Hörde in der Zange

ehemalige Hüttenwerker
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Bericht von Renate Kowalewski

Eine Ausstellung im Hoesch-Museum zur Entwicklung von Hörde im 19./20. Jahrhundert

Herrn Götz Kalthoff begrüßte die vielen ehemaligen Belegschaftsmitglieder der Fa. Hoesch und die weiteren interessierten Besucher der Ausstellung.
Der ehemalige Hoesch-Betriebsratsvorsitzende Hans-Otto Wolf hielt einen informativen und lebhaften Vortrag zur Entwicklung des heutigen Stadtteils Hörde als selbständige Stadt (bis 1928 war Hörde selbständig) im 19. Jahrhundert, insbesondere unter dem Aspekt der Industriealisierung und die Folgen für die Bewohner.
Der Titel der Ausstellung „Hörde in der Zange“ nimmt Bezug auf die Einengung durch die Hermannshütte im Osten und durch das Hochofenwerk im Westen von Hörde, im Süden durch die Eisenbahnlinien der Bergisch-Märkische Eisenbahn (1855), im Nordwesten die Rheinische Eisenbahn und im Norden durch die Eliasbahn, weiter später durch die Hörder Kohlenbahn und durch die Dortmunder Eisenbahn bzw. Hafenbahn.
So waren die Bewohner Hördes ziemlich eingekesselt und konnten ihre Stadt nur an 3 Stellen verlassen durch Über- oder Unterquerungen der Bergisch-Märkischen Bahn. Diese Öffnungen wurden durch Fuhrwerke, Straßenbahn, reger Eisenbahnverkehr und viele Fußgänger so belastet, so dass die Menschen nicht immer pünktlich ihre Arbeitsstätte erreichen konnten, zumal die Eisenbahn Vorfahrt hatte und lange Wartezeiten entstanden.
Mit dem Bau der ersten Brücke 1903 über die Bergisch-Märkische Eisenbahn (ausgestelltes Modell des Hörder Heimatvereins) und ca. 1913 durch den Bau der Brückenunterführung an der Hörder Bahnhofstraße waren die Wege für die Fußgänger nicht mehr mit diesen enormen Umwegen verbunden. Die meisten Menschen gingen zu Fuß, ansonsten war das Fahrrad das übliche Verkehrsmittel und nur einige Reiche benutzten die Postkutschen.
Die Wohnsituation zur damaligen Zeit war an den heutigen Verhältnissen gemessen, katastrophal.
Während es in 100 Jahren von 1719 bis 1819 eine Verdoppelung der Einwohner von Hörde gab, entwickelte sich die Zunahme durch die Industriealisierung rasant, so z.B. von 1843 bis 1945 um das fast 17fache. Das hatte natürlich auch Auswirkungen auf die Wohnsituation, und so war es auch nicht ungewöhnlich, dass sich 2 Arbeiter ein Bett zur Untermiete teilten.
Es entstanden Ledigenheime (sog. Kaserne „Am Remberg“, später altes Hüttenhospital und heute die AWO-Kleiderkammer). Auch die sanitäre Lage war mehr als prekär. Eine einzige Toiletten wurde von vielen Menschen (teilweise bis 40) benutzt, es gab meistens kein fließendes Wasser, sondern Waschtische für die Körperpflege.
Wegen der Umweltbelastung mit Ruß und Staub wurde damals schon ein Rechtsstreit ausgefochten. Es ging um den Bau eines Schornsteins. Die Umweltbelastung wurde von Unternehmensseite als nicht so hoch eingestuft – aber 1894 stürzte das Dach des Thomaswerkes wegen der Staublast ein.

Zum Ende seines Vortrages dankte Herr Wolf den Impulsgebern des Arbeitskreises Hörde, den vielen ehrenamtlichen Helfern des Hoesch-Museums und besonders Herrn Willi Garth vom Hörder Heimatverein für etliche Leihgaben in dieser Ausstellung, insbesondere für das Modell der Hörder Brücke und der vielen Haushaltseinrichtungen.

Im Hoesch-Museum, Eberhardtstr. 12, wird durch Bilder, Zeichnungen und Nachbauten die Erinnerung an die Zeit der Hörder Eisen- und Stahlproduktion hochgehalten.
Öffnungszeiten: Di u. Mi 13 – 17 Uhr, Do 9 – 17 Uhr und So 10 – 17 Uhr.

Autor:

Renate Kowalewski aus Dortmund-Ost

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