Hallo: Ringen um die Friedhofsruhe

Herbstidylle über dem muslimischen Grabfeld im südlichen Teil des Hallo-Friedhofs.  Doch die Friedhofsruhe trügt: Anwohner und Politiker ärgern sich über den Ablauf mancher Bestattungen.
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  • Herbstidylle über dem muslimischen Grabfeld im südlichen Teil des Hallo-Friedhofs. Doch die Friedhofsruhe trügt: Anwohner und Politiker ärgern sich über den Ablauf mancher Bestattungen.
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Auf die Ausrichtung kommt es an: Auf dem Hallo Friedhof finden verstorbene Muslime in Richtung Mekka angelegten Grabfeldern ihre letzte Ruhe - und das schon seit 1972. Der Schonnebecker Friedhof ist deshalb über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Mit den negativen Begleiterscheinungen des Ruhms setzen sich derzeit Politik und Verwaltung auseinander.

Die muslimischen Trauergäste kommen aus ganz NRW, in Extremfällen zählt die Trauergemeinde 800 Personen - manche Bestattung verlangt dem Umfeld alles ab: Die Hallostraße ist dann bis ins benachbarte Stoppenberg zugeparkt; findet die Beerdigung im oberen, südlichen Teils des Friedhofs statt, kann es dazu kommen, dass sich Einzelne über die Friedhofsordnung hinwegsetzen. Der Erste fährt mit seinem Fahrzeug bis zum Grab vor - und plötzlich setzt sich eine Autokolonne in Bewegung. Was andere Friedhofsbesucher, wie man sich denken kann, als pietätlos empfinden.

In die Empörung mischt sich Unsicherheit: Im Mai 2011 etwa wunderten sich Anwohner über ein „Großaufgebot“ der Polizei, die eine Trauerfeier begleitete, die wiederum Teile Stoppenbergs verkehrstechnisch lahmlegte. Der Verstorbene war das Opfer eines Verbrechens. „Um Komplikationen vorzubeugen, waren Reservekräfte vor Ort“, hieß es damals auf Anfrage bei der Polizei.

Parkchaos, Polizeieinsätze und Gerüchte über Autos, die auf Gräbern abgestellt werden: Anwohner und Politik sind derzeit weniger gut auf muslimische Bestattungen auf dem Friedhof am Hallo zu sprechen. Doch wie gelingt es nun, die Friedhofsruhe wieder herzustellen?

Beim Friedhofsbetreiber Grün und Gruga ist man schon seit längerem bemüht, die Situation zu entschärfen. Sensibilisierende Gespräche mit den Gemeinden oder der Einsatz von muslimischen Ordnerdiensten brachten nicht die nötige Einsicht. Um das Befahren des Friedhofs zu unterbinden, zog Grün und Gruga den Bau eines Bedarfparkplatzes in direkter Nähe zum zweiten Grabfeld im südlichen Teil in Betracht.

Dieser wäre über die Langemarckstraße zu erreichen gewesen. Die örtliche Politik lehnte das Vorhaben ab, offiziell mit dem Verweis, dass das Plangebiet mitten im Landschaftsschutzgebiet liege. Jedoch spielte auch die Sorge vor einer Verlagerung der Verkehrs- und Parkproblematik von der Hallo- zur Langemarckstraße eine Rolle.
Tatsächlich sagt Hans-Joachim Hüser, Grün und Gruga-Sachgebietsleiter für die Essener Friedhöfe: „Der Bedarfsparkplatz ist ad acta gelegt. Im Landschaftsschutz dürfen wir nicht bauen.“ Allerdings: Hätte Grün und Gruga auf dem Bau des Parkplatzes bestanden, hätte es durchaus Wege und Mittel gegeben, ihn durchzusetzen. Eine Möglichkeit wäre die Aufgabe des Landschaftsschutzgebietes gewesen. Nach Nord Anzeiger-Informationen waren innerhalb der Verwaltung Stimmen zu vernehmen, die genau ein solches Vorgehen befürworteten. Jedoch ohne Nachhall.

Nach einem gemeinsamen Ortstermin im Sommer sind nun die zuständigen Lokalpolitiker aufgefordert, Lösungen sowie Alternativen zum Bau des Parkplatzes aufzuzeigen. Die CDU befürwortete zwischenzeitlich die Aufgabe der Grünfläche vor dem Haupteingang an der Hallostraße, zugunsten zusätzlicher Stellplätze. Um das Befahren des Friedhofes zu verhindern, schlägt Siegfried Brandenburg die Installation einer Schranke vor. „Die dann nur mit Hilfe einer Zugangskarte passiert werden kann“, führt der CDU-Ratsherr aus. Die SPD hingegen möchte den Barbarossa-Platz zu Bestattungszeiten (9 bis 13 Uhr) als Parkplatz freigeben. „Bei Sportveranstaltungen Am Hallo hat sich die Freigabe bewährt“, begründet Bezirkssprecher André Vollmer. Vom Stoppenberger Markt könnten schließlich Shuttle-Busse eingesetzt werden.

Welcher Vorschlag macht das Rennen? Dies werde noch intern, in enger Abstimmung mit der Politik, diskutiert, berichtet Hans-Joachim Hüser. Denkbar sei jedoch eine Synthese aus beiden Vorschlägen: Der Barbarossa Platz als Parkplatz, dazu eine „manuell zu bedienende“ Schranke. Körperlich beeinträchtigte Gäste könnten durch den Bestatter zum Grab befördert werden. Fotos: Gohl

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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