Ein Bild - Eine Geschichte

Schneeelfen

Sahra zitterte vor Kälte. Ihr Atem hinterließ weiße Wolken in der Luft vor ihr. Ihre Augen tränten von dem kalten Wind, der ihr direkt ins Gesicht blies, doch sie wagte es nicht zu blinzeln. Sie spürte ihre Finger, die den Fotoapparat fest umklammerten, kaum noch. Wo blieben sie nur? Vor zwei Tagen hatte sie genau an dieser Stelle die Schneeelfen gesehen, von denen ihre Oma immer erzählt hatte. Sie hatten im Schnee ihren wilden Tanz aufgeführt, den Schnee dabei so aufgewirbelt, dass sie in eine glitzernde Wolke eingehüllt waren. Ihr leises, zwitscherndes Lachen hatte wie helle Glocken geklungen. Sie hatte genau hinschauen müssen, um sie zu erkennen, doch sie war sich sicher gewesen, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Ihr Bruder Thomas hatte sie nur ausgelacht und für verrückt erklärt, so wie die Leute auch immer von Oma gesagt hatten, dass sie nicht ganz richtig im Kopf war. Doch heute würde sie den Beweis erbringen und es allen zeigen. Doch die Elfen wollten einfach nicht kommen. Dabei liebten sie es, im Schnee zu tanzen und nichtsahnenden Spaziergängern Streiche zu spielen. Und es fiel nicht häufig Schnee, sodass sie doch jede Gelegenheit nutzen mussten. Sahra spähte angestrengt durch die Zweige des Busches, hinter dem sie sich versteckte. Wo also waren sie? Sie hörte den Schnee hinter sich knirschen und im nächsten Moment wurde sie angerempelt.
„Na, sind deine Elfen schon aufgetaucht?“
Thomas grinste sie frech an.
„Hallo ihr Elfen! Kommt raus, damit Sahra endlich ihr Foto machen kann!“
Sahra schossen die Tränen in die Augen.
„Du bist gemein! Jetzt werden sie bestimmt nicht mehr kommen.“
Thomas zuckte gleichgültig mit den Schultern.
„Pass auf, dass du nicht so endest wie Oma!“ Er tippte sich an die Stirn. „Es gibt deine blöden Elfen nicht. Essen ist fertig. Du sollst nach Hause kommen.“
Damit ließ er sie stehen. Sahra sah ihm wütend nach. Er hatte alles kaputt gemacht. Und sie war nicht verrückt! Plötzlich hörte sie ein Rascheln über sich und als sie nach oben schaute bekam sie eine Ladung Schnee direkt in die Augen. Sie schüttelte sich und hörte dann ein leises Kichern. Doch bevor sie sich den Schnee aus den Augen wischen konnte und den Fotoapparat im Anschlag hatte, waren die Elfen schon verschwunden. Vorsichtig schaute Sahra noch einmal durch die Zweige des Busches auf die verschneite Wiese, aber von den Elfen war nichts zu sehen.
„Ich finde euch schon noch!“, schwor sie leise und wie zur Bestätigung hörte sie über sich ein leises Kichern.
www.sabine-kalkowski-schriftsteller.de

Autor:

Sabine Kalkowski aus Bergkamen

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