Launiges und Besinnliches mir Sportreporter-Legende Werner Hansch in der Hattinger Stadtbibliothek

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„Und wenn ich denn doch einmal sterben sollte und einer schreibt auf meinen Grabstein ,Fußball war sein Leben‘ dann komm ich und hau dem eine rein!“

So vergnüglich wie dieser Schlusssatz war nicht die gesamte „Lesung“ mit Sportreporter-Legende Werner Hansch in der Stadtbibliothek. Aber trotz oder gerade wegen dieser „Einschränkung“ hatten die gut 50 Besucher der Veranstaltung höchst unterhaltsame 120 Minuten und bereuten ihr Kommen sicher keine Sekunde.
Werner Hansch, der Mann mit der prägnanten Stimme, bekannt aus Funk und Fernsehen auch wegen seiner tollen Sprüche („Früher war es ein Privileg, einen schlechten Geschmack zu haben - heute hat ihn jeder.“ oder „Wer hinten so offen ist, kann nicht ganz dicht sein“ oder „Wenn Sie dieses Spiel atemberaubend finden, haben sie es an den Bronchien“), er kam zu spät zu seiner Veranstaltung.
Der Grund: Er wollte vorher unbedingt eine Currywurst essen. Das stellte sich nach 19 Uhr, so der ihn begleitende Bibliotheksleiter Bernd Jeucken, als gar nicht ganz so einfach vor im zu diesem Zeitpunkt offensichtlich schon seeeehhhr beschaulichen, weil verschlafenen Hattingen. Da dauerte es halt ein bisschen länger bis zum Beginn. Aber das Ausharren, es lohnte sich sehr.

Statt einer Lesung ein launiges Gespräch

Statt einer versprochenen Lesung, das die zweite Überraschung für die Männer und Frauen im Publikum, gab es ein launiges Fragen und Antworten zwischen dem berühmten Gast und Bernd Jeucken. Dies stellte sich jedoch als großer Vorteil heraus, denn nur so konnte Werner Hansch seine hervorragenden Erzähler-Qualitäten „live“ unter Beweis stellen.
Launig berichtete er, wie er vor einigen Jahren in Sprockhövel beim Neujahrsempfang des Stadtsportbundes im Golfhotel Vesper auf den heimischen Bundestagsabgeordneten Dr. Ralf Brauksiepe getroffen war und der ihm einige Tage später zur Klärung eines Familiengeheimnisses verholfen hatte. Weiter ging es über die großen Zufälle und glücklichen Umstände, die praktisch bis heute das Leben von Werner Hansch geprägt haben, seine Stationen vom wegen des Todes seiner Eltern abgebrochenen Jura-Studium, das er sich aus Mittellosigkeit nicht länger leisten konnte, stattdessen irgendwie kurzfristig Lehrer wurde, der wiederum als Sprecher auf der Trabrennbahn Gelsenkirchen aushalf, dort die Radio-Legende Kurt Brumme kennenlernte, der ihn zur Fußball-Radioreportage holte, bevor der absolute Fußball-Laie und trotzdem per Zufall bereits jahrelang als Stadionsprecher „auf Schalke“ tätige Werner Hansch von Heribert Faßbender für die Sportschau abgeworben wurde, hier Reinhold Beckmann traf, der als späterer Premiere-Sportchef ihn zum damals noch ganz winzigen TV-Privatsender „Premiere“ (heute „Sky“) holte.

Ein Leben aus Anekdoten und Zufällen

Werner Hansch schwatzte immer munterer drauf los, je länger der Abend in der Stadtbibliothek dauerte, wurde häufig durch spontanen Applaus, vor allem aber immer wieder durch lautes und anhaltendes Gelächter unterbrochen, wenn er die ein oder andere Anekdote in seiner unnachahmlichen Art als Kind des Ruhrgebiets zum Besten gab. Wie schon erwähnt: Es war fürwahr eine höchst vergnügliche Veranstaltung am Donnerstagabend in der Stadtbibliothek im Reschop Carré.
In der 15minütigen Pause signierte Werner Hansch viele seiner Bücher, die vor Ort auch erworben werden konnten. Viele ließen sich nicht nur eine Widmung hineinschreiben, sondern plauderten mit dem Mann, dem jegliche Allüren fremd zu sein scheinen – „einer von uns eben“, dem seine Bekanntheit nicht zu Kopf gestiegen, sondern der immer auf dem Teppich geblieben ist.
Im Gegenteil: Als Freund (aber nur beruflich, wie Werner Hansch betonte) der Schalker Manager-Legende Rudi Assauer setzt sich der Sportreporter heute für die wachsende Zahl von Demenzkranken ein. Darauf kam Bernd Jeucken gegen Ende der Veranstaltung im Gespräch mit Werner Hansch ausführlich zu sprechen.

„Alles andere ist Schnulli-Bulli!"

In seinem Buch, das er in Zusammenarbeit mit Uli Hesse verfasst hat „Alles andere ist Schnulli-Bulli! Mein verrücktes Reporterleben“ (Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2014, ISBN 978-3-7307-0135-5), schreibt der inzwischen 76jährige ebenfalls darüber, schildert sein Engagement für die Rudi-Assauer-Initiative, deren Vorsitzender er ist. Nachbarn, Hausgemeinschaften, Straßengesellschaften und andere kleine Initiativen werden durch diese mit einem Geldpreis für ihr Kümmern um Demenzkranke als Dankeschön ausgezeichnet.
Mit diesem Ausflug buchstäblich in den Ernst des Lebens sorgten Werner Hansch und Bernd Jeucken für den besinnlichen Abschluss eines sehr launigen und rundum gelungenen Abends.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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