Das schönste Museum der Welt

Er ist gar kein so seltener Gast im Quadrat, doch meistens kommt und geht er, ohne dass jemand davon weiß. Diesmal sprach Maximilian Schell zur Eröffnung der neuen Ausstellung. Foto: Kappi | Foto: Michael Kaprol
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  • Er ist gar kein so seltener Gast im Quadrat, doch meistens kommt und geht er, ohne dass jemand davon weiß. Diesmal sprach Maximilian Schell zur Eröffnung der neuen Ausstellung. Foto: Kappi
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Es ist ein alter Mann, der etwas mühselig – „Die sind ja für Riesen gemacht“ – die beiden Stufen zum Rednerpult hochsteigt. Doch schon mit dem ersten Satz ist es da, dieses Charisma, dem sich keiner der Zuhörer entziehen kann.

Maximilian Schell spricht zur Eröffnung der neuen Ausstellung im Josef Albers Museum. Nein, er spricht nicht, er erzählt. Erzählt mit dieser warmen, weichen, tiefen Stimme. Davon, wie eng seine Freundschaft zu Josef und Anni Albers war. Was Malerei, was Farbe bedeuten kann, ihm bedeutet. Von Künstlern, die seinen Lebensweg kreuzten. Ist sich auch für augenzwinkerndes Anbiedern an die Zuhörer nicht zu schade und fordert dafür den ihm zustehenden Beifall ein. Verliert sich des Öfteren in seiner Geschichte und findet den Faden mithilfe seiner Begleiter wieder.
Getroffen haben sich das Ehepaar Albers und der junge Maximilian Schell in den USA. Die einen aus Nazideutschland ausgewandert, der andere steht in Hollywood vor der Kamera. Die europäischen Wurzeln und die Kunst sind die ersten Anknüpfungspunkte. Es entsteht eine Freundschaft, die ein Leben lang halten sollte. „Das schönste, das Josef mir gesagt hat, war: ,Maximilian ist mein Sohn.‘ Mein Vater war gestorben, Josef war mein Vater.“
Ein Weltstar steht im Museum Quadrat am Rednerpult. Maximilian Schell, Film- und Theaterschauspieler, Regisseur, Produzent, Oskarpreisträger und Besitzer zahlloser anderer Preise, die in Schauspielerkreisen – und nicht nur dort – klingenden Namen haben. Der 80-Jährige ist gekommen, um bei der Eröffnung von „Gotthard Graubner. Gespräch mit Josef Albers“ dabei zu sein. Maximilian Schell kennt Graubner schon lange, besitzt auch ein paar seiner Bilder und nutzt seinen Auftritt in Bottrop gleich dazu, den Malerfreund davon zu überzeugen, ihm ein Bild zu verkaufen, das dieser wegen angeblicher „Fehler“ darin nicht aus der Hand gibt. Graubner amüsiert sich, nach der Rede umarmen sich die beiden alten Herren, Schulterklopfen, Grinsen. Man kennt sich und weiß, was man voneinander zu halten hat.
Bottrop ist für Maximilian Schell immer wieder Station gewesen, auch wenn davon kaum jemand wusste. Häufig hat der gebürtige Wiener Ausstellungen im Museumszentrum besucht, zum letzten Mal war er da, als die vom Folkwang Museum Essen ausgeliehenen Bilder amerikanischer Künstler der Moderne am Stadtgarten zu Gast waren.
Ohne Maximilian Schell würde es das Josef Albers Museum möglicherweise nicht geben. Als die Stadt Ende der 70er-Jahre nach einer umfangreichen Schenkung aus dem Albers-Nachlass Pläne für einen Anbau am Museum Quadrat schmiedete, bat Albers-Witwe Anni den Weltstar Schell: „Sieh dir das doch mal an.“ Schell, kam, sah, und schrieb ins Gästebuch: „Das ist das schönste Museum der Welt!“

Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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