Christoph Kleßmann erhält den 4. Bochumer Historikerpreis

Foto: Universität Potsdam

Mit Prof. Dr. Christoph Kleßmann wird einer der profiliertesten deutschen Sozial- und Zeithistoriker der letzten 40 Jahre mit dem Bochumer Historikerpreis ausgezeichnet. Kleßmann war Gründungsdirektor des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam, das er zu einer der produktivsten zeitgeschichtlichen Forschungsstätten in Europa ausbaute. Wissenschaftlich gilt sein Hauptinteresse der Beziehungsgeschichte der beiden deutschen Staaten, als deren bester Kenner er gilt.

BEDEUTENDSTER FORSCHUNGSPREIS FÜR HISTORIKER IN DER BRD

Der mit 25.000 € dotierte Bochumer Historikerpreis wird gemeinschaftlich von der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets, der Stadt Bochum, der Ruhr-Universität Bochum und der Stiftung der Sparkasse Bochum unter der Schirmherrschaft der Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Seit 2002, in dreijährigem Rhythmus vergeben, stellt er neben seinem Münchner Namensvetter den bedeutendsten Forschungspreis für Historiker in der Bundesrepublik dar. Ausgezeichnet wird ein herausragendes Lebenswerk von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Industriezeitalters. Die ersten drei Preisträger waren Lutz Niethammer, Jürgen Kocka und Eric Hobsbawm.

GRUNDLEGENDE FORSCHUNGSARBEITEN ENTSTANDEN AN DER RUB

Der 1938 in Bielefeld geborene Christoph Kleßmann studierte in Göttingen, München und Tübingen. 1969 promovierte er an der Ruhr-Universität Bochum mit einer Untersuchung zur nationalsozialistischen Kulturpolitik und zur polnischen Widerstandsbewegung im Generalgouvernement. Seine ebenfalls in Bochum entstandene, 1978 publizierte Habilitationsschrift über die Geschichte der polnischen Bergarbeiter im Ruhrgebiet zählt zu den Klassikern der Sozialgeschichtsschreibung dieser Zeit und steht noch heute im Rang eines Standardwerks. 1976 nahm Christoph Kleßmann einen Ruf der Universität Bielefeld an und etablierte sich hier als der führende Vertreter der deutsch-deutschen Zeitgeschichte nach 1945. Seine beiden Bücher über „Die doppelte Staatsgründung“ und „Zwei Staaten, eine Nation“ zur gesamtdeutschen Geschichte zwischen 1945 und 1970 wirkten bahnbrechend und fanden in zahlreichen Auflagen durch die Bundeszentrale für politische Bildung vertrieben eine weit über die akademische Fachwelt hinausgehende Verbreitung. 1993 wechselte Christoph Kleßmann an die neu gegründete Universität Potsdam, an der er bald die geschäftsführende Leitung des ebenfalls neu gegründeten Zentrums für Zeithistorische Forschung übernahm, das sich unter seiner Führung zu einem international hoch renommierten Forschungszentrum entwickelte. Nach seiner Emeritierung 2004 publizierte Christoph Kleßmann eine viel gelobte Arbeitergeschichte der DDR bis 1971. Große Bedeutung besaß er zudem im wissenschaftspolitischen Bereich, insbesondere als integerer Initiator und Moderator deutsch-deutscher Historikerkontakte, der dann in der Wende- und Nachwendezeit viel zum deutsch-deutschen Zusammenwachsen im Wissenschaftsbereich beitrug. Sein besonderes Engagement galt und gilt aber auch dem deutsch-polnischen Verhältnis in der Geschichtswissenschaft und darüber hinaus. Dafür erhielt Christoph Kleßmann 2009 das Verdienstkreuz am Band des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und wurde 2010 als auswärtiges Mitglied in die Polnische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

FESTAKT AM 30. MÄRZ IM HAUS DER GESCHICHTE DES RUHRGEBIETS

Der vierte Bochumer Historikerpreis wird Christoph Kleßmann am 30. März 2012 im Rahmen eines Festaktes im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum verliehen. Die Laudatio auf den Preisträger hält die stellvertretende Direktorin der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, Frau Prof. Dr. Dorothee Wierling. Christoph Kleßmanns Preisrede wird über „Das geteilte Deutschland und die "Westarbeit" der DDR im Ruhrgebiet“ handeln.

Autor:

Thea Struchtemeier aus Bochum

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