Stefan Emmer pendelt vier Stunden täglich
Der Super-Pendler

Stefan Emmer (34) freut sich, wenn er nach 19 Uhr endlich den Feierabend einläuten kann.  | Foto: Emmer
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Der Arbeitsweg von Stefan Emmer beträgt nur 52 Kilometer - aber die haben es in sich. Im Schnitt pendelt der Bottroper vier Stunden pro Tag. 

Um 5.45 Uhr steigt der 34-jährige Bottroper in sein Auto, fährt 15 Minuten zum Bottroper Hauptbahnhof. Von dort geht es mit der S9 zum Essener Hauptbahnhof, die Fahrt dauert 17 Minuten. In Essen steigt Emmer in den RRX Richtung Düsseldorf. Weitere 25 bis 30 Minuten später erreicht er den Hauptbahnhof der Landeshauptstadt. Von dort aus geht es weiter mit der U79 in Richtung Düsseldorf-Lohausen. Weitere 20 Minuten später ist er fast an seinem Ziel angekommen. Nur noch acht Minuten Fußweg trennen ihn von seinem Arbeitsplatz. 
"Wenn alles perfekt läuft, bin ich in Eindreiviertel Stunden da", sagt Emmer und fügt gleich hinzu: "Das kommt nur selten vor." Abends wiederholt sich die Prozedur, vor 19 Uhr ist Emmer nie zu Hause.

Niedrigere Kosten und Umweltschutz

Warum tut er sich das an? Dafür gibt es mehrere Gründe: als Erstes die Kosten. "Mit dem Auto würde mich die Arbeitsstrecke pro Monat zwischen 600 und 700 Euro kosten", hat der 34-Jährige ausgerechnet, wenn er neben dem Sprit auch den Verschleiß mit einbezieht. Als zweites Argument nennt er den Umweltschutz. "Deshalb lasse ich auch am Wochenende so oft wie möglich das Auto stehen, bin auch dann viel mit Öffis unterwegs." Ganz auf sein Fahrzeug verzichten möchte Emmer aber nicht. "Der Weg von meinem Zuhause in Bottrop-Eigen bis zum Hauptbahnhof würde statt 15 Minuten mit dem Auto 45 Minuten mit dem Bus dauern." 

Am liebsten will Emmer in Bottrop bleiben

Seit zehn Jahren pendelt der Vermögensbuchhalter nun in die Landeshauptstadt. Ein Umzug ist - noch - keine Option. "Meine Freunde und meine Familie sind hier in Bottrop, das will ich nicht missen." Sein schlimmstes Erlebnis beim Pendeln war, als ein Blitz in eine Oberleitung eingeschlagen hatte. Vier Stunden hat Emmer an diesem Tag bis Duisburg gebraucht, dann hat selbst er die Nerven verloren und seine Eltern angerufen, die ihn dort mit dem Auto abholten und zur Arbeit nach Düsseldorf brachten. 

Mehr als 100 Euro spart er durch das Deutschland-Ticket im Monat

Vom neuen Deutschland-Ticket profitiert der Super-Pendler natürlich. Bis April hat er jeden Monat 153,68 Euro für sein Ticket 2000 in Preisstufe C bezahlt, jetzt 49 Euro. "Das ist schon cool", meint der Bottroper. Seit Einführung des neuen Tickets, so schätzt er, sind "seine" Bahnen um zehn bis 20 Prozent voller. Das sei aber kein Vergleich zu den Monaten des Neun-Euro-Tickets, als die Züge "extrem voll" waren. Dennoch sieht Emmer noch viel Verbesserungspotenzial: Zum Beispiel wünscht er sich, dass auf stark frequentierten Strecken wie der zwischen Essen und Düsseldorf mehr Züge eingesetzt werden, dass die Preise konstant bleiben, die Pünktlichkeit steigt und das Schienennetz und die Stellwerke ordentlich instand gehalten werden.

Jeden zweiten bis dritten Tag betroffen von Zugausfällen

Denn jeden zweiten bis dritten Tag fallen Züge auf Emmers Strecke aus. "Weichenstörungen, Oberleitungen geklaut und als neuestes wurde ein Azubi-Fehler bei der Streckenprogrammierung als Grund genannt", erzählt der 34-Jährige. In diesen Momenten ist er froh, dass er auf der Arbeit Gleitzeit hat und es nicht dramatisch ist, wenn er 20 Minuten später seinen Dienst antritt. Wenn dann noch Streiks hinzukommen, steigt Emmer auf das Auto um. Zwar hat er Verständnis für die Lohnforderungen der Beschäftigten, aber er sieht nicht ein, dass er an Streiktagen doppelt zur Kasse gebeten wird. Denn eine Erstattung der Abokosten ist nicht vorgesehen und die Kosten für die Fahrt mit dem PKW trägt er auch selbst.

Zeit möglichst sinnvoll nutzen

Bei Verspätungen über einer Stunde steht den Fahrgästen eine Entschädigung zu - eigentlich. Denn: "Meist wird der erste Antrag abgelehnt und man muss nachfassen." Die Anträge kann Emmer in aller Ruhe während des Pendelns ausfüllen. Oder wie verbringt er die viele Zeit in den Zügen? Er versucht sie gewinnbringend zu nutzen. Als freiberuflicher Fotograf neben dem Hauptjob organisiert er Fotoshootings in der Bahn, bearbeitet Fotos oder stimmt sich mit Models ab. Das WLAN in den Zügen sei nämlich verlässlicher als die Bahnen selbst.

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Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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