Integration hautnah - Mogli hilft Menschen mit Behinderung

Hautnahe Begegnung zwischen Mensch und Kamel: Mogli  lässt sich von Klientin Yasemin bereitwillig streicheln. | Foto: privat
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  • Hautnahe Begegnung zwischen Mensch und Kamel: Mogli lässt sich von Klientin Yasemin bereitwillig streicheln.
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Durchhalte- und Einfühlungsvermögen, Geduld und Körpergefühl werden im Umgang mit Tieren häufig gestärkt. Menschen mit Behinderungen erlernen diese Eigenschaften gemeinsam mit Mogli oder Pedro. Das Kamel und der Esel sind Teil der tiergestützten Therapieform, die Agnes Evangelista anbietet. Die Reitthetapeutin und Fachkraft für Integratinon begleitet den Show-Service Diana seit 20 Jahren dabei Groß- und Kleintiere vor die Kino - und TV-Kameras zu bringen.  

 

Vorläufiger Höhepunkt: Im ersten Benjamin-Blümchen-Kinofilm überhaupt, der im kommenden Jahr seinen Start feiert, hat u.a. die Ziege "Mia" ihren großen Auftritt.   Die guten Eigenschaften der Tiere weiß Agnes Evangelista, die auf einem Hof in Wickede/Ruhr arbeitet,  auch abseits des Filmgeschäfts positiv einzusetzen.  Neben Pferden, Eseln, Schafen und Hunden sind es Ratten und Schlangen. Die guten Eigenschaften der Tiere weiß Agnes Evangelista auch abseits des Filmgeschäfts positiv einzusetzen. 
Würde
Von Tierpflegern und Trainern werden die Tiere auch ausgebildet, um bei Menschen etwa die Angst vor dem Fahrstuhlfahren zu bekämpfen oder einfach nur  Scheu zu verlieren. Evangelista arbeitet schwerpunktmäßig mit Kamelen. "Die Würde in der Ausstrahlung und die besondere Form der Bewegung sind ideal." Für Kinder mit Förderbedarf, etwa von Autismus oder ADHS-Betroffene, körperlich Behinderte, Depressive oder Mobbingopfer stellt sie gemeinsam mit den Klienten, Eltern und Betreuern einen Förderplan auf. Je nach Bedarf  können Ängste abgebaut, die Mutter-Kind-Beziehung gestärkten oder  die Motorik und Sensorik gestärkt werden. Gerade bei Menschen mit körperlichen Einschränkungen geht es in den physiotherapeutischen Bereich, hier arbeitet sie mit Physiotherapeuten zusammen.
Begeistert ist Klientin Yasemin (42). Ihre Schwerstbehinderung ist durch Spastiken geprägt. Um ein Fortschreiten zu verhindern reitet sie regelmäßig auf Kamel Mogli. "Ein Kamel bewegt sich ähnlich fort wie der Mensch, die Hüftbewegung wird gestärkt. Mit einem Pferd wäre das so nicht möglich."
Bewegungstherapie
Eine andere Klientin sollte durch Krankengymnastik die Körperhälften links und rechts gleichzeitig bewegen. Reiten auf dem Pferd wäre kontraproduktiv gewesen, weil sie mit ihrem Kreuzgang nicht beide Seiten zeitgleich  in Bewegung versetzen.Der Gang des Kamels, als sog. Passgänger,  vermittelt dem Klienten das Gefühl, die eigene Hüfte bewege sich. Und die Trampeltiere legen sich ab, wodurch die Menschen leichter absteigen. Das Reiten deckt den medizinischen Aspekt ab. Zudem wird im Umgang mit dem Großtier auch die sozial-emotionale Basis gestärkt. Reitschüler  und Klienten mit Förderbedarf arbeiten Hand in Hand.So übergeben die Kinder aus dem Reitunterricht die Tiere an die Behinderten. Manchmal komme es auch anders als gedacht. So konzentriere sich ein Mädchen, das zum Reitunterricht kam, viel lieber auf die dressierten Ratten. Hier übernahm sie die Pflegearbeiten und Zeit zum Spielen blieb auch noch. Wichtig sind für Evangelista die Förderziele. So wird etwa bei kontaktscheuen Klienten der  Hund zunächst als Begleiter aufgebaut und später langsam wieder aus der Situation herausgezogen. So gewinnen Kinder auch Mut wenn schwierige Situationen wie etwa eine Gerichtsverhandlung anstehen.
Mit den Tieren führt Agnes Evangelista auch Projekte in Kindergärten, Schulen, Wohn- und Seniorenheimen mit dem Ziel der Integration durch. Die Projekte finanzieren sich zum Teil selbst. Alle sozialen Projekte verbindet ein Ziel: "Sich neuen Situationen stellen, Ängste abbauen und Selbstbewusstsein gewinnen." 

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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