Nachbarn singen gemeinsam – Abstandsregeln werden eingehalten
Singen verbindet

Jeden Sonntag um 18 Uhr trifft sich die Nachbarschaft im Hövelmannskath zum gemeinsamen Singen. Foto: Burkhard Loll
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Bereits zum fünften Mal traf sich die Nachbarschaft des Hövelmannskath in Voerde zum gemeinschaftlichen Corona-Singen. Auch Passanten bleiben stehen und machen mit. „Die Idee kam mir durch den Aufruf in der Presse, gemeinsam von Zuhause Beethovens ‚Ode an die Freude‘ anzustimmen“, erzählt Christel Andres, Initiatorin des Nachbarschafts-Singens. Am Abend des 22. März waren deutschlandweit Menschen dazu eingeladen, um 18 Uhr das Lied anzustimmen oder mit einem Instrument einzusteigen. So sollte ein Zeichen des Zusammenhaltes in Zeiten von Corona gesetzt werden. Mit dem Singen kennt sich Christel Andres aus. Seit zehn Jahren leitet sie den „Kleinen Chor“ in der Kirchengemeinde Sankt Paulus.

Stimme als Instrument

„Jeder hat seine Stimme als Instrument, das ist doch wunderbar“, sagt sie, mehr brauche es dazu nicht. „Ich habe mich mit meinem Akkordeon vor die Haustüre gesetzt und die anderen kamen dazu.“ Im Hövelmannskath waren an diesem Abend eine Handvoll Menschen – jeweils mit dem nötigen Abstand zueinander – vor ihre Häuser getreten und stimmten „Freude schöner Götterfunken“ von Beethoven an. „Eine schöne spontane Aktion“, findet Anwohner Burkhard Loll, der die Stimmung beim gemeinsamen Singen als anheimelnd empfindet.

Gemeinschaft fördern

„Es hilft in der derzeitigen Situation und fördert die Heimatverbundenheit“, sagt er. Bei einem Abend sollte es nicht bleiben. Jeden Sonntag um 18 Uhr geht es seitdem los. Kurz vorher verlassen die Nachbarn ihr Haus, um sich auf der Straße zu versammeln. Das ist jetzt so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz auf dem Hövelmannskath in Voerde. Was mit ein paar Nachbarn vor fünf Wochen begann, ist mittlerweile gewachsen. „Beim letzten Mal konnte ich über 30 Personen zählen“, erzählt Burkhard Loll. „Einige, die mit dem Fahrrad durch die Straße fuhren, sind einfach abgestiegen und haben mitgemacht.“ Das Gemeinschaftsgefühl sei gewachsen, auch die erweiterte Nachbarschaft fühle sich angesprochen mitzumachen. „Die Nachbarschaft hat sich durch das gemeinsame Singen weiter geöffnet“, meint Christel Andres. Deshalb sitzt sie jetzt vor ihrer Haustüre, zusammen mit ihren Nachbarn. Für eine halbe Stunde, jeden Sonntag, seit fünf Wochen.

Abstand wird eingehalten

"Wir denken daran, dass alle mindestens zwei Meter Abstand halten. Das ist uns sehr wichtig", sagt die Initiatorin. Dann wird gesungen. Christel Andres spielt Akkordeon, Nachbar Bertram Schwiertz unterstützt sie dabei mit der Melodica. Angestimmt werden dann Lieder, wie das „Steigerlied“, „Der Mond ist aufgegangen“ und die “Irischen Segenswünsche“. Die Liederzettel wurden anfangs in den Briefkästen verteilt. Auch ein auf Corona umgedichtetes Lied befindet sich darauf: „Wenn das Kontaktverbot vorbei ist wird gefeiert, …, bedanken werden wir uns dann mit einer Umarmung, …“, heißt es darin. Nach dem Singen gehen die Nachbarn zurück in ihre Häuser. „Ohne Absprache, sieht man sich dann am nächsten Sonntag wieder“, das sei einfach so, sagt Christel Andres. Jeder kann Corona etwas Schönes entgegensetzen. Vielleicht die Zuversicht, dass es am nächsten Sonntag etwas gibt, worauf sich die Menschen freuen können.

Autor:

Dunja Vogel aus Voerde (Niederrhein)

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