"Atemlos" auf Extraschicht im Ruhrmuseum

Das "feurige" Treppenhaus im Ruhrmuseum. Foto: Ruhrmuseum/Matthias Duschner.
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Auch 2011 waren wieder über 200.000 Extraschicht-Besucher unterwegs im großen „Karussell der Nacht“ von Lohberg bis Hagen. Wir haben uns diesmal u.a. im Erlebnis-Areal Zollverein im Essener Norden umgesehen.

Seit über einem Jahr ist das neue Ruhrmuseum in Essen, die ehemalige Kohlenwäsche der Mittelpunkt auf dem Weltkulturerbe-Gelände Zeche Zollverein. Und wurde nicht nur zur diesjährigen, andernorts nach den Ausgaben von 2010 etwas in der Programmqualität abgestuften 11. Extraschicht seinem Ruf als Publikumsmagnet mehr als gerecht. Bis 1 Uhr nachts hielt es seine mit der berühmten roten Rolltreppe erreichbaren Pforten geöffnet. Ein einzigartiges Museum, das Natur- und Kultur-Geschichte des Reviers in nie gesehener Weise sinnlich erfahrbar macht. Der Andrang war so groß, dass die Besucher nur schubweise eingelassen werden konnten.

Gerade Kinder und Jugendliche können hier samt Eltern regelrecht auf Abenteuer- und Schatzsuche in die Vergangenheit gehen. Ausgerüstet mit der Museumstasche (5 Euro Leihgebühr) geht’s auf Schnitzeljagt von oben durch die Ebenen des Museums. Vom Sport-Erlebnis mit original Tonaufnahmen „Tor, Tor,Tor!“, dem „Wunder von Bern“ durch Fußballgott und Essens Urgestein Helmut Rahn bis zum Mammut-Haar: Unglaubliche Fossilien, Bilder, Filme und Gegenstände aus der industriellen Arbeitswelt, Grubenlampen oder Essgeschirr. Und das alles in nie gesehener, multimedial-angereicherter Industriekulisse gigantischen Ausmaßes auf 10 Ebenen.

Ein Weltmuseum

Die ehemalige Kohlenwäsche der Zeche ist zu einem Weltmuseum geworden:
Allein in der Dauerausstellung kann man ganze Tage verbringen. Vom großen Erhabenen (Mammut-Skelett, Wollnashorn inmitten ehemaliger ebenbürtig riesiger Maschinenteile und Ingenieurskunst) bis zum Kleinen, Banalen und Erschütternden. Man erkennt die durch den Kohlestaub schwarz versteinerte Lunge eines Bergmanns erst auf den zweiten Blick und wird: „Atemlos“. Und begreift ohne viele Worte das private Elend, auf welchem unsere gesamte industrielle Entwicklung hier auch beruht.

Zeitreise auf 10 Ebenen

Naturwissenschaftlich ist Kohle in Jahrmillionen umgewandelte, gespeicherte Sonnenenergie. Diese Energie wurde in nur wenigen Jahrzehnten vom modernen Menschen verbraucht. Die in der Kohle konservierten und beim Kohleabbau gefundenen Fossilien ermöglichen uns heute aber wiederum auch eine spannende Zeitreise in die Erdgeschichte und das Staunen über die Wunder unserer Erde. Kristalle, Steine, Metalle, Eisen, Stahl und die menschliche Schaffenskraft, unerschöpflich im Guten wie im Bösen.
Hier wird all das in einer Unmittelbarkeit sichtbar, die im Sinne des Wortes auch wieder „atemlos“ macht.

Ausstellungs-Verantwortlicher Heinrich Theodor Grütter (ein waschechter Niederrheiner) präsentiert eindrucksvoll und leidenschaftlich „sein“ Haus.
Direktor Borsdorf, Grütter und ihr gemeinsames Team haben sich übertroffen und bieten zusätzlich mit wechselnden Sonderausstellungen aus dem reichen Museumsfundus, zu dem auch über 2 Millionen Fotos gehören, außergewöhnliche Erlebnisse. U.a. mit der bis zum 4. September laufenden großen Fotoausstellung „Alles wieder anders“: Revier-Aufnahmen von 1970 bis 2000. Ja, auch der berühmt-berüchtigte „Gelsenkirchener Barock“, Ruhrfreizeit-Idyllen, „Gast-Arbeiter“, die gerufen wurden und Menschen, die kamen - unendlich viele zeitgenössische Schnappschüsse sind hier verewigt.

Schubladen-Denker werden es im Ruhrmuseum schwer haben, denn hier ergänzen sich die „Ebenen“ und - öffnen neue Horizonte. Hier wird Besuchern aus aller Welt klar, was die Ruhris von ihrer Heimat nicht wahrhaben wollen – eine der tollsten Kulturgegenden der Welt!

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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