Hoher Frauenanteil bei der Feuerwehr Unna

Von links: Jessica Flecke, Löschgruppenführerin aus Stockum-Westhemmerde, Kathrin Kostrzewski von der Löschgruppe Lünern ist Jugendwartin, Linda Wiggers von der Löschgruppe Billmerich ist Frauenbeauftragte.            Foto: Jörg Prochnow
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  • Von links: Jessica Flecke, Löschgruppenführerin aus Stockum-Westhemmerde, Kathrin Kostrzewski von der Löschgruppe Lünern ist Jugendwartin, Linda Wiggers von der Löschgruppe Billmerich ist Frauenbeauftragte. Foto: Jörg Prochnow
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Frauen in Uniform gehören mittlerweile zum Alltagsbild. Auch bei der Feuerwehr Unna sind die Frauen auf dem Vormarsch

„Ich will später mal Feuerwehrmann werden“. So lautete früher der Berufswunsch viele Jungen. Aber auch heute noch genießt der Beruf des Feuerwehrmanns ein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Wobei das reine Löschen eines Feuers mittlerweile den kleinsten Teil der täglichen Arbeit ausmacht. Technische Hilfeleistungen und der Umgang mit gefährlichen Stoffen nehmen immer mehr zu. Die Zahl der Rettungsdiensteinsätze steigt seit Jahren ebenso kontinuierlich. Über zu wenig Arbeit können sich die Feuerwehren in Deutschland also nicht beklagen. Mit Sorge blickt man allerdings vielerorts in Richtung Zukunft. Wird es in den nächsten Jahren genug Personal geben, den Brandschutz in den Städten sicherzustellen? In der Kreisstadt Unna sieht es zurzeit gut aus, erklärt Stadtbrandinspektor Hendrik zur Weihen, Chef der Freiwilligen Feuerwehr.

Obwohl es ein Job ist, der festes Zupacken erfordert, ist die Feuerwehr längst keine reine „Männersache“ mehr. Rechnet man die Jugendfeuerwehr hinzu, gibt es in Unna mittlerweile vierzig Frauen bzw. Mädchen, die an der Spritze stehen. Und das nicht nur bei den freiwilligen Kräften. Die 25-jährige Brandmeisterin Maren Frohnert versieht ihren Dienst als hauptamtliche Feuerwehrfrau auf der Feuer- und Rettungswache an der Florianstraße.

                               "Man muss schon zupacken können"

Doch was bewegt eine Frau, einen solchen Beruf oder ein solches Ehrenamt zu ergreifen? Wir befragten vier Frauen nach ihren Gründen und ihren Erfahrungen. Die Antwort darauf war einhellig:“ Helfen zu können, eine abwechslungsreiche Tätigkeit und die Kameradschaft“. Doch wie ist es, wenn man in eine Männerdomäne einbricht? „Am Anfang gab es schon Vorbehalte“, erklärt die 32-jährige Hauptbrandmeisterin Linda Wiggers aus Billmerich, die auch gleichzeitig Frauenbeauftragte der Feuerwehr Unna ist. Sätze wie „Wenn Frauen eintreten, trete ich aus “ oder“ Wann kommt die richtige Feuerwehr“ sind gefallen. Doch das ist glücklicherweise Vergangenheit. Oberbrandmeisterin Jessica Flecke (27) ist Löschgruppenführerin im Löschzug 4-Stockum-Westhemmerde und erklärt hierzu:“ Frauen werden mittlerweile gezielt angeworben. Die Gruppe steht heute hinter uns und würde uns auch nie in den Rücken fallen“.Gibt es trotzdem noch Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Brandschützern? Linda Wiggers:“ Männer gehen mit belastenden Momenten souveräner um, Frauen reden hinterher mehr zusammen darüber“. Der Weg zur Feuerwehr führte bei den meisten über die Jugendabteilung. Zwei Drittel aller Mitglieder sind über die Jugendfeuerwehr gekommen, was allerdings nicht bedeutet, dass auch lebensälter Interessenten uninteressant sind. Das Dienstalter wurde mittlerweile nach oben hin geöffnet, früher war mit sechzig Schluss. Auch gibt es neuerdings sogenannte Unterstützungsgruppen, in denen Lebensältere aktiv werden können. Allerdings sind alle von uns befragten Frauen uneingeschränkt einsatztauglich und voll einsetzbar, was natürlich eine robuste Gesundheit und eine gewisse Fitness voraussetzt. Maren Frohnert ist von Hause aus zwar sportlich, hat allerdings für den Einstellungstest hart trainiert. Um im täglichen Dienst fit zu bleiben, haben die hauptamtlichen Kräfte der Feuerwehr Unna die Gelegenheit, einmal in der Woche Dienstsport zu betreiben. Drei Termine stehen hier zur Auswahl. Aber auch die freiwilligen Kräfte müssen auf ihre Fitness achten. Einige Kommunen bieten hierfür zum Beispiel freien Eintritt in die Bäder an, Fitnessstudios ermäßigte Mitgliedschaft. Das gilt übrigens auch für Angehörige des Technischen Hilfswerks. Natürlich ist die Freiwillige Feuerwehr keine Institution, die man gelegentlich aufsucht, wenn es die Zeit erlaubt oder wenn man eben Lust hat. Ob Profi oder freiwillige Einsatzkraft: Die Aufgaben sind fast immer gleich. Und dafür stehen 14-tägig Ausbildungsabende auf dem Dienstplan. Hinzu kommen Lehrgänge und Sonderdienste an den Samstagen und eben die Einsätze.

     Feuerwehr als Familienbetrieb

Linda Wiggers:“ Man sollte schon dahinter stehen“. Ist ein solches Engagement denn heute noch mit dem Familienleben vereinbar? Alle vier Frauen sind mit Feuerwehrmännern liiert, was das Verständnis für das mitunter zeitaufwendige Hobby erleichtert. „Man redet viel über die Feuerwehr, das bleibt nicht aus“, erklärt Linda Wiggers. Kathrin Kostrzewski ist Jugendwartin und Mutter einer neunjährigen Tochter.“ Meine Tochter Mia arbeitet jetzt schon darauf hin, mit zehn Jahren in die Jugendfeuerwehr einzutreten“.

                                 Alexandra Zumdick:"Ein toller Job"

Szenenwechsel: Alle Einsätze der Feuerwehr und des Rettungsdienstes werden zentral von der Kreisleitstelle in Unna koordiniert. Neben ihren männlichen Kollegen ist Alexandra Zumdick hier die einzige weibliche Disponentin. Als ehemaligen Rettungsdienstleiterin beim Deutschen Roten Kreuz fuhr sie jahrelang selbst vorher acht Jahre auf dem Rettungswagen und hat den Job von der Pike auf gelernt. Der Vorteil in ihrem jetzigen Beruf ist die Vielseitigkeit. Alexandra Zumdick, die ihren Job toll findet: „Auf der Rettungsleitstelle hat man Einblick in alle Einsatzbereiche der Feuerwehr, der Polizei und des Rettungshubschraubers Christoph 8“. Hinzu kommt die flexible Arbeitszeitgestaltung, die der Kreis seinen Mitarbeitern hier gewährt. Der offene Dienstplan des Jahresarbeitszeitkontos erlaubt familienfreundliche Wunschzeiten. Gearbeitet wird, wie bei der Feuerwehr auch, vierundzwanzig oder zwölf Stunden, die natürlich von entsprechenden Ruhe- und Bereitschaftszeiten unterbrochen werden. Fragt man die 44-jährige Disponentin nach den wesentlichen Merkmalen ihrer Tätigkeit, antwortet sie:“ Einfühlungsvermögen, das Gegenüber ernst zu nehmen und fundierte medizinische Kenntnisse, um die Sachlage richtig einschätzen zu können“. Übrigens: Auch Alexandra Zumdick ist mit einem Berufsfeuerwehrmann von der Feuerwehr Unna verheiratet und hat eine 20-jährige Tochter, die ehrenamtlich Rettungswagen fährt.

Autor:

Jörg Prochnow aus Kamen

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