Mit dem Zweizylinder über den Brenner: Wolfgang Nawrath und sein NSU Prinz

Wolfgang Nawrath und sein Schätzchen | Foto: Stengl
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Die Morde der Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ haben die Abkürzung NSU zu neuer Aktualität verholfen – allerdings in einem ganz anderen, negativen Zusammenhang. Die Freunde der Fahrzeugmarke NSU haben heute einen schweren Stand.

Von Jörg Stengl

„Dass der Name NSU heute mit anderen Hintergründen belegt wird, tut weh“, sagt Wolfgang Nawrath aus Unna. Der 64-Jährige ist überzeugter Fan der Fahrzeugmarke NSU. Der Name NSU, der ab 1892 als Firmenname und Markenzeichen verwendet wurde, ist ein Kurzwort für den Stadtnamen Neckarsulm, der sich wiederum von den beiden Flüssen Neckar und Sulm ableitet, die hier zusammenfließen. Mit dem Namen verbindet Nawrath langjährige Fahrzeugtradition und viele schöne Automodelle und Zweiräder.

Alles, was mit NSU (der Fahrzeugmarke) zu tun hat, interessiert den Unnaer Sammler. Infiziert wurde er schon früh: „Mein erstes Auto war ein Prinz III, den ich von meinem ersten selbstverdienten Geld 1967 gekauft habe“, erinnert sich Nawrath. „Ein halbes Jahr lang habe ich jeden Zehner, der übrig war, ins Autohaus von Harald Karzewski in Unna getragen.“ Dort an der Friedrich-Ebert-Straße stand der „reservierte“ NSU Prinz III und wartete auf die letzte Rate. „Der war Baujahr 1958 in rot mit beigem Dach und hatte selbst gebaute Sportsitze.“

Als dann endlich die 570 Mark bezahlt waren, begann das Leben für Nawrath neu. „Mit der Freundin bin ich zum Eisessen nach Werl gefahren und zum Picknicken auf die Wilhelmshöhe.“ Gut erinnert er sich an die Tour über den Brenner nach nach Italien. „Der Wagen war voll besetzt, aber mit dem luftgekühlten, Zweizylinder-Prinz kamen wir problemlos über den Pass. Die wassergekühlten Autos mussten wegen Überhitzung des Motos oft anhalten.“

120 Spitze – aber mit beachtlichem Lärm

Viele Tausend Kilometer war Nawrath als Außendienstmitarbeiter der Pharma-Industrie mit zahlreichen Automodellen unterwegs, doch die Erlebnisse mit dem ersten Auto blieben gut in Erinnerung. 1998 kaufte sich Nawrath wieder einen NSU Prinz. Ein Kreidler-Fan aus Delmenhorst wollte ihn loswerden.

136.000 Kilometer hat der Zweizylinder inzwischen auf dem Tacho. „Fahre Prinz und du bist ein König“ steht auf dem Nummernschild des kleinen Oldtimers, es war der Werbeslogan aus der Wirtschaftswunderzeit. Der Motor ist eine Weiterentwicklung der Maschine aus dem Max-Motorrads. Der Hubraum wurde auf satte 583 ccm aufgebohrt und leistete im Prinz III dann 30 PS. Immerhin 120 km/h betrug die Höchstgeschwindigkeit – allerdings dann bei beachtlichem Lärm.

Wolfgang Nawrath ist Mitglied in der NSU Prinz IG, einem Verein zur Erhaltung von NSU-Fahrzeugen. Regelmäßige Treffen und Ausfahrten gehören zum Programm.

Haben auch Sie ein besonderes Auto? Dann erzählen Sie uns die Geschichte dazu. Schicken Sie uns Fotos und Infos per Mail unter ­redaktion@stadtspiegel-unna.de oder rufen Sie an unter Tel. 02303/332114.

Autor:

Lokalkompass Unna/Holzwickede aus Unna

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