Düsseldorf:
Umnutzung des Fliednerinternats

Die Gebäude sind vor über 40 Jahren als zügig und günstig errichtete „Barracken“ entstanden.  | Foto: fröh
  • Die Gebäude sind vor über 40 Jahren als zügig und günstig errichtete „Barracken“ entstanden.
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Der Bezirksvertretung (BV) 5 liegt zur vergangenen Sitzung ein Antrag auf Umnutzung eines von vier Gebäuden des ehemaligen Fliedner-Internats an der Alten Landstraße 104 vor (BV5/110/2022). Geplant ist eine Umnutzung in eine Familienbildungsstätte und damit verbunden die Erweiterung der wirtschaftlichen Tätigkeit der Kaiserswerther Diakonie (KWD). Die SPD hat zu diesem Bauantrag Beratungsbedarf angemeldet. Die Entscheidung fällt daher erst in der BV 5-Sitzung am 23. August.

Zuletzt habe die wirtschaftliche Expansion der KWD zu viel Unmut in der Nachbarschaft und Politik geführt, insbesondere der Parkverkehr der vergrößerten Fliednerhochschule und die Bebauungspläne für die Freiflächen südlich der Zeppenheimer Weges standen im Zentrum der Kritik (der LK berichtete). 
Die KWD hat daraufhin der BV 5 einen Masterplan zugesagt, der eine Diskussionsgrundlage für die bauliche Entwicklung des Betriebsgeländes mit Rücksicht und im Einklang mit anderen Bedürfnissen bilden soll. "Für uns Grüne ist die Idee des Masterplans eine Gute, denn so können wir Ortspolitiker*innen frühzeitig Verkehrsprobleme, Versiegelung von Freiflächen und gemeinsame Entwicklungsperspektiven für die KWD und für Gesamtkaiserswerth frühzeitig und für alle nachvollziehbar diskutieren. Die Entwicklung der KWD, insbesondere die bauliche Entwicklung, darf keine Einbahnstraße zum Nachteil der Nachbarschaft mehr sein, wie zuletzt bei der Fliednerhochschule", so Waldemar Fröhlich für die Grünen in der BV 5.

Zusage der KWD zu einem Masterplan

Es sind zwar Coronabedingt zwei anberaumte Gesprächstermine ausgefallen, dennoch gäbe es andere Möglichkeiten der Information und Diskussion, die bislang ausgeblieben sind. So entzieht sich die KWD mit dem zur Sitzung eingereichten Antrag auf Umnutzung des „Gartenhauses“ einem kooperativen Gesprächsansatz. Der Antrag ist ein erster Entwicklungsbaustein der KWD, das Gesamtbild bleibt jedoch unbekannt. Dabei ist unzweifelhaft, dass die Immobilie des ehemaligen Internats ein Teil des Betriebsgeländes der KWD ist. Sie betreibt dort die Podologieschule, den Kindergarten und sie schöpft Erträge aus der Flächenvermietung an die Pflegekammer NRW. Dass die Fläche einer glaubensverbundenen anderen kirchlichen Organisation gehört, ist so betrachtet eine Formalie. Die KWD pachtet diese Flächen offenbar langfristig, andernfalls würde sie dort nicht Bildungseinrichtungen installieren. Mit der nun von der KWD beantragten Zustimmung der BV 5 zur Umnutzung eines Gebäudes des ehemaligen Internats sind Folgen für die öffentliche Hand verbunden. Die Gebäude sind volkstümlich gesprochen vor über 40 Jahren als zügig und günstig errichtete „Barracken“ entstanden. Es ist den Antragsplänen zu entnehmen, dass der geplante Umbau mit einer klimagerechten energetischen Sanierung nicht viel gemein hat. Eine neue Heizung, Dämmung oder der Austausch von Fenstern sind nicht vorgesehen und ist wohl auch wirtschaftlich nicht zu stemmen. Da die Umnutzung aber öffentlichen Bildungszwecken dienen soll, sind öffentliche Fördermittel für den Betrieb zwangsläufig zu erwarten und an dieser Stelle macht es keinen Sinn mit der Zustimmung zur Umnutzung einer klimaschädlichen Immobilie auch den Weg für öffentliche Zuschüsse frei zu machen. Gutes Geld der Steuerzahlenden Menschen auch im Düsseldorfer Norden, wollen wir nicht in eine unzeitgemäße Bausubstanz und deren klimaschädlichen Betrieb stecken. So wird ein Bauantrag, der vordergründig ausschließlich nach baurechtlichen Gesichtspunkten zu beurteilen wäre, zum Politikum, zu einer Frage nach der Entwicklung der KWD im Einklang mit den Interessen der Stadtgesellschaft.

Was könnte die Alternative sein?

Was könnte die Alternative sein? Hätten wir einen Masterplan, so hätten wir im Vorfeld einen Neubau oder die Umnutzung von Bausubstanz diskutieren können, die im Sinne der Stadtgesellschaft erhaltenswürdig wäre, wie zum Beispiel das seit Jahrzehnten leerstehende und unter Denkmalschutz stehende „Mädchenheim“ gegenüber der Teestube. Auch an den Knabschen Hof auf der anderen Straßenseite Alten Landstraße wäre dabei zu denken. Denn wenn schon öffentliche Gelder in den Betrieb von Bildungseinrichtungen fließen sollen, dann bitte doch in den Erhalt von historischer Bausubstanz. Die kasernenhaften Zweckbauten / Barracken des ehemaligen Internats sind aus Grüner Sicht nicht erhaltenswert, deren Weiterbetrieb bleibt klimaschädlich und wird zur Vergeudung von Steuermitteln. Was ist die positive Vision für das Gelände des ehemaligen Fliederinternats? Wie wäre es mit zeitgemäßen, klimaneutralen und bezahlbaren Wohnungen für Mitarbeitende? Das Gelände ermöglicht bis zu 100 Wohnungen für Pflegekräfte und Berufsanfänger im medizinisch-sozialem Berufen. Der Mangel an Pflegekräften ist ja das vordringliche Problem unseres Gesundheitssystems.

Suche nach der besten Lösung

Die Arrondierung eines Wohngebiets würde das Stadtteilleben bereichern, zu den Haltestellen, Geschäften und Gastronomie sind es rund 250 Meter. Straße, Kanal und öffentliche Fördermittel für den Wohnungsbau sind vorhanden. Insgesamt betrachtet, geht es nicht um ein „Entweder Bildungseinrichtung – Oder Wohnen“ sondern um die Suche nach der besten (besseren) Lösung für Gesamtkaiserswerth. Dabei kann auch ein Umbauantrag ein Stadtteilpolitikum sein, an dem ein Interessensausgleich zwischen der Stadtgesellschaft und dem Betrieb einer Bildungseinrichtung diskutiert werden sollte. Dies ist mit dem einseitig eingereichten Umbauantrag der KWD nicht möglich, daher ist auch die Zustimmung der Grünen Fraktion dazu nicht möglich.

Autor:

Andrea Becker aus Essen-Borbeck

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