Theodor Kraushaar alias „Schutzmann Theo“

Theodor Kraushaar am 11.11.2013 in Bochum-Linden

Die von Theodor Kraushaar vor 30 Jahren entwickelte Karnevalsfigur „Schutzmann Theo“ war ihm auf den Leib geschnitten. Zu seinem Abschied von der Karnevalsbühne verfasste das Bochumer Urgestein „Worte in eigener Sache“ und dort hieß es „Der Vorhang fällt, das Licht geht aus - der alte Narr geht jetzt nach Haus“. Unvergessen bleiben aber die Jahre, als er in führenden Funktionen den Bochumer Karneval belebte und jährlich mit einer humorvollen Büttenrede aufwartete.

Ein letztes Mal von den Karnevalsbühnen in Bochum vor zwei Jahren. Aber er kann es doch noch nicht ganz lassen. Noch einmal, nun aber von zuhause, nimmt „Schutzmann Theo“ sich die Bochumer Ereignisse und die Bochumer Prominenz vor.

Von Theodor Kraushaar oder auch „Schutzmann Theo“ genannt

Viel Getöse - wenig Moos!
Was ist nur in Bochum los?

Als ich noch ein Bulle war
gab es noch keinen Boulevard.
Dafür aber noch an erster Stell`
unser alter VfL,
der alle Konkurenten zittern ließ
und selbst die Bayern in die Schranken wies
und der zurecht -dank Ottokar-
Bochums bester Werbeträger war.

Auch gab es noch nicht -in keinem Fall-
ein Dreigestirn im Karneval!
wohl deshalb nicht, weil hier im eigenen Land
sich keine einzige Jungfrau fand.

Drum fragt man sich -ganz ahnungslos-
was ist nur in Bochum los?

Das Rathaus sah damals noch viel roter aus
und war noch kein „Vier-Mädel-Haus“,
rein maskulin die Immobilie
und der OB hieß Heinz und nicht Ottilie!
Noch sorglos man im Rathaus schlief,
weil schuldenfrei der Paternoster lief.

Und Bochum war, das wissen wir.
das Schaufenster im Ruhrrevier.
Mit Krupp-Stahl für die Opel-Blitze
war Kaufhaus Kortum an der Spitze -
wo man alles fand - für jedes Alter -
vom Nachttopf bis zum Büstenhalter.
Auch Wertheim und Fischer gab es noch
und Steffen stets nach gutem Kaffee roch.
Und wenn Mama gemütlich im Cafè Döhmann saß,
Papa bei Hammelmann seemuscheln aß
und auch sonstwie das süße Leben genoss
und in der Postkutsche sich einen über den Knorpel goss.

Das waren noch Zeiten
und man fragt sich hoffnungslos:
Was ist heute nur in Bochum los?

Boulevard mit Stolperkanten,
blasenschwache Stadtpassanten,
die sich in die Büsche stehlen,
weil vor Ort Toiletten fehlen
und wenn man endlich sie mal find,
sie garantiert geschlossen sind.

Und man fragt sich dann mit feuchtem Schoß:
Was ist denn nur in Bochum los?

Ein Dauerstreit zu Ende geht,
Bochums Musikzentrum entsteht.
Es schrumpft das Haushalts-Säckelchen,
der Steven Sloane bekommt sein Räppelchen
und dirigiert mit seinem Bosy-Stab
das „Tedeum“ über dem Millionengrab-
ganz hoch dotiert auf seinem teuren Posten -
doch wer bezahlt die Folgekosten ?
Und jeder weiß, es fehlt das Moos,
was ist denn nur in Bochum los ?

Und weiter wachsen noch und nöcher
die Schulden und die Haushaltslöcher.
Der Wirtschaftsstandort Bochum wankt -
auch Adam Opel ist erkrankt
und jeder fragt sich: O Ottoilie
wer bekommt die Immobilie.
Nach Telekom kommt jetzt heraus
streckt Baltz auch die Fühler aus
und verkauft bald -sozusagen-
statt Zafiras Trikotagen!

Die Frage nach ihrer Amtszeit hohe Wellen schlug,
dich Ottilie bleibt
und ist klug,
denn Pharisäer gibt`s genug,
die demutsvoll sich ihr zu Füßen legen,
dich heimlich schon an ihrem Sessel sägen.

Ottilie fährt den Karren selber aus dem Mist-
und bleibt, bis sie selig gesprochen worden ist.
Dann fragt sich jeder -auch glaubenslos-
was ist denn nur in Bochum los ?

Zum Ärgernis jetzt wieder führen
die ultra-gigen Stadtgebühren
und dabei zählen zu den höchsten Posten
unsere Bestattungskosten.
Und bei den Gebührenspitzen
wird beigesetzt nur noch im Sitzen.
Damit ein jeder später dann
seine Blumen selber gießen kann.
Oder man wird hier zum Leichentourist,
weil das Beerdigen in Bottrop billiger ist.
Und alles scheint so traurig und gnadenlos-
was ist denn nur in Bochum los?

Das Justizgebäude dieser Stadt
bald einen neuen Standort hat
am Ostring und ganz dicht dabei
Bochums Fiege-Brauerei.
Ganz toll, sag ich als Optimist,
weil Bier der Wahrheitsfindung dienlich ist.
Und wie man weiß, wer Fiege trinkt,
von dem ein mildes Urteil winkt.
Doch bleibt die Frage ganz normal,
was geschieht mit dem alten Justiz-Areal?

Mein Vorschlag wär -ganz insgeheim-,
die Stadt baut dort ein Altenheim
mit schönen großen Begegnungsstätten
so wie`s die Oldies gerne hätten
und mit so allem Drum und Dran -
mit Sauna, Schwimmbad, Kegelbahn
und für den Opa Fritz und Tante Trude
einen Ballermann mit Muckibude.
Na toll, ich fänd, das wäre fein
und zög dort selber gerne ein.
Und unser Spaß wär riesengroß
und in Bochum wäre endlich wieder richtig was los!

Zum Schluss ein Wunsch zur Narrenzeit
gerichtet an die Obrigkeit:

Ottilie, bei allem Stress
komm doch mal in den Ruhr-Congress
am Seniorennachmittag zum Stelldichein,
wir Oldies würden dir sehr dankbar sein,

Und bring den Steven Sloane,
Bochums teuren Musen-Sohn,
auch das wär meine Bitt`,
einmal zur Weihnachtsgala mit,
damit der Bosy-Chef auch garantiert
mal für uns Oldies dirigiert
und man den Eindruck nicht gewinnt,
dass wir Senioren Bürger zweiter Klasse sind.

Das wär auch ein gutes Zeichen,
dass in unserer Stadt
die ältere Generation noch
ihren Stellenwert hat.
Ich würde mich freuen
und rief pausenlos:
Du soziale Stadt Bochum,
bei dir ist richtig was los !

Und Bochum man tau
ruft mit Humor
euer Schutzmann Theodor !

Autor:

Siegfried Materna aus Bochum

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