Unna-Königsborn. Ihr Konzept: Bei Kuchen, Kunst und Antikem sollten die Menschen hier ins Gespräch kommen. Der rund 100 Quadratmeter große Caféraum, in dem vorher die Königsborner Post untergebracht war, ist gleichzeitig Kunstgalerie, Konzertbühne und Möbelausstellung. Lokale Künstler erhielten die Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren. Rund zehn Ausstellungen im Jahr wurden gezeigt, viele Musiker, Sänger und Autoren waren zu Gast.

Künstler wie Simone Fleck, Markus Asmus, Peter Trautner, Anne-Katrin Schlegel, Ilona Hetmann, Raimon Weber, Bettina Lecking, Linda Peloso, Paula Overbeck waren zu Gast und machten das Café „Zur Alten Post“ zu einem kulturellen Treffpunkt, der auch über die Grenzen der Hellwegstadt bekannt wurde. Für viele Künstler war es die erste Ausstellung, die sie bekannt gemacht hat. Jahrelang war das Café am Königsborner Markt auch Treffpunkt für Entenfahrer. Sie selbst ist begeisterte Anhängerin des französischen Kultautos und fährt ein 89-er Modell. „Eine der letzten, die vom Band lief“, erklärt sie stolz.

Persönlicher Kontakt mit Künstlern und Gästen

Die persönliche Atmosphäre und der direkte Kontakt zu Künstlern und Gästen ist Remona Tingelhoff wichtig. Bei einigen Ausstellungen und Veranstaltungen platzt das Café aus allen Nähten. „Als die 'ChoRleriker' zu Gast waren, herrschte Platzmangel“, erinnert sich Tingelhoff an den Auftritt der Acapella-Formation aus Unna. „Manchmal könnte ich ein paar Quadratmeter mehr gebrauchen, so groß ist die Nachfrage, doch die Gemütlichkeit und der persönliche Kontakt bleiben dann wohl auf der Strecke“, fürchtet sie.

Die Kuchen, die sie serviert, backt sie selbst. „Oma hatte eine Bäckerei im Schwarzwald, und auch meine Mutter konnte gut kochen und backen“, erklärt sie. Die Gene sind also vorhanden.

Von der Kindergartenleiterin zur Caféhausbesitzerin

Doch der Weg hinter die Café-Theke war nicht vorgezeichnet. In Pforzheim geboren, absolvierte Tingelhoff zunächst die Lehre zur Industriekauffrau – in einer Uhrenmanufaktur. Die Liebe brachte sie nach Dortmund, sie arbeitete bei einer Krankenversicherung und im Architekturbüro. Um in der Nähe ihrer Kinder zu sein, arbeitete sie dann in einem Unnaer Kindergarten und machte parallel dazu eine Ausbildung zur Erzieherin. Als Quereinsteigerin studierte sie in Bochum Sozialpädagogik. Titel ihrer Diplomarbeit: „Soziales Leben in Kaffeehäusern früher und heute“. Im selben Jahr eröffnete sie ihr Café in Königsborn.

Und das hat sie auch 15 Jahre danach nicht bereut. „Na klar, ich muss viel Arbeit investieren“, gesteht sie ein. „Es steckt eine Menge Koordination dahinter. Doch ich habe mit Kunst und Künstlern zu tun, handle mit Antikem und habe viele nette Gäste. Das ist ein angenehmes berufliches Umfeld.“

Zahlreiche Anfragen hat die Café-Betreiberin in den vergangenen 15 Jahren gehabt. Viele davon sind umgesetzt worden. So gab es Vorträge über Heilpraktikerkunst aus Afrika, Feng Shui und Schimmelpilzbefall sowie Kosmetik- und Modeschmuck-Präsentationen. Seit kurzem gibt es auch eine Strick- und Häkelrunde, die sich im Café am Markt in Königsborn trifft. Oft sieht man auch eine Clownin am Tisch sitzen. In ihrer bunten Aufmachung trinkt sie ihren Kaffee und kommt mit den Gästen ins Gespräch.

Hans Schulz stellt aus

Bis zum 2. März schmücken die Bilder des Bergkamener Malers Hans Schulz die Café-Wände. Anfragen für die Folgeausstellungen hat Remona Tingelhoff bereits vorliegen. „So lange, wie es noch Spaß macht,“ will die gelernte Industriekauffrau das Kunst-Kuchen-Kultur-Kaffee-Programm in der „Alten Post“ noch weiter führen und Schnittstelle sein für viele Künstler aus der Region.

Autor:

Lokalkompass Unna/Holzwickede aus Unna

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