Unfallschwerpunkt Kreisverkehr Kreishaus Unna wird entschärft

So sieht's aus: zu viele missachten die Zweispurigkeit und fahren einfach geradeaus über den Kreisel weg. | Foto: Stadt Unna
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Seit der Eröffnung im Mai 2002 hat der Kreisverkehr vor dem Kreishaus zu zahlreichen Kontroversen geführt. Überdimiensioniert, unübersichtlich und als Verkehrshindernis empfunden sind nur einige der Vorwürfe, die Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer immer wieder gegen den Kreisel anbringen. Und die Unfallzahlen geben diesen Vorwürfen Recht. Das soll sich nun ändern.

Als der Kreisverkehr geplant wurde, sah man vor allem die nackten Zahlen. Weit über 30.000 Autos, LKW, Busse und andere Verkehrsteilnehmer queren täglich den „Kreisverkehrsplatz“, wie der Kreisel im Amtsdeutsch heißt. „Die Geometrie konnte aber - baulich bedingt - nicht entsprechend umgesetzt werden“, erklärt dazu Volker Kahlert, Bereichsleiter Verkehrsplanung und Tiefbau.

Mittelgroßen Kreisverkehr mit zwei Fahrspuren ohne Mittelmarkierung

Wolfgang Rickert ergänzt: „Und für eine Fahrbahnmarkierung hätten beide Fahrspuren eigenständig ohne gegenseitige Beeinträchtigung nutzbar sein müssen. Im Kreisel wäre dies aber auf Grund der Abmessungen dann nicht mehr möglich, wenn zum Beispiel ein LKW oder ein Bus durchfahren würde.“ So sei es in der Durchführung nicht anders machbar gewesen, als einen „mittelgroßen Kreisverkehr mit zwei Fahrspuren ohne Mittelmarkierung“ zu bauen.

Im Ergebnis fahren viele Autofahrer einfach gerade durch den Kreisel hindurch - zum Beispiel von der Hansastraße kommend und geradeaus in die Viktoriastraße. „Unter Missachtung des Rechtsfahrgebots, das auch im Kreisverkehr gilt“, wie Wolfgang Rickert, Bereichsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung, betont. Dabei kam es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen regelgerecht und regelwidrig fahrenden Fahrzeugen.

Maßnahmen erfolgreich

Die Polizei meldete im Schnitt 40 bis 45 Unfälle pro Jahr. Und so besserte man nach: 2004 wurden Fußgängerüberwege und Radwege angelegt und der Radverkehr für beide Richtungen freigegeben. 2007 und 2011 wurde bei den Verkehrszeichen nachgebessert. „Die Maßnahmen zeigten auch ihre Wirkung“, meint dazu Wolfgang Rickert, „allerdings haben wir in den letzten Jahren verstärkt Unfälle mit den sogenannten schwachen Verkehrsteilnehmern, also Radfahrern und Fußgängern, gehabt“, so Rickert weiter.

Ein Umstand, den nun das Land NRW ausgemerzt haben möchte. „Vom Verkehrsministerium haben wir jetzt die Empfehlung bekommen, den Unfallschwerpunkt zu entschärfen“, so Rickert. Und dafür gab es die ausdrückliche Erlaubnis, die ansonsten mit höchster Priorität versehene „Leistungsfähigkeit“ des Kreisels zu beschneiden.

Und so kommt es nun, wie es schon viele vorhergesehen haben: Der Kreisel wird von zweispurig auf einspurig zurückgebaut. Und auch die Einfahrten werden in Zukunft nur noch einspurig erfolgen. „Dafür sperren wir die jeweils rechten Spuren“, erläutert Volker Kahlert. Zudem wird der Innenraum des Kreisverkehrs verkleinert, statt 10,50 Meter stehen den Fahrzeugen dann nur noch 8 Meter Platz zur Verfügung. Dann stimmt auch wieder der „Einfallswinkel“ der Fahrzeuge - man ist quasi gezwungen, „rund“ zu fahren.

Einspurigkeit als Provisorium

Die Änderungen werden zunächst einmal provisorisch vorgenommen. Gelbe Baustellenmarkierungen und Plastikschweller werden den Verkehr in die richtigen Bahnen lenken.

Die Umsetzung erfolgt im Frühjahr bis spätestens Ostern, die Kosten beziffert Wolfgang Rickert mit 20.000 Euro. „Danach beginnt dann eine Beobachtungsphase“, erklärt Rickert weiter. Wie entwickeln sich die Unfallzahlen, gibt es massive Rückstaus, die wiederum zu Gefahrenpunkten werden könnten?

Doch insgesamt erwartet man eine positive Entwicklung: „Die Autofahrer müssen langsamer fahren und können dadurch aufmerksamer sein, was Fußgängern und Radfahrern zugute kommt. Durch die Einspurigkeit haben sie schlicht keine Gelegenheit mehr, mit neben sich fahrenden Fahrzeugen zu kollidieren“, so Rickert. Kommt es zu keiner Verbesserung, kann noch die Gegenläufigkeit des Radverkehrs unter die Lupe genommen werden.
Sollten sich die Maßnahmen anders als erwartet als unwirksam erweisen oder sogar zu einer Verschlechterung führen, kann das Projekt auch frühzeitig abgebrochen werden.

Ansonsten ist die Testphase bis Ende des Jahres terminiert.

So sieht's aus: zu viele missachten die Zweispurigkeit und fahren einfach geradeaus über den Kreisel weg. | Foto: Stadt Unna
So wird's aussehen. Die jeweils rechten Einfahrspuren werden gesperrt, der Innenraum des Kreisels verkleinert. | Foto: Stadt Unna
Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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