Lesenacht im Gymnasium: 90 Laurentianer gegen Frankenstein

Bezirksbeamter Wolfgang Meier, Markas Pille-Schowe und Bürgermeister Hans-Josef Vogel lasen den Schülern zur Lesenacht vor. Fotos: Albrecht
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Die Spannung stand zahlreichen der insgesamt 90 Fünftklässler ins Gesicht geschrieben: Die 2. Lesenacht am Gymnasium Laurentianum sollte nur einen Tag vor der Ausgabe ihren verhängnissenvollen Lauf nehmen. Man war gespannt bis aufs Äußerste.
Schon Tage vorher wurden die Zettel für Eltern und Helferteams verteilt. „Es muss alles gut durchgeplant sein“, wusste Lehrerin Nina Verspohl zu berichten. Zum zweiten Mal hatte sie mit den Klassenlehrern an die Schule geladen, eine Lesenacht mit Detektivspiel durchzuführen.
Während sich die insgesamt rund 90 Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 a bis c auf verschiedenen Fluren der Schule, ordentlich geschlechtergetrennt, schon für die Nacht einrichteten, wurden an anderer Stelle die Messer geschwungen. Nicht, um dem Nachwuchs Angst einzujagen, sondern um die von fleißigen Eltern organisierte Snackstation vorzubereiten.
Aufgeregt wurden an die Schlafplätzen die Kuscheltiere (Mädchen) und Fußballkissen (Jungs) sortiert, man konnte ja nie wissen... Schließlich galt es für die Neuen am Gymnasium bis zum nächsten Morgen, dem Tag der Zeugnisausgabe in der Schule zu verweilen.
Schon 2010 hatte Nina Verspohl, die die Idee gemeinsam mit einer Kollegin im Rahmen des Referendariats ausgedacht hatte, eine Lesenacht organisiert. Damals noch mit weitgehend bekannten Akteuren - auch Schulleiter Ulrich war zum Vor-Lesen gekommen - baute man diesmal auf andere Helfer: Bürgermeister Hans-Josef Vogel, Polizist Wolfgang Meier und Autor Markus Pille-Schowe waren gekommen, die Kinder mit ihren Geschichten einzustimmen.
Dann war es soweit: Nach dem Aufteilen der Schüler in drei Lesegruppen folgte man gebannt dem Vor-Leser in wieder einen anderen Klassenraum. In der Klasse 5a nahm der Bürgermeister persönlich auf einem der Stühle Platz, und nur eine kleine Lampe sorgte im dunklen Klassenzimmer für Leselicht. „Theo Boom - und der unsichtbare Zeuge“ von Autor John Grisham hatte sich der Bürgermeister eigens für die Lesenacht von seiner Tochter ausgeliehen. „Das muss ich leider wieder mit nach Hause bringen“, flachste Vogel mit den Schülern. Aber: Er verspreche der Klasse ein Exemplar zu schicken, war sein Angebot, dass stürmisch begrüßt wurde.
Zwei Kapitel aus dem Buch hatte sich Vogel eigentlich vorgenommen, aber eine ausführliche Einleitung mit Beamer und die Klärung der einen oder anderen Verständnisfrage zogen die vorgeplanten 30 Minuten in die Länge. Zeit, die in der 5a sowieso viel zu schnell vergehen sollte.
Mucksmäuschenstill lauschte man den Erlebnissen von Theo Boone, dem jungen Held des Romans, der auf dem besten Wege war, selbst eine erste richtig große Gerichtsverhandlung mitzuerleben. „Das solltet ihr auch mal tun“, ermunterte Vogel Schüler und Lehrerin, „ein wirklich spannendes Erlebnis.“
Die Taschenlampen immer „am Mann“ ging es auch für die 5a schließlich schnell herrunter in die Cafeteria, wo Nina Verspohl und ihre Kollegen die letzten Anweisungen gaben. „Immer in der Gruppe bleiben und das Schulgelände nicht verlassen“, lautete die Ermahnung, die im Gemauschel der 90 Detektive fast schon unterging.
Man wollte endlich ´raus und weg und in der ganzen Schule etwas erleben. Auf dem Boden, am Getränkeautomaten, hinter der Tür... praktisch überall waren die Fragen für die Schüler angeklebt. Und die Antworten auch. Gemeinsam musste man sich auf die Suche nach den winzig kleinen Puzzleteilchen machen, die den Weg zur Lösung geben sollten.
Schließlich wollten sich die Schüler gegen Viktor Frankenstein beweisen, der aus verschiedenen Leichenteilen einen perfekten Menschen schaffen wollte. Hier ein Bein, dort ein Arm und der Kopf darf auch nicht fehlen. Aber auf wen hat er es wohl abgesehen...? Wer sind die vier Opfer und welche Personen leben... noch?!
„Das Spiel ist in den Unterricht eingebunden“, erklärt Verspohl zwischendurch, und habe an erster Stelle die Förderung der Lesekompetenz im Blick, wie es so fachlich heißt. Die Schüler interessierte das nur an zweiter Stelle - gewollt: Mit Taschenlampen schlichen sie durch die dunklen Flure und versuchten immer einen Tacken besser und schneller zu sein, als die Verfolger anderer Gruppen.
Erst nach eineinhalb Stunden Aufregung und abgegebenen Lösungszetteln durften sie sich - leicht übermüdet - auf die Feldlager betten. Nein, noch nicht einschlafen, lautete die Devise. Denn vorher gibt es noch eine CD von den „???“ zu hören. Nach der zweiten Lesenacht freute man sich auf das von Eltern organisierte Frühstück.

Autor:

Frank Albrecht aus Arnsberg

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