Dinslaken - das grüne Tor zum Ruhrgebiet

Dr. Michael Heidinger
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Zwei Jahre Bürgermeister in Dinslaken: Exklusiver NA-Talk mit Dr. Michael Heidinger

Vor zwei Jahren waren alle sehr gespannt: Wie würde der als eher steif geltende Beamte des NRW-Arbeitsministeriums sich denn so als Erster Bürger machen?

Dem SPD-Bürgermeister-Kandidat Dr. Michael Heidinger gelang damals überraschend der politische Wechsel in Dinslaken gegenüber dem allgemeinen Favoriten der CDU, Heinz Wansing. M.H. löste zudem nach 10 Jahren die sehr beliebte CDU-Bürgermeisterin Sabine Weiss ab. So überraschend, dass die Pressestelle der Stadt noch monatelang ihre Pressemeldungen unter dem offiziellen Briefkopf „Die Bürgermeisterin“ in die Welt sandte.

Doch inzwischen sind selbst politische Gegner voll des Lobes für Dinslakens eindeutig männliches Stadtoberhaupt. Und bescheinigen ihm überparteiliche und verläßliche Zusammenarbeit zum Wohle der Stadt in europaweit politisch und wirtschaftlich turbulenten Zeiten.

Politik ist die Kunst des Möglichen

Heidinger hat, wie im Wahlkampf versprochen, die Wirtschaftspolitik zur Chefsache gemacht. In einem der ersten Interviews mit dem Niederrhein Anzeiger nannte er damals neben Willy Brandt gleichrangig auch Helmut Schmidt als Vorbild. Und dieser war seinerzeit auch der persönlichen Grund für ihn, in die Politik zu gehen.

Damit traf Michael Heidinger schon vorzeitig den heutigen Bundestrend seiner Partei: Denn auch der derzeit aussichtsreichste der drei noch gehandelten SPD-Kanzlerkandidaten-Troika, Peer Steinbrück, ist bekennender Schmidtianer. „Runtergebrochen“ auf die lokalpolitische Ebene heißt das für Heidinger: „Politik ist die Kunst des Möglichen“. Oder wie Helmut Schmidt einmal hanseatisch trocken – leider über Willy Brandt - formulierte: „Wer
Visionen hat, der soll zum Arzt gehen“.

Niederrhein Anzeiger: Herr Bürgermeister Heidinger, haben sich Ihre persönlichen Erwartungen an das Amt und seine Möglichkeiten bisher denn erfüllt?

Dr. Michael Heidinger: Wir sind mitten drin in vielen spannenden und zukunftsbestimmenden Entwicklungen dieser Stadt. Die Neugestaltung der Innenstadt ist auf allen Ebenen auf den Weg gebracht. Dinslaken wird mit der Neutor Galerie endlich wieder einen starken Einkaufs-Magneten erhalten. Und die Aufgabe der gesamten Politik ist es, gemeinsam mit den Investoren Hellmich Gruppe und Multi Development, eine attraktive Einbindung auch der gewachsenen Geschäftsstrukturen der gesamten Innenstadt bis
zum Altmarkt zu erreichen.

Dinslaken hat da viel zu bieten und ist mit vielen kreativen Menschen gesegnet, die diese Herausforderung auch jetzt schon annehmen. Da ist viel in Bewegung geraten. Und genau das wollte ich auch bei meinem Amtsantritt. Ja, die Erwartungen haben sich insofern erfüllt.

Neugestaltung und Entwicklung der Innenstadt

Niederrhein Anzeiger: Es gab in den vergangenen zwei Jahren auch viele Bedenken und lange Zeiten des Stillstandes nach der Hertie-Insolvenz. Da lagen sicher auch schon mal die Nerven blank?

Dr. Michael Heidinger: Da muss man, so schwer es auch fällt, die Ruhe bewahren. Und im Hintergrund seine Hausaufgaben machen. Die Weichen richtig stellen. Die Sorgen der Menschen sehr ernst nehmen. Und breit informieren. Denn, wie man sieht, kann es dann doch ganz schnell gehen. Dazu gehört ein professionelles Team, das mit unserem neuen Baudezernenten Thomas Palotz seit dessen Amtsantritt im März sofort hervorragend zusammen gearbeitet hat. Die Früchte können wir jetzt alle ernten. Die Ratsbeschlüsse für die Neugestaltung Innenstadt samt Neutor Galerie waren einstimmig.

Das grüne Tor zum Ruhrgebiet

Niederrhein Anzeiger: Wenn das „Über Hundert Millionen Baby“ (sh. unser NA-Exklusiv-Interview 12.10. mit Neutor-Galerie-Investor Walter Hellmich, nachzulesen im lokalkompass.de) hier die Massen aus der Umgebung anlockt, brauchte es ja noch einige entscheidende Infrastrukturmaßnahmen. Der Bahnhof bleibt auch mit dem nun endlich in die DB-Projektplanung aufgenommenen Fahrstuhl keine Schönheit. Die öffentlichen (auch behindertengerechten) Toiletten sind ebenfalls ein dringendes ungelöstes Malheur, das nicht bis zur Neutor-Galerie-Eröffnung 2013 warten kann.

Dr. Michael Heidinger: Baudezernent Palotz hat einen Stufenplan aufgestellt, der diese Probleme zügig beheben soll. Wir arbeiten eng mit dem städtischen Behinderten-Beauftragten Dieter Holthaus zusammen und haben kürzlich die von ihm erarbeitete Informations-Broschüre für unsere gehandycapten Mitbürger herausgebracht, die in den Bürgerbüros kostenlos erhältlich ist.
Natürlich ist auch der Ausbau des Tourismus ein wichtiges Thema für unsere Stadt. Wir haben ein tolles Alleinstellungs-Merkmal als Schnittstelle des Ruhrgebietes zur herrlichen Natur und Historie des Niederrheines. Das wollen wir noch viel stärker hervorheben: „Dinslaken, das grüne Tor zum Ruhrgebiet.“ Da ist noch größeres Potential mit vielfältigen sportlichen wie kulturellen Kombinationen aus der ganzen Region drin.

Elternbefragung zur Sekundarschule

Niederrhein Anzeiger:
Ein weiteres großes Thema, welches gerade die Stadt beherrscht, ist die Gründung der von vielen als halbherzigen Kompromiss angesehenen „Sekundarschule“. Doch auch da scheinen Sie ja den Bürgerwillen, zumindest der Eltern getroffen zu haben?

Dr. Michael Heidinger: Der Elternwille war von Anfang an für mich und auch für die neue Erste Beigeordnete Christa Jahnke-Horstmann entscheidend. Und die gerade abgeschlossene Elternbefragung hat sich - für uns natürlich erfreulich - mit großer Mehrheit für die Gründung einer Sekundarschule ausgesprochen.

Bildung ist lebensbestimmend

Nach der schulpolitischen Einigung von Opposition und Landesregierung auf die „Sekundarschule“ haben wir sofort begonnen, auch für Dinslaken eine inhaltlich tragfähige Lösung zu finden. Denn die Schülerzahlen gehen nun mal dramatisch zurück. Es gibt einfach nicht mehr genügend Anmeldungen für Hauptschule und Realschule. Bevor aber aus diesem formalen Grund erst eine Dinslakener Schule vom Regierungspräsidenten in Düsseldorf geschlossen werden muss, ist es doch besser, im Interesse aller beteiligten Schüler, Eltern und Lehrer, eine andere zukunftsfähige Lösung zu finden. Christa Jahnke-Horstmann hat da einen tollen Job gemacht!

Bildung ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Leben in unserer Gesellschaft und ich nehme das ganz persönlich: Wir können es uns, als immer älter werdende Gesellschaft, nicht mehr leisten, auch nur ein Kind zurück zulassen. Wir sind auf alle angewiesen! Mit allen individuellen Fähigkeiten und Ideen. Der Geldbeutel der Eltern darf nicht über die Zukunft eines Kindes entscheiden.

Deswegen bin ich auch gegen Studiengebühren. Unsere Aufgabe als Stadt und damit als Schulträger ist es, für alle Kinder Schul-Inhalte zu bieten, die gute Abschlüsse und auch den Zugang zu weiterführenden Schulen ermöglichen. Mit dem Abschluss in einer Sekundarschule ist dies möglich. Und der sichert auch einen reibungslosen Übergang in die Oberstufe mit Abi-tur. Und damit den Zugang zu einem Universitäts- oder Fachhochschulstudium.

Niederrhein Anzeiger: Was wünscht sich der Bürgermeister für die Zukunft?

Dr. Michael Heidinger: Das Schöne am Amt eines Bürgermeisters ist ja auch, dass man Menschen für gemeinsame Ziele begeistern kann. In vielen Bereichen ist der Funke auch übergesprungen. Diese Stadt mit ihrem besonderen Menschenschlag kann noch so vieles leisten. Natürlich besonders im Hinblick auf die gerade begonnene Innenstadtentwicklung. Hier kann jeder seine Ideen einbringen. Das wünsche ich mir auch weiterhin für Dinslaken. Und für uns alle. Denn ich bin der Bürgermeister für alle Dinslakener.

Niederrhein Anzeiger: Herr Bürgermeister, in diesem Sinne herzlichen Dank für das offene Gespräch. (Erschienen im Niederrhein Anzeiger KW 44/11 cd)

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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