Bochumer Schauspielhaus
J.Simons Inszenierung des "Anti-Stücks""Die kahle Sängerin"-als ein Double unserer Gesellschaft!

Gestern fand die Premiere im Bochumer Schauspielhaus statt - von Eugene Inonescos "Anti-Stück" "Die kahle Sängerin! - aus dem Jahr 1950- Ionesco, ein Wegbereiter des "Absurden Theaters"!
Um es vorweg zu sagen: Dem Bochumer Intendanten und Regisseur Johan Simons ist es mit seiner Inszenierung der "Kahlen Sängerin" gelungen, dem Zuschauer eine grausame Realität auf der Bühne zu präsentieren, deren Weite die gesamten absurden gesellschaftlichen Verhältnisse widerspiegeln, und die Sprache als ein grotsker HIlferuf der entfremdeten Individuen im Mittelpunkt steht. Es ist ein grausamer Schrecken, über den wir lachen!
Simons zeigt uns im Sinne von Ionesco eine grausame Welt einsamer Menschen, roboterhaft, verbunden mit Video-Einspielungen -von kurzen Augenblicken: im "Adolf Eichmann-Prozess"1961 (die Banalität des Bösen") in Jerusalem, bis zur Pepsi-Cola-Werbung der 90er-Werbung!
Simons gleitet aber nie ab ins Boulevard-Theater, ohne tieferen Sinn, im Gegenteil: Seine Inszenierung zeigt die Abgestumpftheit der Protagonisten, grausame und sinnentleerte Konversationen im Staccato-Schritt -eine unterschwellige Lebensangst!
Wir erleben auf der Bühne ein herausragendes Ensemble - mit einer Körpersprache, die tragisch-komisch ist! Stellvertretend für alle Darsteller ist Stefan Hunstein zu nennen- grandios als devoter Ehemann!
Und wo bleibt die "Kahle Sängerin"?- die im "Ant-Stück bei Ionesco nie auftritt: Sie ist wohl eine absurde Illusion- zwischen Hoffnungslosigkeit, Resignation, und -auf die Frage: "Was macht die kahle Sängerin?" kommt die Antwort: "Sie trägt immer noch die  gleiche Frisur!"
Alles sinnentleerte Worte und Antworten! Es gibt in dem Stück auch keine Zeiten mehr, auf der Bühne verschiedene Uhrzeiten, die uns erklären:: "Wir haben keine Zeit mehr!"(Ionesco-Text!)
Johan Simons sagte einmal in einem Interview 2020: "Wir brauchen das Theater mehr denn je: für die kulturelle Daseinsvorsorge, für die Reflexion der Gesellschaft, für Diskussionen."
Aber ist das nicht auch eine absurde Illusion? - angesichts der Reaktionen des Publikums gestern Abend?- der vielen Lacher: "Wer heute ein Ei kauft, hat morgen zwei." (Ionesco-Text)!
Es ist nun mal so, wie es ist: Ionesco und Johan Simons: Beide stehen für das "Absurde Theater", in der Tradition der harten Humoristen! Manchmal ist es Hokuspokus, aber immer in der harten Wirklichkeit unserer bis heute absurden Gesellschaft- im Theater der Grausamkeiten - ein Double unserer Zeit!

Autor:

Harald Martens aus Bochum

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