Kommunalwahl in Duisburg: Welches Thema sticht?

Fotos und Montage: Hannes Kirchner

Bei den Kommunalwahlen am 25. Mai entscheidet sich, welche Partei wie stark im Duisburger Rat vertreten sein wird. Welche Themen werden wahlentscheidend sein? Die sozialen Brennpunkte in den Stadtteilen, Nonstop-Baustellen wie zeitweise jene in Hochfeld, die Schrottimmobilien wie die leerstehenden Weißen Riesen? Baupfusch Mercatorhalle, Groschengrab Küppersmühle-Anbau oder das Landesarchiv-Desaster?

Wie groß ist denn überhaupt das Interesse an der Kommunalwahl 2014? Welches Thema sticht? An welchen Themen wird sich aus Sicht der Bürger die Wahl entscheiden? Das hat die Redaktion des Wochen Anzeigers Duisburgerinnen und Duisburger gefragt:

„Man hat ja immer noch die Hoffnung, dass sich durch Wahlen etwas ändert. Deswegen werde ich wählen gehen“, erklärt Sonja Uvermann (43). Ihre Erfahrung: Die, die nicht wählen, meckern hinterher am meisten über das Ergebnis. Für die Verkäuferin aus Rheinhausen sind die Schulpolitik und der Umgang mit der Zuwanderungsproblematik die entscheidenden Themen. So fand die Schließung der Willi-Fährmann-Realschule in Rheinhausen, beziehungsweise deren Fusion mit der Realschule am Körnerplatz, keineswegs ihre Zustimmung. Auch die Gründung der Sekundarschule lehnt sie ab. In Sachen Zuwanderung aus Südosteuropa ist es für Sonja Uvermann ein Unding, „dass die Menschen in Pulks untergebracht, viel zu viel sich selbst überlassen werden. Es ist schon besser geworden, aber es müsste noch mehr getan werden.“

"Die Stadt hat viele Probleme. Es wäre schön, wenn davon nur einige gelöst würden!"

„Ich geh‘ wählen“, sagt Rentner Horst Michels (74) aus Hamborn. Zwar habe auch er in der Vergangenheit öfter gezögert, überhaupt sein Kreuz zu machen, sich aber letztlich doch immer dafür entschieden. „Wenn ich das nicht tue, verschenke ich ja vielleicht meine Stimme an die, die ich gar nicht haben will.“ Die Wahl entscheidenden Themen Duisburgs? „Die Stadt hat viele Probleme. Es wäre schön, wenn davon nur einige gelöst würden.“ Aufreger für den Hamborner sind die jüngsten Bauskandale: „Die Mercatorhalle, der Trümmerhaufen am Innenhafen. Was kostet das für ein Geld? Wer – außer uns Steuerzahlern – muss dafür zahlen und wer den Kopf hinhalten?“ Weitere Kritikpunkte des Rentners: nicht ausreichende, öffentliche Toilettenanlagen überall in der Stadt und der „grausame“ Zustand der meisten Radwege.

Auszubildende Anna-Tabea Becker aus Buchholz wird auf jeden Fall wählen, auch wenn sie sich vorher erst noch ein wenig schlauer machen möchte, welcher Partei sie denn ihre Stimme gibt. „Die Kommunalwahl ist wichtig. Ich wohne hier, es geht um meine Zukunft.“ Die 20-Jährige findet es gar nicht gut, dass so viele junge Menschen nicht von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. „Wir sind die Zukunft, deshalb sollten wir sie auch gestalten. Wenn wir über die politische Richtung mitentscheiden können, dann sollten wir diese Möglichkeit auch wahrnehmen.“

"Ich wohne hier, es geht um meine Zukunft!"

Mit Christina Jöhnk aus Beeck trafen wir eine 21-Jährige, die als Wahlhelferin am 25. Mai tätig sein wird. Da sie aber nicht in ihrem Wahlbezirk eingesetzt wird, wusste sie noch nicht so recht, wie es denn mit ihrer Stimmabgabe an diesem Tag funktionieren soll. Im Zweifel wäre Briefwahl angesagt. Ihre Themen: Arbeitsplätze schaffen, die auch für die Menschen vor Ort geeignet sind. „Und das Einwandererproblem muss gelöst werden“, sagt die Arbeitssuchende. In Sachen Sozialleistungen für Einwanderer spiele für sie auch Gerechtigkeit eine Rolle.

Auch ihre Freundin Jacqueline Smakaj (20) hat dieses Thema der sozialen Brennpunkte in Hochfeld und Rheinhausen auf dem Schirm. „Ich habe selbst Migrationshintergrund und finde das einfach nicht in Ordnung, wie das hier läuft. Wegen der Sauberkeit, Überfälle auf alte Menschen und dass Eltern ihre Kinder auf die Straße zum Betteln schicken.“ Das alles sei nicht in Ordnung. Ein Grund mehr, die richtige Wahl zu treffen an besagtem Sonntag.

Wählen gehen – oder fahren – wird auch Michael Mertz. Der Fahrradkurier lebt in Neudorf und findet lokal die Themen Kultur und Geldverschwendung am wichtigsten. „Die ganzen Projekte, die hier Millionen aufgefressen haben“, klagt der 31-Jährige. „Wäre gut, wenn da mal jemand einen neuen Ansatz hätte, wie es weitergeht, das wäre interessant.“ Er findet auch, dass der Kulturetat in Duisburg zu klein und zu ungerecht verteilt ist. Statt so viel Geld ins Theater zu stecken, müssten kleinere Projekte, wie das Djäzz oder Grammatikoff, stärker unterstützt werden.

Sie weiß zwar noch nicht, wen sie wählen wird, dennoch ist die Kommunalwahl für Erika Beckmann (78) ein Pflichttermin: „Früher wusste man, welchem Kandidaten man vertrauen kann, heute ist das nicht mehr so. Trotzdem gehe ich zur Wahl, damit nicht die Falschen an die Macht kommen.“ Schlimmer dürfe es in Duisburg nicht werden. Was Erika Beckmann besonders aufregt: „Die ganze Stadt ist voller Baustellen, die nie fertig werden. Und es gibt hier zu viel Armutszuwanderer aus Südosteuropa.“

"Wählen ist für mich Pflicht!"

Mehr Interesse denn je hat ein 84-jähriger Herr aus Walsum an der Kommunalwahl. Seinen Namen mag er nicht in der Zeitung lesen, zu oft habe er schon schlechte Erfahrungen damit gemacht, sich politisch öffentlich zu äußern: „Was sich die Duis­burger Kommunalpolitik in den vergangenen Jahren parteiübergreifend geleistet hat, ist mangelhaft. Marode Mercatorhalle, Aufbau Küppersmühle Schrott, Kostenexposion beim Landesarchiv – alles Luftschlösser, die das Geld der Steuerzahler kosten. Diese Probleme müssen gelöst werde. Wählen ist für mich daher Pflicht.“

Auch Beate Jarle will ihr Wahlrecht in Anspruch nehmen, denn sie ist sicher: „Von jeder nicht abgegebenen Stimme profitieren die Falschen. Duis­burg muss als Wirtschaftsstandort noch weiter gestärkt werden, muss für Firmen in Sachen Neuansiedlung noch attraktiver werden. Auch muss in Stadtteilen wie Hochfeld dringend etwas passieren, da leben ja gar keine Deutschen mehr. Der Armutszuwanderung aus Rumänien und Bulgarien muss man noch entschiedener begegnen. Es war nicht gut für Duisburg, dass Ex-OB Sauerland für die Geschehnisse der Loveparade keine politische Verantwortung übernommen hat. Oberbürgermeister Sören Link sagt mir nichts – dennoch hoffe ich, dass es mit Duisburg künftig wieder bergauf geht.“

Und welche Duisburger Themen sind für die User unserer Community entscheidend für die Kommunalwahl? Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!

Autor:

Lokalkompass Duisburg aus Duisburg

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