Möbelobjekte aus Stammholz im Kunstsommer

Eine Kraftanstrengung, die es in sich hat | Foto: Marita Gerwin
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  • Eine Kraftanstrengung, die es in sich hat
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Im Workshop „Möbelobjekte aus Stammholz“ ist viel Kraft gefragt. Iris Honig aus Arnsberg, eine zierliche, sportliche Frau in ihrer schwarzen Latzhose, sitzt auf einem Baumstamm. Sie trägt derbe Arbeitsschuhe. Ihre Hände schützt sie mit abgewetzten Lederhandschuhen. Die langen schwarzen Haare zu einem Zopf gebunden. Ihr Erscheinungsbild signalisiert „Ich weiß was ich will und ich kann zupacken!“

Die fröhlichen dunkelbraunen Augen auf ihr Werkstück gerichtet. Iris Honig ist konzentriert und wild entschlossen, mit simplen ursprünglichen Handwerkszeugen dieses Stammholz zu bearbeiten. Man spürt ihre körperliche Kraft und Energie. Eine Powerfrau. Dynamisch hackt, sägt, spaltet und höhlt sie ihr Werkstück aus. Mit der rechten Hand führt sie geschickt eine knallrote Bügelsäge hin und her. Sägespäne fliegen durch die Luft. Winzige Holzstücke purzeln auf die Wiese. Iris zaubert zentimeterweise aus dem Stamm die Form hervor. Im Gras liegen griffbereit Sägeblätter, Stemmeisen, Holzschlegel, Zollstock, Kreide und Bleistift, ihre Handwerkzeuge. Schweißperlen kullern ihr von der Stirn. Sie lächelt. Iris Honig hat sich ein großes Ziel gesetzt: Sie möchte in diesem Workshop einen Tisch für ihr Wohnzimmer mit Beistelltisch herstellen.

Ob sie weiß, worauf sie sich da einlässt?

„Mitten in der Nacht, um halb vier, bin ich heute aufgewacht, um mir eine Scherztablette reinzuziehen, weil mir die Schulter so weh tat. Doch ich bin mir sicher, wenn ich hier fertig bin, sind alle Schmerzen vergessen. Wie bei der Geburt. Jede Blase lohnt sich. Meine Devise ist: „Nicht aufgeben. An sich glauben". Sie sagt immer wieder zu sich selbst: „Das schaffe ich!“.

Die Bildhauerin greift zur Axt und legt los: tack. tack, tack, bis die Fetzten fliegen. Es duftet nach Eichenholz. „Ich spreche mit meinem Tisch, ich streichele ihn immer und immer wieder. So nehme ich seine Form in mir auf. Werde eins mit ihm. Hole seine Schönheit aus ihm heraus. Ich bestimme, die Richtung, wo es hingehen soll“, sagt sie selbstbewusst. Wiegt ihren Kopf zur Seite, tritt einen Schritt zurück und betrachtet ihr Werkstück mit kritischem Blick. Wird es ihren Ansprüchen genügen?

Durch die Reduktion auf den Holzstamm, die Axt und einer Bügelsäge erlebt sie die gestalterische Kreativität in ihrer reinsten und ursprünglichen Form. Nach drei Tagen Workshop besuche ich sie wieder. Sie strahlt eine Zufriedenheit aus, die mich in ihren Bann zieht. Stolz präsentiert sie mir ihr Werkstück. Ich bin überwältigt. Wie viel Muskelkraft und Schweißtropfen in diesen Tisch geflossen ist, erahne ich. In ihrer sympathischen Art plaudert sie „Ich wache jede Nacht auf. Meine Gedanken kreisen um das Werkstück. Eine Tablette brauche ich nicht mehr! Die erste Ibuprohen war Gold wert! Zwar habe ich inzwischen noch mehr Blessuren davon getragen, wie einen eingequetschten Finger, Knieprobleme und blaue Flecken, aber ich bin total glücklich. Der Adrenalinspiegel ist so hoch, dass die Wehwehchen gar nicht registriere. Todmüde und völlig platt plumpse ich abends nur noch ins Bett. Ich kann den ganzen Tag ohne Essen auskommen. Kreativ sein ist für mich die beste Diät!“, lächelt sie. Verliebt streichelt sie über die Rundungen ihres Tisches. Eine Liebes Beziehung fürs Leben - im Kunstsommer-Workshop „Möbelobjekte aus Stammholz“ geboren.

Text und Fotos: Marita Gerwin

Quelle; MOSAIK- Das Kunstsommer-Magazin

http://bit.ly/MOSAIK-KunstsommerMagazin

Weitere Reportagen im KunstsommerArnsbergBlog unter folgendem Link:

http://kunstsommer.blogspot.de/2012/09/und-jetzt-noch-mal-mit-schmackes.html#more

Autor:

Marita Gerwin aus Arnsberg

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