Flüchtlingstragödie in Bosnien-Herzegowina
Evakuierung gescheitert

Flüchtlinge in Lipa | Foto: Euronews Copyright Kermal Softic/Kermal Softic
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  • Flüchtlinge in Lipa
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Nach Angaben des  Flüchtlingshilfswerk UNHCR gibt es im Dezember 2020 weltweit mehr als 80 Millionen Flüchtlinge. Vor den Augen der Internationalen Öffentlichkeit spielt sich im bosnischen Lipa und in Afghanistan eine weitere humanitäre Katastrophe ab - neben der auf der griechischen Insel Lesbos und in vielen bisher nicht bekannten anderen Flüchtlingslägern einschl. des Folterlagers in Libyen.

Humanitäre Flüchtlingskatastrophe - verantwortlich ist die reaktionäre Flüchtlingspolitik der EU!
Seit Jahren kampieren in Lipa  die Flüchtlinge vor allem aus Afghanistan, Syrien und dem Irak auf ihrem Weg nach Europa. Schon mehrfach wurde auf sie geschossen, wenn sie versuchten, die kroatische Grenze zu überschreiten. Ihnen wurden die Papiere abgenommen, sie wurden misshandelt und wieder nach Bosnien zurückgeschickt. Auch in Afghanistan leben tausende Binnenflüchtlinge unter menschenunwürdigen Zuständen und drohen zu verhungern bzw. zu erfrieren. Es fehlen ähnlich wie in Bosnien winterfeste Unterkünfte, fließend Wasser, Sanitäranlagen  und Heizungen sowie Nahrung. Trotz angeblicher "Friedensverhandlungen" mit den Taliban geht der Terror in Afghanistan mit Anschlägen auf Zivilisten und zivile Einrichtungen unvermindert weiter.

Das bekannteste Lager in Bosnien-Herzegowina war bisher in Bihac, unweit vom Lager in Lipa. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hatte am 23. Dezember 2020 das Lager wegen unhaltbarer Zustände geschlossen. Die rund 1300 Flüchtlinge standen dann einfach in der bitteren Kälte auf der Straße. Das ehemalige Flüchtlingslager ging kurz darauf in Flammen auf. Ein Flüchtling klagt an: „Wir werden schlechter behandelt als Tiere"! Es gibt keinen Strom, kein fließendes Wasser, keine medizinische Hilfe. Wegen des heftigen Regens müssen die Menschen nun im Matsch ausharren. Gerade einmal am Tag liefern eine NGO und Menschen aus der Region Nahrungsmittel. 

Ursprünglich sollten die Flüchtlinge mit Bussen in eine ehemalige Kaserne nach Sarajewo gebracht werden. Doch Proteste von lokalen Politikern - und kaum zu glauben - auch von ausländerfeindlichen Gruppen der Einwohner verhinderten dies, die Busse konnten erst gar nicht abfahren. Berichten bosnischer Medien zufolge sollen die Menschen nun dort bleiben. Zwar hat die Armee jetzt begonnen, Zelte aufzubauen, doch den Flüchtlingen bleibt der Weg in die EU durch deren menschenfeindliche Flüchtlingspolitik weiterhin verschlossen. 

Dazu ein aktueller Bericht (Quelle:https://de.euronews.com/2021/01/01/): "Jemand von der Polizei oder der Internationalen Organisation für Migration kam und sagte, dass wir in ein anderes Lager bei Sarajevo gebracht werden", berichtet ein Mann aus Afghanistan. "Wir wurden in Busse gebracht, wo jeweils 55 Menschen drin waren. Dann haben sie gesagt, ihr geht nicht nach Sarajevo, ihr müsst zurück nach Lipa."

Ohne die Hilfe der Internationale Organisation für Migration (IOM) und andere würden diese Menschen sterben. 

"Wir haben heute tausend Mahlzeiten zubereitet", so Zlatan Kovacevic von der Hilfsorganisation S.O.S. Bihac. "Das Rote Kreuz unterstützt uns mit Freiwilligen und sie kochen Tee. Wir zählen die Menschen, damit wir Kleidung und Schlafsäcke verteilen können und, wenn wir dürfen, auch Zelte", hieß es. 

Über das Schicksaal der Binnenflüchtlinge in Afghanistan ist wenig bekannt. Wahrscheinlich sind Hilfslieferungen in dieses Gebiet aus Sicherheitsgründen nicht möglich, der Terror geht nicht nur von der Taliban aus.

Reaktionäre bzw. faschistoide Gruppen hindern die Hilfsorganisationen daran teilweise. Auch das hat die Flüchtlingspolitik der EU zu verantworten! Es ist letztlich der perfide Ausdruck ihrer menschenverachtenden Politik. Es ist auch Ergebnis der weiteren Rechtsentwicklung der Bundesregierung. So will die CDU den Abschiebestopp nach Syrien beenden, was auch die faschistoide AfD seit langem fordert. Auch Abschiebungen nach Afghanistan sind wieder geplant.

So ist die Balkanregion und der Nahe Osten wie Afghanistan u.a. ein Pulverfass - für die einheimische Bevölkerung wie für die Flüchtlinge.

Überall müssen die katastrophalen Flüchtlingsläger sofort vollständig evakuiert werden, ob in Griechenland, Afghanistan, Bosnien-Herzegowina oder anderswo. Die Flüchtlinge müssen auf Europa verteilt werden! Die Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen von Bundesländern wie z.B. Thüringen oder Einrichtungen wie dem Ferienpark Thüringer Wald müssen von der Bundesregierung umgehend aufgegriffen werden.

Statt die Flüchtlinge in Bosnien-Herzegowina durch die bosnische und kroatische Polizei in das Lager der verbrannten Erde zurückzutreiben oder sie in unzumutbare Camps in vielen anderen Ländern zusammenpferchen, muss Soforthilfe in der medizinischen und logistischen Versorgung sowie der psychologischen Betreuung geleistet werden, finanziert von der EU!

Die menschenverachtende Flüchtlingspolitik der EU, die auf den Ausbau von Frontex anstatt auf humanitäre Behandlung ausgerichtet ist, muss sofort gestoppt werden.
Den faschistischen Umtrieben zur Einschüchterung, Drangsalierung und Repression innerhalb und außerhalb des Lagers und der EU muss umgehend Einhalt geboten werden!

Weitere Informationen zur Flüchtlingsfrage unter ww.solidaritaet-international.de

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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