Vortrag mit Dr. med. Reinhard Erös am Dienstag, 27. November, im Filmforum
Fluchtursachen und ihre Bekämpfung

Dr. med. Reinhard Erös,Oberstarzt der Bundeswehr a.D., hat die „Kinderhilfe Afghanistan“gegründet.
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  • hochgeladen von Judith Schmitz

Mit den Fragen, warum Menschen aus ihren Heimatländern flüchten, worin die Ursachen liegen und wie sich das verhindern lässt befasst sich ein Vortragsabend, zu dem die Flüchtlingshilfe gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde am Dienstag, 27. November, um 19 Uhr ins Filmforum an der Blumenstraße einlädt.

"Afghanistan 2018: Fluchtursachen und Bekämpfung - 30 Jahre Erfahrung am Hindukusch" ist der Titel des Vortrages von Dr. med. Reinhard Erös,Oberstarzt der Bundeswehr a.D. Er kennt Afghanistan seit über 30 Jahren. In den 80er Jahren, während der sowjetischen Besatzung des Landes, hat er über fünf Jahre unter Kriegsbedingungen die Bevölkerung in den Bergen ärztlich versorgt. Nach dem Sturz der Taliban gründete er 2001 mit seiner Familie die Stiftung "Kinderhilfe Afghanistan".

Anders als die Flüchtlinge aus den 80er Jahren sind die jetzigen Flüchtlinge zumeist junge Männer. Mehr als die Hälfte der Unbegleiteten Minderjährigen Flüchtlinge sind Afghanen. Die heutigen afghanischen Flüchtlinge sind wenig gebildet, etwa die Hälfte sind faktisch Analphabeten, ohne jede Berufsausbildung. Sie drängen nach Deutschland um hier Geld zu verdienen und damit ihre Familien zu Hause zu unterstützen. Fluchtursachen sind die Perspektivlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Der junge Afghane flieht in der Regel nicht vor „Hunger und täglichem Bombardement wie etwa in Syrien“, sondern aus einem Land, in dem staatliche Strukturen kaum funktionieren, einem Staat, der Sicherheit nicht garantiert, mit der weltweit höchsten Korruption, wo in vielen Provinzen das Schulsystem daniederliegt und die Arbeitslosigkeit bei 70 Prozent liegt.

"Will man den Flüchtlingsstrom aus Afghanistan stoppen, muss unsere Politik dafür sorgen, dass die afghanische Jugend in ihrer Heimat eine Lebensperspektive sieht, dass sie im Land bleiben kann, auch um sich am Aufbau eines geordneten Staatssystem zu beteiligen" sagt Erös. "Die zur Versorgung afghanischer junger Flüchtlinge notwendigen Milliarden sollten daher besser vor Ort mit zielgenauer Entwicklungshilfe in eine landesweite gute Schul- und Berufsausbildung, ordentliche bezahlte Jobs, medizinische Basisversorgung auch in entlegenen Regionen, in eine selbstversorgende Landwirtschaft und den Aufbau eines funktionierenden Rechts- und Sozialstaates investiert werden."

Die Kinderhilfe Afghanistan hat seit 2002 in den besonders gefährdeten Ost-Provinzen 30 Schulen für 60.000 Kinder gebaut und mit Computer-Unterricht, Labor, Fremdsprachen modern ausgestaltet. "Darüber hinaus betreiben wir ein Waisenhaus, vier Ausbildungswerkstätten für Schneiderinnen und Solartechniker. Zur Verbesserung der medizinischen Versorgung betreiben wir Mutter-Kind-Kliniken, am Zentralkrankenhaus in Nangahar eine Frühgeborenen-Abteilung und auf der pakistanischen Seite der Grenze ein Hospital für 10.000 Flüchtlingsfamilien."

Zur Verbesserung des Medizin-Studiums erstellt die „Kinderhilfe Afghanistan“ medizinische Lehrbücher aller Fachgebiete in der Landessprache Paschtu und verteilt diese jedes Jahr kostenlos an die Studienanfänger. Vor zwei Jahren konnte die erste Universität mit den Fakultäten Landwirtschaft, Informationstechnik und Journalismus eröffnen. "Das Studium ist ebenso kostenlos wie der Besuch unserer Schulen. Im pakistanischen Grenzgebiet eröffneten wir im Mai 2016 unsere erste christich-moslemische Oberschule", führt Reinhard Erös aus.

Alle Projekte der „Kinderhilfe Afghanistan“ werden unter dem Motto “Hilfe zur Selbsthilfe“ von Einheimischen geleitet, ohne hochbezahlte ausländische Spezialisten.

"Bei der Finanzierung unserer Projekte verzichten wir auf Öffentliche Gelder, sondern arbeiten ausschließlich mit privaten Spenden ohne Auflagen."

Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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