Das Leben spielt sich online ab
„Ein neuer Dienstag, eine neue Onlinestunde.“

Alle reden immer davon: vom Homeschooling, das nötig ist, weil die Schulen aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen sind. Und davon, wie schwer es für Eltern und Kinder, aber auch für Pädagogen ist. Wie aber geht es den Schülern tatsächlich? Das schreibt uns Liv (13) aus Voerde. | Foto: Vogel
  • Alle reden immer davon: vom Homeschooling, das nötig ist, weil die Schulen aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen sind. Und davon, wie schwer es für Eltern und Kinder, aber auch für Pädagogen ist. Wie aber geht es den Schülern tatsächlich? Das schreibt uns Liv (13) aus Voerde.
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Vor ungefähr einem Monat ging es wieder los – Homeschooling! Ich bin 13 Jahre alt und besuche die achte Klasse am Gymnasium. Ich würde gerne wieder zur Schule gehen.
Sich von zu Hause aus zu unterrichten, ist gar nicht so einfach. Oft habe ich Fragen, die ich mir selbst beantworten muss, weil keiner Zeit hat, mir zu helfen. Das kann dann aber dauern, weil ich im Internet nicht immer sofort fündig werde.
Einige Lehrer machen es sehr gut und andere wollen, dass wir uns ein neues Thema selber beibringen. Manchmal wundere ich mich, was in den Köpfen der Lehrer vorgeht, die für eine Stunde mehr Aufgaben schicken, als die für die Hauptfächer mit drei Stunden in der Woche.
Auch die Technik funktioniert nicht immer. Wenn ich in einer Videokonferenz bin, kann auf einmal jemand nicht sprechen, weil das Mikrofon nicht funktioniert. Meistens habe ich keine Ruhe, weil jedes kleine Nebengeräusch stört und alle anderen auch Videokonferenzen haben. Das ist dann bei noch vier anderen Menschen und zwei Hunden im Haus nicht immer einfach.
Trotzdem können wir alle stolz sein. Es ist zwar nicht einfach und es gibt Schüler, die es leichter haben und einige, die es schwer haben, aber trotzdem ist es für alle ein Nachteil.
Ich kann meine Freunde nicht mehr sehen, und wenn ich etwas kaufen möchte, dann nur übers Internet. Mal eben in ein Geschäft, ist nicht drin. Das Highlight ist der Supermarkt bei uns um die Ecke.
Aber es gibt verschiedene Meinungen zum Homeschooling. Meine Freundin zum Beispiel findet, dass sich die meisten Lehrer Mühe geben und dass es viele Aufgaben gibt. Sie findet gut, dass sie sich alles selbst einteilen kann, sie selbstständiger wird und mehr Verantwortung übernimmt. Sie hat Recht. Sie findet es aber auch schade, dass man sich nicht sehen kann.
Auch die Zeugnisübergabe in diesem Halbjahr war nicht wie gewohnt. Es kam per Post. Ein einseitig bedrucktes Blatt Papier ohne Siegel und ohne Unterschrift des Schulleiters und der Klassenlehrer.
Mein Konfirmationsunterricht findet nur online statt. Ich hoffe, dass ich im September konfirmiert werde. Und dann wünsche ich mir, meinen Geburtstag und Weihnachten so zu feiern wie immer – mit vielen Gästen und Umarmungen. Ich will wieder zur Musikschule fahren und normalen Gesangsunterricht haben. Nicht in meinem Zimmer vor meinem Laptop stehen und mir denken: „Ein neuer Dienstag, eine neue Onlinestunde.“
Ich denke an den Sommer 2019 zurück und wünsche mir, dass der Sommer in diesem Jahr wieder Spaß macht. Wir alle mussten Urlaube verschieben, auf die wir uns sehr gefreut haben, oder wir konnten uns nicht mit Familien treffen, die wir lange nicht mehr gesehen haben. Ich hoffe, dass 2021 besser wird als 2020.
Das Einzige, was jetzt noch wichtig ist, ist, dass wir alle gesund bleiben. Manchmal denke ich auch: „Ob ich mal meinen Kindern von dem Virus erzählen werde?“ Aber bis es so weit ist, dauert es noch. Ich bleibe trotzdem optimistisch.

Autor:

Liv Vogel aus Voerde (Niederrhein)

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