Solidarität mit dem Kita-Streik

Am vergangenen Montag trafen sich nur wenig Teilnehmer zur Montagskundgebung. Trotzdem wurde intensiv über die Themen " Befreiung Deutschlands vom Faschismus vor 70 Jahren" und dem Kita-Streik diskutiert.

Einer der Moderatoren sprach das Friedensfest am 09.05. zur Befreiung Deutschlands vom Faschismus an: "Es gab eine Demonstration verschiedener Organisationen wie dem DGB und Einzelgewerkschaften, Bündnissen und Parteien. Die Abschlusskundgebung am Schauspielhaus mit Bühnenprogramm. Unter anderem ging es um die Schuldenkrise in Griechenland und es sprachen Vertreter der griechischen Partei Siriza. Vielleicht war jemand von der Montagsdemo bei dieser Veranstaltung und kann seine Eindrücke schildern".

Von den anwesenden Montagsdemonstranten war zwar niemand am Samstag beim Friedensfest, es wurde jedoch betont, dass auch Montagsdemonstranten an dieser Veranstaltung teilnahmen, die zur heutigen Montagskundgebung nicht kommen konnten.

"Die Medien berichten, dass die Befreiung Deutschlands vom Faschismus überwiegend von den Westmächten ausging. Das ist so nicht richtig. Zwar war die USA, Frankreich und England an der Befreiung z.B. der Konzentrationsläger beteiligt, es wird aber bewusst verschwiegen, dass die Rote Armee Russlands eine große Rolle spielte. Ich nenne das Beispiel des Konzentrationslager Buchenwald. Bevor die USA-Armee anrückte, hatte sich dieses Lager teilweise aus eigener Kraft befreit. Heimlich bildeten Kommunisten und andere Insassengruppen eine Widerstandsbewegung. Das Wachpersonal des Lagers wurde angegriffen und überwältigt. Viele KZ-Häftlinge gelangten so in Waffenbesitz und konnten um die Befreiung der anderen Lagerinsassen kämpfen", informierte eine Rednerin.

"Es wird auch nicht weiter thematisiert, dass die Befreiung Deutschlands vom Faschismus große Opfer unter der Zivilbevölkerung forderte. Zahlreiche Städte wurden von den Bomben der Alliierten ziellos zerstört, dabei nahm man bewusst in Kauf, dass viele Tausend unschuldiger Menschen sterben mussten. Auch Bochum war - wie allgemein bekannt - betroffen. Im Gegensatz zu den Wohngebieten blieben Schlüsselindustrien wie z.B. der damalige Bochumer Verein weitgehend unbeschädigt", bemerkte ein Redner.

Eine Rednerin ergänzte: "Der Bochumer Verein war Kern der Rüstungsindustrie. Die Rüstungsmonopole und Kapitalisten arbeiteten zusammen, der Feindstatus eines Landes war unerheblich. Die deutschen Soldaten, aber auch ausländische Soldaten, wurden als Kanonenfutter für die Interessen der Rüstungsmonopole verheizt".

"Zur Ehre der Gefallenen (Helden) für das deutsche Vaterland in beiden Weltkriegen gibt es in Bochum noch zwei Denkmäler (am Stadtpark und in Langendreer). Man sollte sie abbauen und in einem Museum als Mahnmal gegen Zwangsrekrutierung für die Interessen der Rüstungsindustrie wieder aufbauen", hieß es in einer weiteren Wortmeldung.

Großen Diskussionsbedarf gab es zu dem aktuellen Kita-Streik. Eine Erzieherin, die bereits vom Radio interviewt wurde, berichtete von der aktuellen Streiksituation Bochum: "In Bochum blieben alle Kindertagesstätten geschlossen, Ver.di-Mitglieder stellten Streikposten an diesen Einrichtungen und diskutierten mit den betroffenen Eltern und Passanten. Ca. 200 Streikende, betroffene Kinder und deren Eltern stürmten zur Mittagszeit das Bochumer Rathaus und forderten gemeinsam eine Höherbewertung der Tätigkeit von Erzieherinnen und Beschäftigte von Bildungseinrichtungen. Die Oberbürgermeisterin war wie zu erwarten durch einen Außentermin nicht erreichbar, die Mitarbeiter erklärten,die Tarifforderungen der Gewerkschaft Ver.di wären nicht zu finanzieren, die Stadt Bochum ist in einem Nothaushalt. Dieser vorgeschobene Grund wurde selbstverständlich nicht akzeptiert und der Streik wird weitergehen".

"Wie reagieren die betroffenen Eltern und Kinder auf die geschlossenen Einrichtungen?", fragte ein Redner. "Die Mehrheit, ca. 76%, hat dafür Verständnis", antwortete die Erzieherin, "für Notfälle ist in Dortmund und Gelsenkirchen bereits eine Lösung gefunden worden. Es wurden Räume für eine begrenzte Anzahl von Kindern bereitgestellt und ein Teil der Eltern organisiert gemeinsam die Betreuung."

Eine Rednerin sprach die Kita-Gebühren an: "Steigen diese Gebühren durch den Streik jetzt an?" "Gerade damit versuchen die Medien die Sympathisanten für diesen Streik zu spalten. In Bochum wurden die Kita-Gebühren bereits vor längerer Zeit, als von Streik überhaupt noch keine Rede war, um 5% angehoben und sollen um weitere 1,5% angehoben werden", lautete die Antwort der Erzieherin, "die Kita-Gebühren stehen daher in keinem Zusammenhang mit unserem Streik und sollen nur ein Druckmittel sein, den Streik zu beenden. Davon werden wir uns nicht einschüchtern lassen".

"In anderen Städten werden für die Dauer des Streiks die Kindertagesstätten-Gebühren an die Eltern zurück erstattet, aber nicht in Bochum mit Verweis auf den Nothaushalt. Dabei ist genug Geld da. Es wird nur für sinnlose Prestigeobjekt wie dem Musikzentrum ausgegeben, für die Bewirtschaftung entstehen jährlich Kosten von über 1 Millionen Euro, die von der Stadt Bochum getragen werden. Eine weitere Ursache für die Finanznot der Kommunen ist die unzureichende Kostenzuweisung von Land und Bund", erwähnte ein weiterer Redner.

Zum Abschluss der Kundgebung verabschiedeten alle Montagsdemonstranten einstimmig eine Resolution zur Unterstützung der streikenden Erzieherinnen.

Das Schwerpunktthema für den nächsten Montag ist die Flüchtlingspolitik und die Rettungsmaßnahmen der Flüchtlinge im Mittelmeer.

Wegen des fehlenden Gitarristen endete die Kundgebung ohne die Abschlusshymne.

Ulrich Achenbach
Moderator

Nachfolgend die Solidaritätserklärung:

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Liebe Erzieherinnen,

ihr habt die volle Solidarität der Bochumer Montagsdemo! Es ist gut, dass ihr dafür streikt, dass die Erzieher- und Sozialarbeiterberufe besser bezahlt werden! Es ist nicht hinzunehmen, dass typische Frauenberufe immer noch deutlich schlechter bezahlt werden! Frauen sind nicht "Dazuverdiener", sondern wollen von ihrer Arbeit selbständig leben können und entsprechend respektiert werden. Das würde der Masse der Frauen auch mehr helfen, als die Information, dass ein Dutzend Frauen demnächst in den DAX-Vorständen Millionen kassieren.

Euer Streik ist auch ein Beitrag zur Stärkung der Arbeiterbewegung - andere werden Mut fassen, dass Arbeiterrechte mit Kampf durchgesetzt werden müssen.
Es ist nicht einzusehen, dass im Bundeshaushalt und über die EU Billionen an die Banken fließen, während die finanziellen Lasten für die Kommunen erhöht werden.

Falls die Massenmedien von der derzeit wohlwollende Berichterstattung auf Hetze umschalten sollten - wie wir sie heute gegenüber den berechtigten Streiks der Lokführer erleben - dann werden wir selbstverständlich auch weiter hinter euch stehen. Wir tragen gerne dazu bei, dass Eltern weiter euren Streik als Ausdruck eures Verantwortungsbewusstseins für die Kinder verstehen und unterstützen.

Einstimmig von der Montagsdemonstration am 11.5. verabschiedet.

Moderatoren:
Ulrich Achenbach,
Christoph Schweitzer

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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