Interview mit dem kanadischen Gitarrenvirtuosen Don Alder

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Im Herbst 2010 wurde Don Alder Guitar Superstar Champion. Bereits im Jahr 2007 erreichte er den ersten Platz beim International Fingerstyle Championship in Kansas. In 2011 gewann er in London die britische Fingerstyle-Meisterschaft. Damit ist er gegenwärtig der einzige Gitarrist, der diese drei Titel errungen hat.
Don Alder stammt aus Williams Lake, BC in Kanada und lebt seit einigen Jahren in Vancouver. Dort kann man ihn auch spielen hören - ganz zwanglos bei "Open Mic"-Veranstaltungen, die dort in Musikkneipen wie zum Beispiel dem "Morissey", dem "Darby's" oder dem "Corduroy" regelmäßig durchgeführt werden.

Auch ich genieße immer wieder gern diese Live-Musik, wenn ich in Vancouver bin und Don Alder war so nett, mir ein paar Fragen zu seiner Karriere zu beantworten.

Frage: Wie oft haben Sie bei diesen Wettbewerben schon mitgemacht und wie hat es sich angefühlt, zu gewinnen?

Antwort: Ich hatte mich vor ein paar Jahren schon mal für diesen Wettbewerb (Guitar Superstar Champion) beworben, aber damals durfte man nur MP3s einreichen und der Song, den ich aufgenommen hatte, war wohl gerade nicht die beste Wahl. Es war ein Song, der zusammen mit einer Band eingespielt war und ich habe hauptsächlich Akkorde gespielt. Dieses Mal war es ein Video-Beitrag und ich habe allein ein Instrumentalstück eingespielt.

Es hat sich toll angefühlt zu gewinnen. Ich wünschte mir, ich hätte Leute dort gehabt, die das mit mir hätten teilen können. Ich fühlte mich da ziemlich fehl am Platze, weil ich der einzige Kanadier war und auch der einzige, der solo eine Akustik-Gitarre spielte. Die anderen Musiker waren toll; alle spielten elektrisch mit der Hausband. Dieser Wettbewerb ist wirklich toll für die Darstellung und Anerkennung. Manche Leute mögen allerdings denken, dass Musik nicht für Wettbewerbe in meiner Vorstellung sein sollte; sicherlich gibt es eine Zeit und einen Ort für Wettbewerbe und sie helfen einem Künstler, mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung zu finden.

Frage: Wie haben Sie sich auf diesen Wettbewerb vorbereitet?

Antwort: Ich trank ziemlich viel deutsches Bier - haha. Eigentlich wusste ich bis kurz vor dem Auftritt nicht, welches Lied ich spielen sollte; ich änderte dauernd meine Meinung. Ich hatte sechs Stück in die engere Auswahl genommen. Bezüglich Vorbereitung - ich habe nie viel Glück mit Übungen, usw. Der Wettbewerb heißt ja auch "Guitar Superstar" - es kam also auch auf die Darstellung an. Am Ende habe ich den Song aus meinem Bewerbungsvideo gespielt.

Frage: Ist damit jetzt die Spitze erreicht oder gibt es noch Raum für Verbesserungen?

Antwort: Da ist immer noch Platz für Verbesserungen. Ich liebe es, neue Musik zu schaffen und Dinge zu entdecken und inmitten dieses Prozesses übe ich dann auch, weil man die unterschiedlichen Sektionen wiederholen muss, um den Fluss richtig hinzukriegen. Um es kurz zu machen: ich übe also während des Schreibens bzw. während des kreativen Prozesses. Ich habe eine Vision, was ich mit der Gitarre machen möchte und bis dahin ist es noch ein langer Weg, aber ich arbeite darauf hin.

Frage: Was hat Sie in der Vergangenheit inspiriert und was inspiriert Sie jetzt?

Antwort: Ich bin mit Hard Rock unter Freunden groß geworden und war bei Bands dabei, die Musik in der Richtung von "Black Sabbath" gespielt haben; allein hörte ich gern Musik von Künstlern wie Bruce Cockburn, Joni Mitchell, Maria Muldar. Jimi Hendrix hat mich in den Woodstock Film sehr beeinddruckt und von da ab gab's kein Zurück mehr. Ich habe jahrelang elektrische Gitarre gespielt, aber das elektrische war nicht wirklich in mir. Heute mag ich Leute wie Jeff Beck, Robbin Ford und akustisch mag ich Michael Hedges, Alex DiGrassi und Pierre Bensusan.

Frage: Was steht als nächstes an? Nur Auftritte in Vancouver oder in ganz Kanada oder stehen auch internationale Auftritte an?

Antwort: Ich spiele überall auf der Welt; das hängt davon ab, wer mich einlädt. Ich habe ein paar kleinere Touren in ein paar Ländern (inkl. Deutschland) gemacht, aber die meisten Auftritte sind bei Festivals oder Shows. Ich habe z.B. bei der All Star Guitar Night in der Winter NAMM Show in 2011 gespielt. Außerdem bin ich bei einer Menge Open Mics in Vancouver dabei, um in Form zu bleiben und um neues Material zu testen. Open Mics sind auch eine Herausforderung für mich, weil niemand dorthin geht, um einem speziell zuzuhören; also ist es eine Herausforderung zu sehen, ob man es nicht hinkriegt, dass man bemerkt wird. Die Open Mics haben immer eine laute Geräuschkulisse - man lernt dabei, sich zu fokussieren und sich nicht ablenken zu lassen. Das ist gut für mich, weil ich mich leicht ablenken lasse.

Frage: Wenn Sie drei Musiker (tot oder lebend) für eine Jam-Session auswählen könnten - wen würden Sie wählen und warum?

Antwort: Jeff Beck, seine Art zu spielen und seine Tonpalette ist toll. Michael Hedges - er behandelt sein Instrument sehr spirituell und er bezeichnet seine Songs als Geschenke während des kreativen Prozesses. Ich fühle da ähnlich. Wenn man komponiert, taucht da auf einmal diese kleine goldene Melodie auf und dann denke ich mir immer - wo kommt das denn jetzt her? Wishbone Ash - diese Band hat als erstes die Kunst der Zwillings-Harmonie-Gitarren gebracht und diesen Ansatz finde ich klasse.

Frage: Welche Gitarre haben Sie am liebsten und warum?

Antwort: Ich habe vielen Gitarren - für viele unterschiedliche Zwecke; bei Live-Auftritte nehme ich am liebsten die Yamaha LLX36C; das ist eine tolle Gitarre für die Bühne. Da habe ich sogar einen Vertrag mit Yamaha. Wenn es um das Aufnehmen von Stücken geht, habe ich eine Sammlung von handgearbeiteten Gitarren wie z.B. Galloup, Lowden, Muiderman, PRS Angelus; ich habe auch eine alte 1918er Dyer Harp Gitarre; die ist wirklich cool. Und dann gibt's da noch eine Smooth Talker (Bariton-Gitarre) und eine Mustapick, ebenfalls Bariton.

Frage: Welches ist Ihr Lieblingsmusikstück?

Antwort: Da gibt es so viele, die ich wirklich mag. Insbesondere nennen möchte ich Jeff Wayne's "War of the Worlds" - das ist wirklich Kunst. Ich hörte, das gab es auch als Bühnenshow auf Tour in England und Deutschland. Ich hoffe, ich kann mir das mal ansehen.

Frage: Was würde Leute überraschen von Ihnen zu wissen?

Antwort: Dass es einen Film und ein Theaterstück gibt, wo meine Person als Rolle vorkommt. Im Zeitraum von 1985 bis 1987 habe ich mit meiner Musikerkarriere pausiert, um meinem Freund Rick Hansen bei seinem Projekt zu helfen, im Rollstuhl die Welt zu umrunden. Er hat insgesamt 25.000 Meilen durch 34 Länder geschafft und 26 Mio. Dollar gesammelt, um die Forschung für Rückenmarksverletzungen zu unterstützen. Bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Winterspiele in Vancouver hat er mit seinem Rollstuhl eine der Fackeln ins Stadion gerollt. Da waren wir alle stolz. Ein Film über diese Weltumrundung wurde erstellt; meine Person darin wird von dem britischen Schauspieler Andrew Lee Potts dargestellt. Man kann Trailer dazu sehen bei http://www.heartofadragonmovie.com . Weitere Informationen dazu gibt es bei http://www.rickhansen.com . Und mich kann man unter http://www.donalder.com finden.

Autor:

Susanne Schwager aus Dortmund-Süd

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