Kröten haben Vorfahrt

Langsam wagen sich Kröten und Frösche im Dunkeln aus ihrem Winterquartier und machen sich auf in Richtung Teich und Tümpel. | Foto: Archiv
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  • Langsam wagen sich Kröten und Frösche im Dunkeln aus ihrem Winterquartier und machen sich auf in Richtung Teich und Tümpel.
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Unna/Holzwickede. Im Frühjahr, wenn die Temperaturen steigen, zieht es Frösche, Kröten und auch Molche in die Laichgebiete. Die jährliche Krötenwanderung beginnt. Die Tiere hüpfen aus den Winterverstecken und wandern zu ihren Laichplätzen.

Auch in Unna wird wieder eine verstärkt einsetzende Krötenwanderung erwartet. Von den ehrenamtlichen Helfern wurden in den betroffenen Gebieten bereits Krötenschutzzäune errichtet. Gesperrt für den Autoverkehr wurde bereits ein Teilstück der Bornekampstraße. Weil die Krötenwanderung hauptsächlich nachts erfolgt, dürfen hier Fahrzeuge von 20 bis 8 Uhr nicht durchfahren. Der gesperrte Bereich beginnt im Norden etwa in Höhe der Kreuzung Talstraße/Martinstraße und endet im Süden kurz vor der Autobahnbrücke (A44).

Wie lange die nächtlichen Sperrungen andauern werden, ist zurzeit noch nicht absehbar. Die südlich der A44 gelegenen Gebäude (u.a. das „Beo“) können nachts von Süden aus über die Straße „Am Predigtstuhl“ angefahren werden.
Die Tierschützer bitten Auto- und Motorradfahrer, besonders rücksichtsvoll zu fahren, auf Hinweisschilder zu achten und das Tempo zu drosseln. Denn häufig lägen gerade Landstraßen auf den Wanderrouten, und deren Überquerung stellt oft eine große Gefahr für die Tiere dar.

Kröten werden durch Strömungsdruck getötet

„Auf Strecken mit Amphibienwanderungen sollte nicht schneller als Tempo 30 gefahren werden“, appellieren die Tierschützer. Der Grund: Häufig würden Tiere nicht durch das direkte Überfahren, sondern allein durch den tempoabhängigen Strömungsdruck der Autos getötet. Also auch wenn sie nicht direkt überfahren werden, tötet alleine der Strömungsdruck die Tiere: Vor dem Auto baut sich ein Überdruck auf, der ein paar Zentimeter vor der Stoßstange am größten ist. Unter dem Auto dagegen entsteht ein Unterdruck. Fährt das Auto über die Kröte hinweg, so ist das Tier dieser Druckverteilung ausgesetzt. Je größer die Geschwindigkeit der Autos, desto stärker der Druck. Die Kröten und Frösche erleiden inneren Verletzungen. Schon bei Fahrtempo 50 haben die Kröten nach Einschätzung von Sachverständigen kaum eine Überlebens­chance.

Das immer dichter werdende Straßennetz werde vielen wandernden Tieren zum Verhängnis. „In hohem Maße betroffen sind Frösche und Kröten, insbesondere Erdkröten. Für ein paar Wochen kommt es zu Massenwanderungen.“

Tierschützer leisten Beitrag zum Artenschutz

Während vereinzelt auf Massenwanderungen von Kröten mit der Sperrung besonders betroffener Straßen oder der Errichtung von Krötentunneln oder -brücken reagiert werde, seien andernorts Tierschützer im Einsatz. „Sie stellen Fangzäune auf, sammeln die Tiere ein und bringen sie über die Straße, damit sie auf der anderen Seite ihren Weg fortsetzen können“, berichtet der deutsche Tierschutzbund. „Dieser Einsatz ist ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz.“

Langsam wagen sich Kröten und Frösche im Dunkeln aus ihrem Winterquartier und machen sich auf in Richtung Teich und Tümpel. | Foto: Archiv
Im Huckepackverfahren überquert dieses Paar die Straße. Dabei trägt das Krötenweibchen das Männchen auf dem Rücken. | Foto: Archiv
Autor:

Jörg Stengl aus Unna

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