Ausstellung Patrick Faigenbaum bis 24. Oktober im Josef Albers Museum
Erzählende Fotografien eines Beobachters

Patrick Faigenbaum, 1954 in Paris geboren, gehört zu den international bedeutenden Fotografen seiner Generation. Das Josef Albers Museum widmet ihm jetzt eine Retrospektive und stellt die Entwicklung seines Werks von den Anfängen 1974 bis in die jüngste Zeit vor. Foto: Stadt Bottrop
  • Patrick Faigenbaum, 1954 in Paris geboren, gehört zu den international bedeutenden Fotografen seiner Generation. Das Josef Albers Museum widmet ihm jetzt eine Retrospektive und stellt die Entwicklung seines Werks von den Anfängen 1974 bis in die jüngste Zeit vor. Foto: Stadt Bottrop
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Bottrop. Die Arbeiten des in Paris lebenden Fotografen Patrick Faigenbaum spiegeln so gar nicht den Glamour der pulsierenden Modemetropole wider. Der Blick des Fotografen ist eher der eines empathischen Beobachters. Er portraitiert Menschen in ihrem Lebensalltag. Dabei reicht das Spektrum von alten italienischen Adelsfamilien, die mit der Einrichtung ihrer historischen Villen zu verschmelzen scheinen, bis zu obdachlosen Menschen in Paris.

Patrick Faigenbaum, 1954 in Paris geboren, gehört zu den international bedeutenden Fotografen seiner Generation. Das Josef Albers Museum widmet ihm jetzt eine Retrospektive und stellt die Entwicklung seines Werks von den Anfängen 1974 bis in die jüngste Zeit vor. „Mit Raffinesse und künstlerischen Bewusstsein entwickelt Patrick Faigenbaum einen eigenstrukturierten Ausdruck“, sagt Museumsleiter Heinz Liesbrock. Zu Beginn seiner Laufbahn fühlte sich Faigenbaum in seiner Heimatstadt isoliert. Anknüpfungspunkte fand er eher bei amerikanischen und britischen Fotografen. Seine Kunst kennzeichnet ein Grundvertrauen in die Aussagekraft der sichtbaren Welt. In ihrer genauen Bestandsaufnahme wird die künstlerische Vision sichtbar, die sich einer Öffnung des Faktischen verdankt. Das inszenatorische einer künstlerischen Handschrift nimmt dabei niemals Überhand. Der US-Fotograf Walker Evans nennt diese Form „lyrische Dokumentation“.

Künstlerische Handschrift

Faigenbaum ist seinem Wesen nach ein Portraitist. Er belässt es dabei nicht bei der individuellen Abbildung der Person, sondern setzt sich mit Stadt und dem Wohnumfeld der Menschen auseinander. So zeigt er in einer Serie das Appartement seiner kurz zuvor verstorbenen Mutter. Aus den zahlreichen Perspektiven auf die Wohnung und den alltäglichen Gegenständen entsteht ein Bild von dem Menschen, der hier gewohnt hat. Diese Bilderreihe gehört zu zwei jüngeren Werkgruppen mit einem dezidiert persönlichen Ton: den Bildern der Mutter des Fotografen und denen seiner Schwiegermutter. Zugleich sind sie Portraits zweier Städte, nämlich Paris und Santu Lussurgiu auf Sardinien. Prag, Bremen und Kalkutta sind weitere Städte, die bei längeren Aufenthalten portraitiert. Über die touristische Wahrnehmung hinaus repräsentieren die Fotografien den Geist seiner Arbeit.

Farbe, Raum und Licht

Sein Verständnis von Fotografie ist durch die Vorstellung des „autonomen Bildes“ in der Malerei bestimmt. Nicht das Motiv ist entscheidend, sondern das Bild in seiner künstlerischen Gestaltung durch Farbe, Raum und Licht. Deutlich ist dies in der Komposition und Lichtinszenierung seiner Stillleben. Heinz Liesbrock sieht Faigenbaum denn auch als Gegenentwurf zur deutschen Gegenwartsfotografie.

Die Ausstellung „Patrick Faigenbaum. Fotografien 1974 – 2020“ ist bis zum 24. Oktober zu sehen. Ein Katalog erscheint im Verlag Schirmer/Mosel. Mit Texten von Jean-François Chevrier, Heinz Liesbrock und Jeff Wall. 192 Seiten, 178 Tafeln in Duotone und Farbe. Format: 23,5 × 29,5 cm, gebunden mit Schutzumschlag. Preis im Museum 34,80 Euro.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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