Philippinen: Aufbau nach Taifun Haiyan dauert noch Jahre

Die Bilder der Zerstörung sind noch lange keine Vergangenheit. | Foto: alle Fotos: Reinhard Potts
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  • Die Bilder der Zerstörung sind noch lange keine Vergangenheit.
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„Der Taifun auf den Philippinen im November 2013 ist in den Medien inzwischen kaum noch ein Thema - aber es dauert wohl noch Jahre, bis da alles wieder aufgebaut ist“, sagt Reinhard Potts. Der Pfarrer der altkatholischen Gemeinde war zwölf Tage vor Ort.

Nicht wegen „Haiyan“ war der 51-Jährige dort: „Die Fahrt war schon lange vorher geplant: „Dort steht unsere Partnerkirche, die I.F.I., das ist eine romunabhängige philippinische Kirche und ich bin der Beauftragte dafür.“
Das Programm, das eigentlich für diese Reise geplant war, konnte nach dem Taifun natürlich nicht mehr stattfinden. „Die Fernsehbilder haben nichts geschönt. Das Fischerdorf Marabut wurde völlig zerstört. Die Kirche aus Beton und Stahlträgern ist vollends zusammengebrochen. Der Pfarrer konnte nur mit einem Sprung aus dem Fenster seines Hauses sein Leben retten und lebt jetzt in einem Zelt, in einem anderen, etwas größerem, finden die Gottesdienste statt.“
Es hängt vom Wohnort ab, wie sehr man von der Zerstörung betroffen ist. Im Fischerdorf Marabut fehlt den Menschen die Ernährungsgrundlage: Die Boote wurden komplett weggespült. Für Soforthilfe hat der Pfarrer der Kreuzkampkapelle gesorgt: „Wir haben mit 1000 Euro, Geld aus unserer Kollekte, erstmal 5,5 Tonnen Reis gekauft, der dann in Portionsfertige Säckchen gefüllt und verteilt wurde.“
Eine langfristige Lösung ist das nicht, denn auch die Palmen, die Früchte tragen, werden das nach Schätzung von Potts für 20 Jahre nicht mehr tun können: „Deshalb kümmern wir uns auch um Hilfe zur Selbsthilfe und haben als altkatholische Kirche ein großes Fischerboot für das Dorf gekauft.“
Auf den Philippinen sind Taifune keine Ausnahme. „An Wirbelstürme haben sich die Leute inzwischen gewöhnt, etwa 20 bis 30 gibt es dort pro Jahr - aber einen wie den im letzten November, mit 300 Stundenkilometern, hat es dort noch nicht gegeben. Sogar die Evakuierungscenter wurden zerstört.“ Auf den Philippinen wurde dieser Taifun „Yolanda“ benannt, weil es der 25. im Jahr war.
„Die Leute dort sind sehr emsig. Jetzt wollen sie alles so wieder aufbauen, das es einem Taifun von 150 Stundenkilometern standhalten kann. Aber nicht jeder hat dazu die finanzielen Mittel.“
Potts selbst will in diesem Jahr nicht mehr die Philippinen besuchen, hält aber per Mail Kontakt zu den Geistlichen: „Das funktioniert zum Glück noch. In einigen Dörfern wird der Strom nur über Generatoren erzeugt - wenn man da sein Handy aufladen möchte, muss man den finden, dem der Generator gehört.“ In Tacloban herrscht auf Grund des Strommangels von 22 bis 6 Uhr Ausgangssperre, niemand darf zu dieser Zeit– aus Angst vor Plünderungen – rein oder raus.
Mit dem Geld, das durch die Sonderkollekte im November und das aktuelle Dreikönigssingen zusammen kam, soll traumatisierten Kindern geholfen werden. „Durch den Taifun haben die Kleinen nichts mehr, weder eine Schule noch irgendetwas zum Spielen, was sie von ihrer Situation ablenken könnte“, erzählt der Geistliche. „Froh bin ich, dass ich sehen konnte, dass jeder gespendete Euro sein Ziel auf den Philippinen erreicht hat. Wenn hier jemand schimpft, dass es ihm nicht gut gehe, ist das ein Jammern auf hohem Niveau.“

Autor:

Bettina Meirose aus Bottrop

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