Flüchtlingshilfe wirbt für Einführung der Gesundheitskarte

Pfarrerin Anke-Maria Büker-Mamy, die Flüchtlingsberaterin der Evangelischen Kirche Marinella Maltese sowie die Mediziner Ulrike Beste-Draeger und Rainer Lukaschek (v.li.) plädieren für die Einführung einer Gesundheitskarte für Flüchtlinge.
  • Pfarrerin Anke-Maria Büker-Mamy, die Flüchtlingsberaterin der Evangelischen Kirche Marinella Maltese sowie die Mediziner Ulrike Beste-Draeger und Rainer Lukaschek (v.li.) plädieren für die Einführung einer Gesundheitskarte für Flüchtlinge.
  • hochgeladen von Judith Schmitz

Wer als Flüchtling nach Deutschland kommt, kann bei Bauchschmerzen nicht wie andere zum Arzt gehen, um sich untersuchen zu lassen.

Er muss sich Behandlungsscheine vom Sozialamt holen und den Gang zum Mediziner - es gibt eine eingeschränkte Liste von Ärzten, die konsultiert werden dürfen - von den dortigen Mitarbeitern quasi genehmigen lassen. Erst nach 15 Monaten bekommen Flüchtlinge eine Gesundheitskarte und haben das Recht auf freie Arztwahl. Allerdings gelten weiterhin Einschränkungen. In der Regel werden nur Schmerzen und akute Erkrankungen behandelt.

Die AG Gesundheit in der Flüchtlingshilfe Bottrop plädiert für die Einführung des sogenannten „Bremer Modells“, das eine sofortige Ausgabe von Gesundheitskarten an Flüchtlinge ermöglicht. Auch die Landesregierung NRW hat sich kürzlich dafür ausgesprochen. Die endgültige Entscheidung liegt jedoch bei den Kommunen. „Von Seiten des Sozialdezernats, des Sozialamtes sowie der SPD wird unseres Wissens ein sogenanntes ,KV-Modell‘ bevorzugt, das die Einführung einer Karte in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung, nicht aber mit den Krankenkassen vorsieht“, sagt Pfarrerin Anke-Maria Büker-Mamy. Ende Oktober wird der Sozialausschuss über diese Frage beraten und voraussichtlich eine Entscheidung treffen.

Die Ausgabe einer Gesundheitskarte von Beginn an könne unterm Strich Geld sparen, so ein Argument der Flüchtlingshilfe. Zwar müsste die Stadt pro Monat und Person 200 Euro Behandlungskosten plus zehn Euro Verwaltungskosten zahlen. Im Gegenzug würde aber der beträchtliche Aufwand, der durch die aktuelle Regelung im Sozial- und Gesundheitsamt getrieben werden muss, reduziert, sodass die dortigen Mitarbeiter wieder Zeit für andere Aufgaben hätten. Hamburg hätte im vergangenen Jahr so 1,6 Millionen Euro sparen können.

Ein weiteres Argument der Flüchtlingshilfe: Durch die schnellere Behandlungsmöglichkeit mit der Gesundheitskarte ließe sich die Ausbreitung ansteckender Krankheiten wirkungsvoller vermeiden. „Da zählt jede Stunde“, sagt Ulrike Beste-Draeger, Anästhesistin am Knappschaftskrankenhaus. Der Mediziner Rainer Lukaschek denkt noch weiter und regt an, in einigen Fällen bei Untersuchungen Dolmetscher einzusetzen. So könnten langwierige Behandlungen aufgrund von Verständigungsproblemen vermieden werden. Und Marinella Maltese, Flüchtlingsberaterin der Evangelischen Kirche sagt: „Die Gesundheitskarte gibt den Flüchtlingen Sicherheit. Das hat auch etwas mit Menschenwürde zu tun.“

Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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