Frivoles Problem
Pornothek? - eine Humorgeschichte

Pornothek
Dieser Bekanntenkreis war nett, sehr nett. Er bestand aus außergewöhnlichen Kreaturen, die außergewöhnliche Ideen und Wünsche hatten, manchmal an der Grenze des Zumutbaren. Und doch brachten sie Farbe in ein einigermaßen geregeltes Leben hinein.
So war es bei auch Rolf, denn seitdem ihn seine Freundin verlassen hatte, trauerte er. Er trauerte um sie, er trauerte um sich, er trauerte eigentlich um sein ganzes Leben. Es gab kaum etwas, dass in ihm nicht die Gedanken an sein großes Leid hervorbrachte.
„ Ach, weißt du,“ begann er, als er bei mir eintrat: „Wenn ich Frust hatte, hab ich mir schon mal ein Video gekauft. Die Gundi wusste ja nichts davon. Und das war eine richtige Sucht. Nicht, dass ich was gemacht hätte...
Und jetzt hab ich so viele DVDs. Wenn die Gundi zu mir kommt, ich kann sie so schlecht verstecken. Aber eigentlich will ich ja damit Schluss machen. Es ist eien Sucht." Mit Hundeaugen schaute er mich  an und erwartete meinen Zuspruch. " Ich kann sie doch nicht alle wegtun. Die waren teuer. Ich war schon in einer Videothek, um sie zu verkaufen, aber die zahlen kaum etwas.“
Lang anhaltend seufzend sah er mich an, um seinen großen Schmerz zum Ausdruck zu bringen.  „Wenn ich aber jetzt wirklich die DVDs in einen Container schmeiße, dann sehen mich wohlmöglich die Leute dabei." Es schien ihm Scham zu bereiten, aber " Die Leute schmeißen ja alles in den Container.….“
Nun kam er auf den wirklichen Grund seines Anliegens zu sprechen, seinen vorbereiteten Plan.  Er kramte eine riesige Tüte voller Suchtmittel hervor und sagte: „Könntest du die nicht hier bei dir lagern?“
Ach! Ich sollte seine Pornos deponieren, so für alle Fälle? Falls er sich die Sache noch einmal anders überlegte oder wenn er das ein oder andere Vergnügen wohl dosiert in Gebrauch nehmen wollte? Wenn Gundi nicht bei ihm war? Wie eine wohl gehütete private Pornothek, auf die er immer zurückgreifen konnte?
Nach meinem ersten Schock überlegte ich und kam zu einer Idee. Wenn er die Filme bei mir lagerte, könnte ich sie ja in meinem männlichen Bekannten gewinnträchtig weitergeben, ein gutes Geschäft damit machen, einen kleinen Tauschring bezüglich männlicher Genüsse eröffnen. Doch mein besseres Ich machte sich bemerkbar, siegte in diesem Fall über die anvisierte Idee.
„Nee, nimm die wieder mit!“ sagte ich streng.
Standfest vertrat ich nun einen recht feministischen Standpunkt. Er schaute demonstrativ beleidigt auf den Boden, da er bei mir keine Hilfe für sein großes Problem erhalten hatte und ging. Vielleicht fand er ja andere Aufbewahrungsorte für seine gut gehüteten Geheimnisse.
Ich hätte ihm sogar helfen und gleiche Interessensgemeinschaften nennen können. Doch... jeder sollte auf seine Weise glücklich werden - er mit seinem Problem und ich mit dem Willen,  jetzt ganz  loyal zu bleiben.

Autor:

Ingrid Dressel aus Bochum

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