„Albert“ nimmt Fahrt auf
Ehrenfelder Nachbarschaftsverein präsentiert seine erste Rikscha

Zur Taufe der Rikscha kamen Bewohner des St. Mauritius-Stifts sowie Unterstützer des Projekts. | Foto: Demuth
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„Man kommt in Ecken, wo man früher war, jetzt aber nicht mehr allein hinkommt.“ So beschreibt Gerda Fuchs (90), Bewohnerin des St. Mauritius-Stifts am Knüwerweg, die Vorteile einer Rikscha. Der Nachbarschaftsverein „Ehrenfelder Miteinander“ feierte jetzt die Ankunft seiner Rikscha für das Projekt „Radeln ohne Alter Bochum“ mit einer Taufe. Die ersten Fahrten sollen in etwa zwei Wochen starten.

Vor zwei Jahren lernte Barbara Jessel, Vorsitzende von „Ehrenfelder Miteinander“, in Kopenhagen das Projekt „Radeln ohne Alter“ kennen, bei dem ein Pilot zwei Gäste per Rikscha mit auf eine Spazierfahrt nimmt. „Ich war begeistert davon, dass man gemeinsam fahren und ins Gespräch kommen kann“, berichtete Jessel. So entstand die Idee, eine Rikscha anzuschaffen. Spenden zahlreicher Unterstützer machten es möglich, das rund 10.000 Euro teure Fahrzeug zu finanzieren.
Zum Erfolg des Projekts beigetragen hat das St. Mauritius-Stift, auf dessen Parkplatz Taufe und Fest stattfanden. Bereits im vergangenen Sommer konnten sich einige Bewohner des Heims – als erste Gerda Fuchs und der inzwischen verstorbene Albert Gerkens – bei einer Fahrt mit einer geliehenen Rikscha von deren Reiz überzeugen. Damals ging es unter anderem zum Busbahnhof. „Dort bin ich früher oft abgefahren, aber den neuen Busbahnhof kannte ich noch nicht“, so Gerda Fuchs. Während einer Infoveranstaltung, die der Verein im November 2018 im Mauritius-Stift organisierte, haben Fuchs und Gerkens außerdem dafür geworben, das Projekt zu unterstützen.
Als Dankeschön wurde die Rikscha von Taufpate Dr. Hartmut Schroeter, ehemaligem Pfarrer der Melanchthon-Gemeinde, auf den Namen „Albert“ getauft. „Die zweite Rikscha werden wir Gerda nennen“, verriet Gabriele Gaul von „Ehrenfelder Miteinander“ den anwesenden Gästen.

„Ich fahre jederzeit wieder mit, das gefällt mir sehr gut.“

Beim Fest durfte Gerda Fuchs zusammen mit Schroeter die erste Runde mit der neu angeschafften Rikscha drehen. „Ich fahre jederzeit wieder mit, das gefällt mir sehr gut“, lautete ihr Fazit. Auch Johann Bien (97), wie Gerda Fuchs Bewohner des St. Mauritius-Stifts, gehörte zu den ersten Passagieren, die Gabriele Gaul in der neuen Rikscha herumfuhr: „Sie ist sehr bequem.“
In etwa zwei Wochen soll die Rikscha ihren offiziellen Dienst aufnehmen. „Wir werden einen Stundenplan aufstellen“, so Barbara Jessel. Dann können die Senioren des Stifts sich melden, an welchem Termin sie eine Fahrt unternehmen möchten.
Zurzeit werden noch die rund 20 ehrenamtlichen Piloten ausgebildet, die künftig in die Pedale treten. „Das ist nicht schwierig“, hat Anette Klöckner (53) festgestellt. Der Motor, mit dem die Rikscha ausgestattet ist, macht das Fahren leicht. „Ungewohnt ist aber, dass man immer sitzt, zum Beispiel wenn man an der Ampel wartet, und dass man sich beim Lenken nicht in die Kurve legt.“
Auch Gerd Kratel (64) ist Pilot. „Meine Eltern waren beide im Heim. Drinnen wurden sie immer ruhiger“, erläuterte er, warum er Senioren die Möglichkeit bieten möchte, nach draußen zu kommen. Da er sich außerdem selbst gern an der Luft bewegt und Rad fährt, sei es eine Win-Win-Situation. Barbara Minnerop (63) ist begeisterte Radfahrerin und möchte als Rikschapilotin die Freude daran mit den Menschen teilen, die nicht mehr mobil sind. Heinz Bösel (67) ist ebenfalls viel mit dem Rad unterwegs. „Ich bin seit eineinhalb Jahren Rentner und hatte den Wunsch, mich sozial zu engagieren. Ich möchte andere Leute zum Strahlen bringen“, erzählte er, warum er sich bald mit „Albert“ auf die Fahrt begeben wird.
Obwohl „Albert“ noch nicht endgültig rollt, denkt der Verein „Ehrenfelder Miteinander e.V.“ bereits daran, eine zweite Rikscha zu kaufen. „Das wollen wir gern 2020 machen“, erklärte Barbara Jessel. Hierfür benötigt der Verein erneut Spenden. Diese nimmt er auf seinem Konto bei der Volksbank Bochum Witten eG entgegen: IBAN: DE43 4306 0129 0145 0660 00; BIC: GENODEM1BOC.

Weitere Piloten gesucht

Wer Interesse daran hat, Rikscha-Pilot zu werden, kann sich bei Vorstandsmitglied Dagmar Bartsch per E-Mail an dagmar.bartsch@ehrenfeldermiteinander.de melden oder beim Stammtisch vorbeischauen, der an jedem zweiten Mittwoch im Monat um 19 Uhr im „Blondie's“, Hattinger Straße 80, stattfindet.

Zur Taufe der Rikscha kamen Bewohner des St. Mauritius-Stifts sowie Unterstützer des Projekts. | Foto: Demuth
Bewohnerin Gerda Fuchs und Taufpate Dr. Hartmut Schroeter ließen sich von Gabriele Gaul bei der Premierenfahrt herumfahren. | Foto: Demuth
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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