Weeze blüht auf!
Die Gemeinde Weeze ist vielfältig – auch im Winter

Die Niers ganz winterlich. | Foto: Gemeinde Weeze
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Pastor’s Bongert liegt unter einer weichen Schneedecke im Winterschlaf. Kleine Pfotenabdrücke und Vogelspuren verraten jedoch, dass es hier auch im Winter lebt.

Kaninchen suchen nach gut gekühlten Grasspitzen unter dem Schnee und Vögel freuen sich über die aus der Schneedecke herauslugenden Samenstände stehengebliebener Pflanzen. Die Apfelbäume haben inzwischen Sortenschilder bekommen. Jedem Baum wurde eine Nummer zugeordnet und ein QR-Code auf den Schildern ermöglicht es, Informationen über die entsprechende Sorte per Handy abzurufen.

Bekommen Vögel kalte Füße?

Die Niers ist auch im Winter eine Lebensader. Wasservögel sind hier immer zu beobachten. Viele Bürger stellen sich bei dieser Beobachtung Fragen: Bekommen die Vögel kalte Füße? Frieren die Vögel am Eis fest? Müssen die Vögel gefüttert oder gar gerettet werden? Zu allen Fragen kann es aber Entwarnung geben: Die Blutzufuhr zu den Füßen gesunder Wasservögel funktioniert wie ein Wärmeaustauscher. Das bewirkt, dass die Tiere auch stundenlang auf Eis sitzen können, ohne fest zu frieren. Dabei bleibt die Temperatur der Füße jedoch niedrig, sonst würde Eis und Schnee unter ihnen ja auftauen. Zwischen den Federn liegen Luftschichten, die als zusätzliche Wärmeisolatoren fungieren. Viele Vögel machen sich obendrein „dicke“: Sie plustern sich auf, um die Luftschichten zwischen den Federn noch zu vergrößern. Federn von Wasservögeln sind außerdem gefettet und wasserabweisend. Enten zum Beispiel haben eine spezielle Fettdrüse am Schwanz, die Bürzeldrüse. Mit dem Schnabel verteilen sie das Fett aus dieser Drüse im Federkleid.

Eine anstrengende Zeit

Trotzdem ist der Winter für Wasservögel und alle anderen Wildtiere eine anstrengende Zeit, in der sie viele Energiereserven aufbrauchen. Aus diesem Grunde sollte es vermieden werden, Hunde frei im Wald oder Gestrüpp, an Ruheorten der Tiere oder gar hinter den Wildtieren herlaufen zu lassen. Derartiger Stress kann für Wildtiere den Tod bedeuten, da sie ihre Reserven nicht bei einem vollen Futternapf im warmen Haus auffüllen können. Das Füttern von Wasservögeln etwa mit altem Brot ist unbedingt zu unterlassen. Es kann die Tiere krankmachen und führt außerdem dazu, dass immer mehr Enten sich an Stellen einfinden, an denen gefüttert wird. So wird das Wasser immer schmutziger - und alle anderen Wasserbewohner leiden darunter.

„Wilde Ecken“

Gestrüppstreifen, im Herbst nicht gemähte Gras- und Staudensäume und sogar Brombeerdickichte sind gerade im Winter für viele Tiere lebenswichtig. Das sieht ganz friedlich und ruhig aus, aber unter der Schneeschicht ist trotzdem einiges los. Unter dünnen Zweigen, totem Holz und Laub finden zum Beispiel Igel einen Unterschlupf. In hohlen Pflanzenstängeln und Holzspalten überwintern zahllose Insekten. Mäuse haben unter dem Schnee oft ein wahres Tunnelsystem, durch das sie von ihrer Schlafhöhle zu guten Futterplätzen gelangen. Eulen, deren Leibspeise Mäuse sind, haben übrigens ein derart gutes Gehör, dass sie das Krabbeln der Mäusefüße unter dem Schnee orten können und ihre versteckte Beute trotz Schnee finden.

Ohren spitzen auf dem Erlebnispfad

Wer neben dem Genuss der Ruhe, die der Schnee verbreitet, noch etwas lernen und Kinder bespaßen möchte, der kommt am Natur-Erlebnis-Pfad auf seine Kosten. Leider ist der Tierpark als zentraler Starpunkt aktuell aufgrund der Corona-Schutzverordnung geschlossen. Der Pfad führt aber durch umliegende Wälder und kann besucht werden. Empfohlen sei es jedoch, um gegebenenfalls Besuchermengen zu vermeiden, nicht zu „Haupt-Spazierzeiten“ hier zu laufen. Wer ab bereits Januar hier seine Ohren spitzt, der kann vielleicht Spechte bei der Balz hören. Spechtmännchen suchen bereits im Winter ihre Partnerin für die nächste Brutsaison. Dazu trommeln sie mit dem Schnabel an „ihrer“ Baumhöhle, um den Weibchen zu zeigen, welch attraktive „Wohnung“ sie zu bieten haben.

Mehr Informationen zum Erlebnispfad gibt es hier:

An dem gleichen Rundweg, wo der Natur-Erlebnis-Pfad zu finden ist, gibt es seit 2019 auch einen Fledermaus-Lehrpfad. Fledermäuse zählen auch zu den Bewohnern von Baumhöhlen, in denen sie den ganzen Winter verschlafen. Es ist daher auch für diese geschützten Tiere wichtig, alte und tote Bäume mit Höhlen und Spalten zu erhalten. Einige Fledermausarten mögen aber auch die Nähe zum Menschen und sie bewohnen Spalten an Häusern und anderen Gebäuden (zum Beispiel unter Dachziegeln oder hinter Verblendungen). Der Fledermaus-Lehrpfad berichtet vieles über diese interessanten Tiere.

Buffet für nachtaktive Räuber

Auch Menschen können durch das Angebot von Fledermauskästen am Haus oder die naturnahe Gestaltung des Gartens helfen. Viele heimische Blütenpflanzen ziehen nämlich Nachtfalter an, die sich von deren Nektar ernähren. Die Nachtfalter wiederum sind ein beliebtes Buffet für die Fledermäuse. Zwergfledermäuse (die häufigste Art im Siedlungsraum und an Gebäuden) fressen übrigens vor allem Mücken – und das in großen Mengen. Maximal 1.000 Mücken fallen einer Fledermaus in einer einzigen Nacht zum Opfer – nicht auszumalen, welche Mückenplagen ohne den nachtaktiven Räuber auf besiedelte Gebiete einfallen würden. Am sog. „Fledermausturm“, in dem aktuell das Artenschutzzentrum Weeze eingerichtet wird, kann man Nisthilfen für Fledermäuse und Mehlschwalben sehen.

Weezer Landwirte unterstützen Artenvielfalt
Gegenüber dem Fledermausturm informiert eine kleine Schautafel an einem Feld, wie zum Beispiel Ökolandbau auch den Fledermäusen hilft. Seit Ende 2019 bietet die Gemeinde Weeze in Kooperation mit der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft zudem eine Förderung für die Anlage mehrjähriger heimischer Blühstreifen auf Ackerflächen an. Dies wird inzwischen auch durch zahlreiche konventionelle Landwirte genutzt. An solchen „Wildwuchs“-Flächen, die im Winter immer zumindest teilweise stehen bleiben, erfreut sich besonders das Insektenherz. Die meisten Insekten überwintern nämlich in hohlen Pflanzenstängeln, unter abgestorbenen und nicht weggeharkten Pflanzenresten oder als Ei bzw. Raupe, Made oder Puppe ebenfalls an stehengebliebenen Pflanzen oder in Bodennähe. Kurz gesagt: Je struppiger und unaufgeräumter die Fläche, desto lebendiger.

Trotz dieser wundervollen Wintereindrücke, die uns zeigen, dass auch unter Schnee und Eis die Artenvielfalt in Weeze lebt, freuen sich alle auf den Frühling und das „Wiedererwachen“ der schlafenden Natur. Außerdem hofft ein jeder auf die Möglichkeit einiger schöner, vielleicht sogar endlich wieder gemeinsamer, Aktionen im Rahmen von „Weeze blüht auf!“

Autor:

Lokalkompass Goch aus Goch

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