Tagesmutter in Unna: "Für mich ist das eine Ehre"

Christine Gausmann und ihre Rasselbande.

So ein Job ist doch toll: Man braucht das Haus nicht zu verlassen, der Arbeitgeber tut alles, damit es einem gut geht, und die Kundschaft ist sprachlich nicht so fit, als dass sie viel Ärger machen könnte. Könnte man meinen. Warum aber gibt es dann so wenige, streng genommen zu wenige, Tagesmütter in Unna?

So toll ist der Job auch nicht

Vielleicht, weil der Job doch nicht so toll ist. „Das größte Manko ist wohl, dass ich freiberuflich tätig bin“, erklärt Christine Gausmann, „das bedeutet eben auch, dass ich selber sehen muss, dass der Laden läuft.“
Sie ist seit 2009 als Tagesmutter tätig. Damals kam ihr erster Sohn Lukas zur Welt und sie suchte einen Weg, Beruf und Familie sinnvoll unter einen Hut zu bekommen. Die Lösung war die Tätigkeit als Tagesmutter.

Mittlerweile geht Christine Gausmann in ihrem Beruf ganz auf, jetzt wurde sogar eine eigene Wohnung zur Betreuung der Tagespflegekinder angemietet. Das Praktische: die Wohnung liegt im selben Haus, in dem Familie Gausmann wohnt. „Jetzt kann ich richtig Feierabend machen und brauche trotzdem nur zwei Treppen hoch in unsere Wohnung zu gehen.“

Tagesmütter wie Christine Gausmann sind für das Unnaer Jugendamt Gold wert: engagiert, zuverlässig und hochwertig ausgebildet. Und so werden auch Till Knoche vom Jugendamt und Jutta Steemann-Beele vom Unnaer Familienbüro nicht müde, Christine Gausmann zu loben. Hinzu kommt, dass sie eine von nur 39 Tagesmüttern vom Familienbüro betreuter Tagesmütter in Unna ist. Vor dem Hintergrund, dass es ab dem kommenden Jahr einen Rechtsanspruch für Einjährige auf eine qualifizierte Betreuung gibt, ist diese Zahl erschreckend niedrig.
Knoche schätzt, dass im kommenden Jahr rund 1.500 Unnaer Kinder diesen Anspruch hätten. „Aber natürlich nehmen nicht alle diesen Anspruch wahr“, erklärt der Jugendhilfeplaner. Abgedeckt werden soll der Bedarf zu 70 Prozent über die U3-Plätze in den Kindergärten und zu 30 Prozent über die Tagesmütter.

Rechnung mit vielen Unwägbarkeiten

Aber: „Das ist eine Rechnung mit vielen Unwägbarkeiten“, erklärt der Mann vom Jugendamt. Wie wird sich das Betreuungsgeld auswirken, wenn es kommt? Wie schlägt sich der demographische Wandel nieder? Und wie geht die gesellschaftliche Entwicklung weiter? „Wir beobachten im Moment den Trend, dass Kinder immer früher in die Betreuung geben werden“, so Jutta Steemann-Beele. „Die Ursache dafür liegt nicht nur in den eher schlechten Rahmenbedingungen der Arbeitswelt für junge Mütter“, erklärt Knoche, „sondern auch darin, dass Eltern die frühe Betreuung als Grundlage für eine gute Ausbildung sehen.“

Die Vorteile, die für eine Tagesmutter sprechen, liegen klar auf der Hand: Betreuung der Kinder in Kleinstgruppen, die Möglichkeit individueller Betreuungszeiten, die kein Kindergarten bieten kann und auch die räumliche Nähe zur Tagesmutter.

Und wer dann noch eine Tagesmutter hat wie Christine Gausmann, hat wirklich Glück gehabt: „Im Behördenjargon sollten wir Tagespflegepersonal genannt werden, dabei ist für mich der Titel Tages-Mutter eine echte Ehre.“ Und das glaubt man ihr auch sofort.

Infos

Das Jugendamt Unna ist mit seiner Servicestelle Familienbüro Ansprechpartner für Familien, die einen Kindertagespflegeplatz benötigen oder Kindertagespflegeplätze anbieten möchten.

Ansprechpartnerin ist Jutta Steemann-Beele
Tel. 02303/103-519

Sprechzeiten:
Mo, Di, Do, Fr von
8.30 bis 12 Uhr und nach
Vereinbarung

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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