Zirkuspferde haben Chance auf neues Leben

Eine Tierschützerin führt ein Pferd aus dem Stall-Zelt. | Foto: Magalski
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Tränen flossen bei den Tierfreunden, als sie am Samstag fünfzehn Zirkuspferde aus einem Zelt holten. Jahre hatten die Ponys auf einem Brachgelände im Gewerbegebiet gelebt, doch am Wochenende ging die Reise für die Tiere Richtung neues Leben.

Hinter der alten Kartbahn im Gewerbegebiet Selm begann das Drama um Mensch und Tier vor rund vier Jahren, unbemerkt von den meisten Anwohnern. In Selm wollte der Traditions-Zirkus, nach eigenen Angaben über sechzig Jahre aktiv, ein kurzes Gastspiel geben, doch der Zirkus-Chef erkrankte und kam in ein Krankenhaus. Der Zirkus - die Erlaubnis zur Zurschaustellung von Tieren hatte die Stadt Dortmund vor vier Jahren entzogen - kam nach diesem Schicksalsschlag nicht wieder auf die Beine. Die Zirkusleute, ihre Tiere und die Wagen strandeten auf dem Brachgelände an der Industriestraße. Tierschützerin Regina Kalender wurde vor über einem Jahr auf die Situation aufmerksam, doch bis die Zirkusleute nun die Zustimmmung für den Abtransport der Ponys durch die Tierschützer gaben, war es ein langer Weg. "Der Familie fiel es sehr schwer, sich von den Tieren zu trennen", berichtet Regina Kalender.

Erkrankung der Grund für die Lage im Stall?

Doch die Situation der Tiere sollte sich nach langer Zeit bessern und Regina Kalender alarmierte den Tierschutzverein Kooperation Mensch und Tier - kurz KoMeT - und die Tierschützer sagten Hilfe zu. Samstag startete die Aktion, gegen Mittag rollten Vereinsmitglieder und viele freiwillige Helfer, die zum Teil eine weite Anreise auf sich genommen hatten, mit Transportern auf das Gelände. Romeo, Prinz, Queen und die anderen Pferde, die angebunden im Stall gestanden hatten, wurden nach und nach aus dem Zelt geführt und für den Transport verladen. Ein emotionaler Einsatz für die Helfer, die angesichts der Tiere und auch vor dem Hintergrund des menschlichen Schicksals mit den Tränen kämpften. "Die Welt hat sich verändert, Zirkus ist nicht mehr so gefragt wie in früheren Zeiten, die alte Zirkusfamilie aber blieb im Kopf auf ihrem Stand", vermutet Conny von Zur Mühlen, Mitglied bei KoMeT und am Samstag Koordinatorin der Aktion. Die Tierschützerin glaubt, dass die Zirkusleute den Ponys nichts Böses wollten. "Die Familie hat einen großen Aufwand betrieben, um für die Tiere zu sorgen. So musste zum Beispiel das Wasser für die Pferde jeden Tag Eimer für Eimer von einem Tankwagen in das Zelt getragen werden." Letztlich war wohl auch die Erkrankung des Zirkus-Chefs ein Grund für die schwierige Lage im Stall.

Tierschützerin sucht Platz für Zirkusleute

Die fünfzehn Ponys sind nun in Pflegestellen im Bundesgebiet untergebracht. Im Moment ist fraglich, ob die Tierschützer alle Tiere retten können. Ein Pony wurde am Tag der Rettung morgens mit einer Kolik im Zelt gefunden und musste in der Nacht in einer Klinik operiert werden, der Zustand ist noch unklar. Ein weiteres Pferd hat nach Angaben von Conny von Zur Mühlen sogenannte Bockhufe und kann nicht ohne Schmerzen laufen. Ein Hengst muss mit einer Entzündung der Genitalien behandelt werden. Die Rettung der Ponys zieht für den Verein KoMeT hohe Kosten nach sich, Conny von Zur Mühlen aber betont: "Jedes der Tiere soll nun die Chance auf ein neues Leben haben." Erste Hilfe kommt von der Stadtverwaltung. Selm werde sich in angemessener Höhe an den Transportkosten für die Tiere beteiligen, kündigte Gerd Treczak, Leiter des Ordnungsamtes Selm, einen der Schritte an. Tierschützerin Regina Kalender wird sich weiter um die Zirkusleute kümmern. "Ich habe den Menschen versprochen, dass ich ihnen weiter zur Seite stehe", so die engagierte Selmerin. Kalender will nun einen Wohnwagenplatz suchen, auf dem die Eheleute den Ruhestand - oder wenigstens einen Teil davon - verbringen können und nach den letzten Jahren Erholung finden.

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Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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