Die Tischdekoration regt zum Gespräch an

Jeden Dienstagnachmittag werden an Demenz erkrankte Menschen im Café Pause von Altentherapeutin Gabriele Stiller und vier geschulten Ehrenamtlichen betreut. Foto: Vera Demuth
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Mit einer bunten Schultüte, kleinen Tafeln, Glanzbildern und historischen Schulfotos ist der Kaffeetisch an diesem Nachmittag im Café Pause bedeckt. Jeden Dienstag treffen sich an der Bodelschwingher Straße 35 auf Schwerin Menschen, die an Demenz erkrankt sind, um Zeit miteinander zu verbringen. Parallel dazu kommen in einem anderen Raum ihre Angehörigen zusammen, um sich auszutauschen und abzuschalten. Anlässlich des Welt-Alzheimertags am 21. September hat der Stadtanzeiger das Café Pause besucht.

„Ihre Namensschilder haben alle sofort gefunden“, erklärt Gabriele Stiller, Altentherapeutin und gerontopsychiatrische Betreuerin, die sich jeden Nachmittag ein Thema ausdenkt und den Tisch entsprechend dekoriert. Diesmal hat sie das Thema Einschulung gewählt und unter anderem Namensschilder in Sütterlin für alle vorbereitet. „Das ist ein Erfolgserlebnis für sie, weil die jüngere Generation die Schrift nicht mehr lesen kann“, weiß Stiller.
Die liebevolle Tischdekoration regt die etwa zehn Frauen und Männer im Alter von 70 bis über 90 Jahren zur Unterhaltung an. Schul­erinnerungen werden ausgetauscht, es wird in alten Schulbüchern gelesen, und zum Schluss gibt es für alle eine Schultüte, die sie selbst füllen dürfen.
Für ihre Angehörigen, die mit ihnen zusammen leben, sind diese Dienstagnachmittage eine große Hilfe. „Wir können hier zwei Stunden relaxen“, schildern sie. Ebenso relevant ist der Informationsaustausch. „Als Neue bekommt man hier wichtige Infos, von denen man sonst gar nicht gehört hätte“, heißt es, zum Beispiel wenn es um Anträge für Pflegegeld geht.
Zudem empfinden es die Partner und Kinder der Erkrankten als hilfreich, dass sie unter sich sind. „Wir können hier offen reden, auch über unangenehme Dinge, über die man sonst mit niemandem sprechen kann.“
Seit September 2011 gibt es das Café Pause, das in Kooperation vom Forum für Leben mit Demenz, der Stadt Castrop-Rauxel, dem Evangelischen Johanneswerk sowie dem Pflegenetz Rosenberger betrieben wird. Einige Angehörige gucken jedoch bange in die Zukunft, da sie nicht wissen, ob sie sich das Angebot auf Dauer noch leisten können. Denn seit diesem August ist die Bezahlung von Gabriele Stiller nicht mehr durch Sponsoren gesichert, und die Angehörigen müssen pro Nachmittag 20 Euro aufbringen. „Zwar haben wir Verhinderungspflege beantragt, aber das sind nur 1.550 Euro im Jahr“, erklären sie. „Das ist für einige von uns zu wenig, wenn man vielleicht auch mal ins Kino möchte und dann eine Ersatzpflege bezahlen muss.“

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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