Peter Mohr

Beiträge zum Thema Peter Mohr

Kultur

Annika Büsings zweiter Roman „Koller“
Roadtrip und Schöpfungsgeschichte

Annika Büsing, die im letzten Jahr mit ihrem Romandebüt „Nordstadt“ gleich mehrere angesehene Literaturpreise eingefahren hat, widmet sich auch in ihrem zweiten Werk wieder Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben und einzelkämpferartig auf der Suche nach dem kleinen Glück sind. Waren es in „Nordstadt“ eine Schwimmlehrerin und ein behinderter Teenager, die (über Umwege) emotional zueinander fanden, so steht nun ein schwules Paar im Mittelpunkt. Kolja (Koller) und der Ich-Erzähler Chris...

  • Wattenscheid
  • 03.05.23
Kultur

John Irvings Roman „Der letzte Sessellift“
Essenz des Lebenswerkes

„Ich wollte nicht Schriftsteller sein wegen eines Langweilers wie Ernest Hemingway. Ich wollte Schriftsteller sein wegen Hardy, Dickens, Melville“, hatte der amerikanische Schriftsteller John Irving einmal in einem Interview bekannt. Typisch für ihn – etwas provozierend und abseits des Mainstreams. So hat der 81-jährige, inzwischen in Toronto lebende Irving auch immer geschrieben. Seine 15 Romane, in denen gesellschaftliche Außenseiter (oftmals mit ausschweifendem Sexualleben) im Mittelpunkt...

  • Wattenscheid
  • 21.04.23
Kultur

Roman von Georg-Büchner-Preisträger Arnold Stadler
Reif für die Insel

"Ich hatte den Verdacht, dass sie auf Schloss Sayn eigentlich Greta Thunberg hatten hören wollen und mir übelnahmen, dass ich nicht Greta Thunberg war, sondern ein weißer Alter, der für alles verantwortlich gemacht werden konnte“, lässt Georg-Büchner-Preisträger Arnold Stadler seinen verzweifelten Protagonisten resümieren. Ein Schriftsteller, der dem Autor nicht unähnlich ist und der aus einem seiner Romane lesen wollte. Doch die Veranstaltung auf Schloss Sayn (10 Kilometer östlich von Neuwied...

  • Wattenscheid
  • 18.04.23
Kultur

Frank Goosens Roman „Spiel ab“
Zwischen Grätsche und Abseits

„Ich habe zwar auch an der Verklärung mitgeschrieben, aber immer versucht, das ironisch zu brechen“, hatte Frank Goosen vor einigen Jahren über seine Rolle als „Ruhrgebiets-Autor“ in einem Interview erklärt. Der 56-jährige Goosen war einst mit seinem Partner Jochen Malmsheimer als kabarettistisches Tresenleser-Duo zu respektabler Popularität gelangt und hatte erst relativ spät zur Literatur gefunden. Dann startete er aber mit seinem später erfolgreich verfilmten Romandebüt „Liegen lernen“...

  • Wattenscheid
  • 13.04.23
  • 1
  • 1
Kultur

Andreas Maiers Roman „Die Heimat“
Das schwarze Loch

Der 55-jährige Schriftsteller Andreas Maier hat den nächsten literarischen Mosaikstein seines monumentalen autofiktionalen Erzählprojekts fertig gestellt. Kindheit, Jugend und Pubertät im Landstrich zwischen Gießen und Frankfurt standen in den Vorgängerwerken im Mittelpunkt. Dann hat Maier im unmittelbaren Vorgängerwerk „Die Städte“ den Radius etwas größer gezogen und über die Studienjahre in Frankfurt erzählt. Nun folgt unter dem Titel „Die Heimat“ also Band neun des auf insgesamt elf Bände...

  • Wattenscheid
  • 05.04.23
Kultur

Tonio Schachingers Roman „Echtzeitalter“
Internat als Hölle

Auf der ersten Seite beschreibt der 31-jährige Autor Tonio Schachinger äußerst detailliert die Außenansicht eines bekannten Wiener Internats. Sein Tonfall schwankt dabei zwischen Bewunderung und Verachtung. Dieser disparate Grundtenor zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung des zweiten Romans des Wiener Schriftstellers, der 2019 mit seinem Debüt „Nicht wie ihr“ auf große Resonanz gestoßen war. Im Mittelpunkt der Handlung, die von 2010 bis in die Corona-Zeit reicht, steht der Schüler...

  • Wattenscheid
  • 28.03.23
Kultur

Judith Hermanns Band „Wir hätten uns alles gesagt“
Am eigenen Leben entlang

Vor ziemlich genau einem Vierteljahrhundert ging Judith Hermanns Stern am literarischen Himmel auf. Mit ihrem literarischen Debütwerk „Sommerhaus, später“ (1998) landete sie gleich einen grandiosen Erfolg. Der Band avancierte zum Bestseller (über 250.000 verkaufte Exemplare, Übersetzungen in 17 Sprachen), und der Name Judith Hermann galt fortan beinahe als Synonym für das mediale Phänomen „Fräuleinwunder“. Als „Stimme ihrer Generation“ wurde sie gefeiert und ihren Texten ein „unwiderstehlicher...

  • Wattenscheid
  • 21.03.23
Kultur

Ulrike Draesners Roman „Die Verwandelten“
Gebrochene Lebenswege

Gebrochene Lebenswege stehen im Mittelpunkt von Ulrike Draesners neuem Roman „Die Verwandelten“. Über mehrere Generationen hinweg versucht die 61-jährige Schriftstellerin die biografischen Scherben ihrer weiblichen Figuren wieder zusammenzusetzen und deren wahre Identität zu rekonstruieren. Kurz vor diesem Roman war im Januar der Band „hell und hörig“ mit gesammelten Gedichten aus den letzten 25 Jahren von Ulrike Draesner erschienen. Gut zu wissen, denn diese Autorin vermag ihrer düsteren...

  • Wattenscheid
  • 16.03.23
Kultur

Zum Tod des Nobelpreisträgers Kenzaburo Oe
Das schwarze Schaf Japans

„Ich muss zugeben, dass wir manchmal, besonders ich, die Wut über unseren behinderten Sohn nicht unterdrücken konnten“, heißt es im schonungslos offenen, autobiografischen Band „Das Licht scheint auf mein Dach“ (2014) aus der Feder des Literatur-Nobelpreisträgers Kenzuburo Oe. Er beschreibt darin, wie die Geburt seines Sohnes Hikari sein Leben veränderte, wie er gemeinsam mit seiner Frau vor der schwierigen Frage stand, einer komplizierten Kopfoperation zuzustimmen. Heute geht Hikari Oe auf die...

  • Wattenscheid
  • 13.03.23
Kultur

Neuer Roman von Karl Ove Knausgård
Anstrengend und atemlos

Die Bücher des norwegischen Erfolgsautors Karl Ove Knausgård eignen sich nicht für die Lektüre zwischendurch. Die Riesenumfänge und die ausfransenden Handlungsstränge erfordern jede Menge Ausdauer. Je tiefer man in die Romane des 55-jährigen Autors eindringt, umso anstrengender wird es – vergleichbar mit einer Bergtour. Vor dem Gipfel wird die Luft dünner, das Atmen fällt schwer. Zuvor hat Knausgård in sechs opulenten Bänden, die in über 30 Sprachen übersetzt wurden, über sich und sein Leben,...

  • Wattenscheid
  • 01.03.23
  • 1
  • 1
Kultur

Schriftsteller Martin Suter wird 75
Schreibe, was mir gefällt

Seine Kreativität und sein Arbeitseifer scheinen grenzenlos zu sein. Vor einem Jahr legte der Schweizer Erfolgsautor Martin Suter unter dem Titel ›Einer von euch‹ eine Romanbiografie über den Fuß­ballstar Bastian Schweinsteiger vor, er war kürzlich Hauptdarsteller einer Kino-Dokumentation, und kurz nach seinem 75. Geburtstag erscheint sein neuer Roman ›Melody‹. »Ich versuche jedes Mal ein Buch zu schreiben, das mir gut gefällt. Damit bin ich im­mer gut gefah­ren, weil ich of­fenbar selbst...

  • Wattenscheid
  • 28.02.23
Kultur

Annette Pehnts Roman „Die schmutzige Frau“
Ein goldenes Gefängnis

„Du wolltest doch immer schreiben, sagt er und lächelt mir zu, während er das Buch und den Papierstapel vorsichtig auf meinem Schreibtisch ablegt.“ So beschreibt die namenlose Ich-Erzählerin in Annette Pehnts neuem Roman „Die schmutzige Frau“ eine Schlüsselszene der Handlung. Die eigene Wohnung zum Schreiben, ein beinahe stiller Rückzugsort, um der Kreativität freien Lauf lassen zu können – das alles hatte sich die Protagonistin, Mutter von zwei erwachsenen Kinder, gewünscht. Eine bescheidene,...

  • Wattenscheid
  • 21.02.23
Kultur

Marlene Streeruwitz' Roman „Tage im Mai“
Sätze wie Schreie

In jüngerer Vergangenheit hat die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz schon einige Male junge Frauen in den Mittelpunkt ihrer Romane gestellt – so geschehen in „Die Schmerzmacherin“ (2011) und „Nachkommen“ (2014).  Jetzt hat sie sich an einer komplizierten Mutter-Tochter-Beziehung abgearbeitet, die durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg noch an zusätzlicher Schärfe gewonnen hat. In einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ hatte die 72-jährige Streeruwitz...

  • Wattenscheid
  • 09.02.23
Kultur

Michael Köhlmeiers Roman „Frankie“
Opa verändert das Leben

"Am Dienstag haben sie Opa entlassen". Mit diesem Satz aus dem Mund des 14-jährigen Enkels Frank eröffnet der Österreicher Michael Köhlmeier seinen neuen, schlanken, aber immens facettenreichen Roman „Frankie“. Frank hat bis dahin ein beschauliches Leben mit seiner alleinerziehenden Mutter in einem Wiener Vorort geführt – sonntags sahen sie gemeinsam „Tatort“, mittwochs hat der Sohn für seine Mutter gekocht, bevorzugt Gemüse-Risotto. Dann ändert sich alles schlagartig. Großvater Ferdinand wird...

  • Wattenscheid
  • 03.02.23
Kultur

„Zwischen Welten“ - neuer Roman von Juli Zeh
Wenn Gülle im Regal steht

Die Erfolgsautorin Juli Zeh ist in den letzten Jahren zu eine Art literarischer Seismograf unseres politisch-gesellschaftlichen Alltags geworden. In ihrem letzten Roman „Über Menschen“ (2021) hatte sie blitzschnell auf die Corona-Krise reagiert. Die zeitliche Nähe und das Abarbeiten von brisanten Alltagsthemen ist für einen Roman nicht unproblematisch, aber die routinierte Schriftstellerin Juli Zeh, die 2002 für ihren inzwischen in 35 Sprachen übersetzten Debütroman "Adler und Engel" den...

  • Wattenscheid
  • 25.01.23
Kultur

Zum 60. Geburtstag neuer Roman von Peter Stamm
„Schreib eine Geschichte über mich“

„Was wäre, wenn ich das Ich im Roman wäre? Würde es das Buch besser oder schlechter machen?“, fragte der Schweizer Schriftsteller Peter Stamm kürzlich im Gespräch mit der Schweizer Zeitung „Blick“. In seinem neuen Roman „In einer dunkelblauen Stunde“ geht es um einen in Paris lebenden Schweizer Schriftsteller, der sich bei der Entstehung eines neuen Romans von einem Filmteam begleiten lässt. Tatsächlich ist auch zu Peter Stamms 60. Geburtstag am 18. Januar ein Filmportrait mit dem Titel...

  • Wattenscheid
  • 17.01.23
Kultur

Arno Geigers Roman „Das glückliche Geheimnis“
Sammler von Erinnerungen

„Ich möchte immer ein dreidimensionales Bild von der Welt bekommen, und der Blick aus nur einem Fenster, den finde ich nicht so spannend wie den Blick aus sehr unterschiedlichen Fenstern.“ So hat der österreichische Schriftsteller Arno Geiger vor fünf Jahren in einem Interview mit dem Deutschlandfunk seine Arbeitsweise beschrieben. Der 54-Jährige Arno Geiger, der 2005 für seinen Roman „Es geht uns gut“ den Deutschen Buchpreis erhalten hatte, gehört trotz seiner respektablen Erfolge zu den...

  • Wattenscheid
  • 09.01.23
Kultur

Stefanie vor Schultes Roman „Schlangen im Garten“
Trauerhaus Mohn

Die Autorin Stefanie vor Schulte hat mit ihrem im letzten Jahr erschienenen, vorzüglichen Romanerstling „Junge mit schwarzem Hahn“ die Messlatte für sich selbst sehr hoch angelegt. Als ihr 2021 in Hamburg der Mara-Cassens-Preis verliehen wurde, hieß es in der Jury-Begründung: „Mit einer klaren und bildhaften Sprache, schafft es die Autorin, Vergangenheit und Gegenwart in einem zu bündeln, ohne sich in tagespolitische Aussagen zu verlieren." In ihrem zweiten Roman hat sich die 48-jährige, in...

  • Wattenscheid
  • 25.12.22
Kultur

Javier Cercas' Roman „Die Erpressung“
Schreiben, um zu verstehen

Auf den ersten Blick kommt der neue Roman des 60-jährigen Spaniers Javier Cercas wie ein Kriminalroman daher. Je tiefer man allerdings in die Handlung eindringt, öffnen sich brisante hochpolitische Türen. Seit sein 2009 erschienener Roman „Anatomie eines Augenblicks“ von der wichtigsten spanischen Tageszeitung „El Pais“ zum Buch des Jahres gekürt worden war, hat Javier Cercas auch außerhalb Spaniens große Beachtung gefunden. Acht Jahre zuvor hatte der im katalanischen Girona lebende Autor schon...

  • Wattenscheid
  • 07.12.22
Kultur

Nobelpreisträger Peter Handke wird 80
Mein Ich ist stärker als ich

„Mein Ich ist stärker als ich“, lautet einer der prägnantesten (selbst charakterisierenden) Sätze aus dem kürzlich erschienenen Notizbuch „Die Zeit und die Räume“, das einen Zeitraum von vier Monaten im Jahr 1978 umfasst. Poetische Schnipsel, Alltagsbeobachtungen und jede Menge Selbstreflexionen stehen hier nebeneinander. Für Wissenschaftler und ganz eingefleischte Handke-Fans gewiss eine lohnende Lektüre. Der „normale“ Leser kann hier leicht an seine Grenzen stoßen. Als Peter Handke 2019 mit...

  • Wattenscheid
  • 02.12.22
Kultur

Leila Slimanis Roman „Schaut, wie wir tanzen“
Beherrschung und Lässigkeit

„Aicha dachte, dass es keinerlei Verbindung gab zwischen dieser Welt und der Straßburger Welt, zwischen ihrem Leben hier und ihrem Leben dort. Diese beiden Existenzen waren durch nichts miteinander verbunden.“ Diese exponierte Form der Zerrissenheit prägt den Lebensweg der Protagonistin Aicha im neuen Roman von Leila Slimani. Die französische Autorin ist gerade einmal 41 Jahre alt, hat aber bereits 2016 den renommierten „Prix Goncourt“ erhalten und nun schon vier bedeutende Romane vorgelegt....

  • Wattenscheid
  • 28.11.22
Kultur

Zum Tod von Hans Magnus Enzensberger
Scharfsinniger Sprachvirtuose

„Was dir durch den Kopf rauscht, ist formlos und nicht zu fassen. Du spinnst wie Arachne, mein Lieber, und von Glück kannst du sagen, wenn es dir wenigstens gelingt, eine Stubenfliege zu fangen“, heißt es im zum 90. Geburtstag des Autors erschienenen Band „Fallobst“. Hans Magnus Enzensbergers Produktivität war bis ins hohe Alter beeindruckend. Im Band „Fallobst“ (2019) hat der scharfsinnige Analytiker und begnadete Sprachvirtuose zeitkritische Reflexionen aneinander gereiht. Das Büchlein hatte...

  • Wattenscheid
  • 25.11.22
Kultur

Robert Menasses Roman „Die Erweiterung“
Der Helm des Skanderbeg

„Wann der dritte Band kommt, ist schwer zu sagen, da werde ich zunächst noch einige Zeit in einer anderen europäischen Stadt leben. Mehr möchte ich noch gar nicht sagen, es ist doch jetzt erst der zweite Band erschienen“, erklärte kürzlich der Wiener Schriftsteller Robert Menasse nach Erscheinen des zweiten Bandes seiner geplanten Europa-Roman-Trilogie. Für den Vorgängerroman „Die Hauptstadt“ (2017), in dem er sich kritisch mit der Bürokratie der Brüsseler EU-Institutionen auseinandergesetzt...

  • Wattenscheid
  • 09.11.22
Kultur

Martin Mosebachs Roman „Taube und Wildente“
Wenn alles verfällt

„Grausamkeit. Zuschauen, wie etwas Schönes zerfetzt wird. Schon eine halbe Stunde lang sitze ich, gefesselt von diesem Anblick, auf dem Gartenstuhl nahe der Zypresse.“ Mit diesem Eindruck der männlichen Hauptfigur Ruprecht Dalandt vom Tod einer Zikade eröffnet Martin Mosebach, Georg-Büchner-Preisträger des Jahres 2007, seinen neuen Roman, durch den sich der Verfall der Werte wie ein roter Faden zieht. Als „genialer Formspieler auf allen Feldern der Literatur“ war der heute 71-jährige...

  • Wattenscheid
  • 04.11.22
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.