„Ickern war immer radikal“: Dietmar Scholz schreibt über 100 Jahre TuS Ickern

Maximilian Auffenberg und Dietmar Scholz (v.l.) beschäftigten sich mit der Geschichte des TuS Ickern.                                      Foto: Wengorz
  • Maximilian Auffenberg und Dietmar Scholz (v.l.) beschäftigten sich mit der Geschichte des TuS Ickern. Foto: Wengorz
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„Ich bin in der großen Geschichte zuhause, die Beschäftigung mit der Sportgeschichte ist für mich neu“, sagt der Castrop-Rauxeler Historiker Dietmar Scholz. Doch wie deutlich sich die „große Geschichte“ in der Geschichte eines Sportvereins abzeichnen kann, zeigt ein Aufsatz, den Scholz für die Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des TuS Ickern verfasste.

Es sei ein Leichtes für ihn gewesen, den Beitrag über die Geschichte des TuS Ickern zu schreiben, erklärt Dietmar Scholz. Hatte er sich doch gerade erst in einem Aufsatz für die Zeitschrift „Kultur und Heimat“ mit dem Stadtteil im Castroper Norden auseinandergesetzt. „Ickern ist für mich der spannendste Stadtteil von Castrop-Rauxel“, bekennt er. „Es ist der letzte Stadtteil, der zu Castrop-Rauxel hinzu gekommen ist und er hat sich durch die Zechen und den Bergbau geradezu explosionsartig entwickelt“, so der Historiker.
Dabei seien unterschiedlichste Kulturen aufeinandergeprallt. Durch die Zuwanderung zu Beginn des 20. Jahrhunderts sei es zu extremen gesellschaftlichen und politischen Spannungen gekommen (Scholz: „Ickern war immer radikal“).
In dieser Zeit des Wandels und der Umbrüche sei 1912 der TuS Ickern, damals noch als Turnverein „Gut Heil“, gegründet worden. Auch hier ein Gegensatz: Während viele Ickerner politisch eher links gestanden hätten (Scholz: „Man sprach auch vom roten Ickern“), stehe der Name „Gut Heil“ für die national-konservative Ausrichtung der deutschen Turnerschaft. Man könne also davon ausgehen, dass sich die Gründer des Vereins dem Zeitgeist der wilhelminischen Epoche verpflichtet gefühlt hätten, womit der Sport eine deutliche politische Dimension bekomme.
Immer wieder habe bei seiner Arbeit – insbesondere bei der Betrachtung der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts - die Frage im Vordergrund gestanden, wie der Verein politisch instrumentalisiert und welche Ziele mit dem Sport verfolgt wurden. „Das Sportliche steht eher im Hintergrund. Der Vorstand damals war deutlich vom Zeitgeist beeinflusst. Es ging darum, die Jugend zu einer staatstragenden Haltung zu erziehen“, so Scholz.
„Selbst hätten wir die Zusammenhänge zwischen Sport, Politik und Geschichte so nicht erkannt“, bekennt Maximilian Auffenberg, ehemaliger Vereinsvorsitzender des TuS Ickern. Er hatte Scholz gebeten, den Beitrag für die Vereinszeitschrift zu verfassen. „Es ging uns darum, unserer Zeitschrift mehr Nachhaltigkeit zu verleihen, ohne selbst so tief in die Historie einsteigen zu müssen“, erklärt er.
Die Zeitschrift, die rund 80 Seiten umfasst, soll in diesen Tagen in den Druck gehen und dann an Haushalte in Ickern, Henrichenburg und Becklem verteilt, sowie an öffentlichen Orten ausgelegt werden.

Autor:

Verena Wengorz aus Castrop-Rauxel

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