EM-Nominierung als Lohn für harte Arbeit

Die 20-jährige Agatha Schmidt vom JC 66 Bottrop startet bei der Judo-Europameisterschaft der Altersklasse U 21, die vom 15. bis 17. September 2017 im slowenischen Maribor stattfindet. „Es ist einfach unglaublich, ich freue mich riesig“ sagt die ehrgeizige Sportlerin.

Es ist eine Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen. Im Jahr 2014 erkämpfte sich Agatha Schmidt, damals noch in der Altersklasse U 18, den dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft. Anschließend galt sie als hoffnungsvolle Kandidatin für anstehende internationale Wettkämpfe. Doch beim ersten Trainingslager gab es einen herben Rückschlag: Agatha Schmidt verletzte sich schwer am Knie. Die Diagnose: Kreuzbrandriss! Die Folge: Ein Jahr Wettkampfpause.

Nach dem Abitur im Juni 2015 ließ sich die Bottroperin operieren. Die JC-Kämpferin glaubte fest an eine Fortsetzung ihrer Judo-Karriere. „Ich habe die Zwangspause genutzt, um viel im physischen Bereich zu arbeiten“, berichtet sie rückblickend.

Nach einem Jahr gelang ihr ein gutes Comeback. Sie erkämpfte den zweiten Platz beim Bundessichtungsturnier der U 20, qualifizierte sich für die Deutsche Meisterschaft der Frauen und belegte dort einen beachtlichen fünfen Platz in der Gewichtsklasse bis 57 kg. Alles lief vielversprechend.

Doch bei ihrem ersten Einsatz für den Deutschen Judo Bund im russischen St. Petersburg verletzte sie sich erneut am Knie – diesmal am Meniskus. Wieder schuftete die Bottroperin im Krafttraum, baute die verlorene Muskulatur im operierten Bein wieder auf und arbeitete verbissen an der Rückkehr auf die Judomatte. In dieser Zeit entscheid sie gemeinsam mit Stützpunkttrainer Frank Urban in die höhere Gewichtsklasse bis 63 kg zu wechseln. „Um weiter effektiv trainieren zu können, war das der richtige Schritt“ sagt Frank Urban.

Die Reha verlief überaus erfolgreich. Entscheidenden Anteil daran hatte Physiotherapeutin Nicole Amoussou, die auch die Frauenbundesliga des JC 66 betreut und viele Jahre selber gekämpft hat. „Sie war zu jeder Tages- und Nachtzeit für mich da, um mich zu behandeln und zu unterstützen,“ berichtet Agatha Schmidt.

Im Mai 2017 kehrte die Bottroperin auf die Judomatte zurück. Sie nahm wieder an einem internationalen Trainingslager teil. Nach diesem erfolgreichen Test standen die ersten Wettkämpfe an: Kämpfe in der Regionalliga und der Bundesliga für den JC 66, dann ein Landesturnier in Duisburg.

Ende Mai folgte der erste internationale Einsatz beim European Cup der U 21 im spanischen La Coruna. Als Siebte erzielte Agatha Schmidt das beste deutsche Ergebnis in der 63-Kilo-Klasse. Zwei Wochen später schrammte sie im österreichischen Leibnitz als Fünfte nur knapp an einer Medaille vorbei. Allerdings besiegte sie bei dem Turnier die beiden Erstplatzierten der Deutschen Meisterschaft der U 21. Damit war sie erneut beste Deutsche in ihrer Gewichtsklasse.

Das nächste Turnier im polnischen Gdyna verlief gar nicht nach dem Geschmack der JC-Sportlerin. Schon nach dem ersten Kampf schied sie aus. „Da habe ich totalen Mist gekämpft und mich hinterher total geärgert“, so Agatha Schmidt selbstkritisch. Schon eine Woche später gelang es ihr beim European Cup der Frauen in Saarbrücken, diese Scharte auszuwetzen: Sensationell holte sie die Silbermedaille. „Da hat sie ein ganz starkes Turnier gekämpft. Kein Vergleich mit der Woche zuvor“, schwärmte Trainer Frank Urban, der die Bottroperin in diesem Jahr bei fast allen Turnieren begleitet hat. Auch eine Woche später beim European Cup der U 21 in Prag lief es wieder gut. Am Ende erkämpfte sich die Bottroperin die Bronzemedaille.

Mittlerweile ist auch Lorenz Trautmann, Bundestrainer der U 21, auf die erfolgreiche JC-Kämpferin aufmerksam geworden. So wurde sie zunächst als Ersatzkämpferin für die anstehende Europameisterschaft nominiert. Durch die Verletzung einer Athletin wurde sie jetzt nachträglich für die EM nominiert, die in der kommenden Woche in Slowenien stattfindet. „Wenn mir jemand Anfang des Jahres gesagt hätte, dass ich im September bei der EM kämpfe, hätte ich ihn für verrückt erklärt“, strahlt die JC-Kämpferin. Und: „Ich bin total glücklich und werde alles dafür tun, um bei der EM eine gute Leistung zu bringen.

Trainer Frank Urban würdigte den besonderen Ehrgeiz, mit dem Agatha Schmidt mehrere Rückschläge gemeistert hat. „Sie hat die Nominierung wirklich verdient“, betont er. Ein großer Dank geht auch an die Trainingsgruppe am Stützpunkt Bottrop und an Trainingspartnerin Saskia Wüst. „Ohne gute Partner sind solche Leistungen nicht möglich“, macht Frank Urban klar. Durch die Sportförderung der Stadt Bottrop bekam Agatha Schmidt zudem finanzielle Unterstützung, die zahlreiche vorbereitende Trainingseinheiten auch an anderen Stützpunkten ermöglichte. Die Förderung wird auch in Zukunft weiterhin bestehen.

Foto: Agatha Schmidt

Weitere Informationen zu Verein, den Ligen und dem Training finden Sie jederzeit unter www.jc66.de.

Autor:

Jürgen Ehlert aus Bottrop

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