Beerdigungsbegleiter in Düsseldorf gesucht
Einsam bis zum Schluß ?

In der schönen Kapelle des Düsseldorfer Südfriedhofes finden die Trauerfeiern statt. | Foto: Frank Laumen
  • In der schönen Kapelle des Düsseldorfer Südfriedhofes finden die Trauerfeiern statt.
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In der Regel finden Bestattungen von Menschen im Kreise der Familie, Freunden und Arbeitskollegen statt.

Was aber, wenn es keine Familienangehörigen, Freunde oder Kollegen mehr gibt und die Menschen in den letzten Lebensjahren allein und vereinsamt gewesen sind?

Was früher völlig unmöglich gewesen wäre, ist heute Normalität in unserer Gesellschaft.
Die Gründe dafür sind bekannt, sollten für uns aber keine „Normalität“ sein.

Im Krankenhaus, Pflege und Senioreneinrichtungen und Hospizen werden Menschen von anderen Menschen begleitet, auch, wenn diese kaum noch Angehörige oder Freunde haben.

Stirbt der Mensch, endet die Einsamkeit der Menschen mit ihrer Bestattung.
Wenn nicht ausreichend Geld vorhanden ist, muss oft eine Sozialbeerdigung, eine anonyme Bestattung organisiert werden.

Weder das Pflege, noch das Krankenhauspersonal, noch die Mitarbeiter/Innen im Hospiz verfügen verständlicherweise über die Zeit, an einer würdevollen Bestattung ihrer Patienten, bzw. Gäste teilzunehmen.

Was also tun?

Ein Artikel aus der Rheinischen Post vom 31.10.21 mit der Überschrift „Düsseldorfer Gemeinde sucht Beerdigungsbegleiter – Wenn niemand zur Bestattung kommt“ macht mich auf diese Thematik aufmerksam. Als ehrenamtlich ausgebildeter Mitarbeiter für Sterbebegleitung im Hospizwesen habe ich mir ehrlicherweise bisher nie sehr viele Gedanken darüber gemacht.

Für mich zählte bisher immer das Leben vor dem Tod und die Qualität einer guten Begleitung der Menschen durch das Leben bis zum Tod.

In dem Artikel wird über Pastoralreferent Martin Kürble von der Seelsorgeeinheit Düsseldorfer Rheinbogen berichtet, der ehrenamtliche Beerdigungsbegleiter für den letzten Weg einer würdevollen Bestattung in Düsseldorf sucht.

Die Seelsorgeeinheit umfasst die katholischen Gemeinden St. Nikolaus Himmelgeist, St. Joseph Holthausen, St. Hubertus Itter und St. Maria Rosenkranz Wersten.

Ich überlege lange, ob ich mich bei Pastoralreferenten Kürble melde und mich als ehrenamtlicher Bestattungsbegleiter für dieses Projekt anmelde. Aber schaffe ich das überhaupt psychisch und mental? Die Bestattung eines mir völlig fremden Menschen zu begleiten und was bringt es mir?

Interessiert und neugierig melde ich mich an und lasse mich von Martin Kürble in den Verteiler aufnehmen.

Und ich bin scheinbar nicht der Einzige, der sich für dieses Angebot interessiert.

Hierbei dürfte die Motivation der Menschen, warum sie sich von diesem Ehrenamt angesprochen fühlen, sehr unterschiedlich motiviert und verschieden begründet sein. Aber das ist die persönliche Sache eines jeden Menschen, der dieses Angebot unterstützt. Da hat jeder Mensch seine eigenen Erfahrungen, individuelle Lebensgeschichte und seinen eigenen Weg.

Einige Tage später erhalte ich von Herrn Kürble die erste Einladung zur Teilnahme an einer Bestattung auf dem Düsseldorfer Südfriedhof.

An einem kühlem, regnerischen Novembermorgen stehe ich morgens vor der Kapelle des Düsseldorfer Südfriedhofs, gemeinsam mit ca. 18 anderen, mir fremden, Menschen.
Aufgrund der Coronazeit halten wir Abstand voneinander, tragen Maske und weisen uns mit unserem Impfausweis am Eingang der Kapelle aus.

Martin Kürble beginnt pünktlich mit der Zeremonie und verrät uns einige Informationen über die Frau, welche an gebrochenem Herzen in einem Seniorenheim gestorben ist.

Aufgrund der Informationen von Pastoralreferent Kürble ist ein Bezug zu dem uns vorausgegangenem Menschen hergestellt. Das ist jedoch nicht immer so. Oft gibt es leider gar keine Informationen und nur einen Namen.

Nach den Feierlichkeiten und Gebet in der Kapelle wird die Urne der Verstorbenen zum ziemlich weit entfernten Grabfeld gebracht.

Wir folgen als letztes Geleit der Urne und Martin Kürble in gebührendem Abstand durch den frisch aufkommenden Wind, begleitet von aus allen Richtungen kommenden Regen.

Während unseres langen Weges zu dem Grabfeld denke ich viel nach, versuche mich zu konzentrieren und reflektiere mich über meine eigene Endlichkeit. Wer wohl bei meiner letzten Feier mit dabei ist und wann wäre das? Warum mache ich das hier eigentlich und tut mir das gut?

Eines ist für mich persönlich klar: Mit unserer Geburt leben und sterben wir jeden gelebten Tag ein Stück Richtung unseres eigenen Todes. Alles ist endlich und vielleicht sollte man nicht immer alles so bitterernst und sich mehr Zeit nehmen für Sinnvolles und Sinnbringendes?

Mit diesem Amt schenkt man ein wertvolles Gut, nämlich Zeit, Lebenszeit.

Vielleicht ist das auch der Sinn des Lebens?

Ich spüre beim Gang über den Friedhof, wie ich zu mir finde und „runterkomme“. Es ist ein völlig anderes Gefühl, als wenn man auf der Beerdigung eines Familienangehörigen oder gut bekannten Freundes ist. Es ist nicht so emotional, sondern für mich viel sachlicher, klarer, aber doch berührend. Ich habe mehr Abstand zu dem, was ich gerade erlebe und doch bin ich Teil einer würdevollen Bestattung eines mir nicht bekannten Menschen.

Kein Mensch hat es meiner Meinung nach verdient, allein und ohne Begleitung bestattet zu werden.

Und auch kein Pastoralreferent Kürble sollte alleine an einem Sarg oder einer Urne stehen und alleine sein Gebet sprechen.

Die hohe Anzahl der ehrenamtlichen Beerdigungsbegleiter macht mir Hoffnung und zeigt mir das große Interesse, den Zusammenhalt und Empathie der Menschen, die scheinbar nicht ganz in unserer schnelllebigen Zeit verlorengegangen ist.

Die Ruhe auf dem Friedhof tut mir gut.

Am Urnengrab können wir ehrenamtliche Begleiter persönlich Abschied nehmen und dem Grab eine Blume, Erde, etc. beifügen.

Anschließend nicken wir uns freundlich zu und verlassen den Südfriedhof zurück ins schnelllebige Leben, einem Leben vor dem Tod und mit dem Tod.

Auf der Rückfahrt mit dem Auto Richtung Düsseldorfer Süden im gestressten Berufsverkehr spüre ich, wie gelassen, ruhig und geerdet ich bin.

Ich nehme mir Zeit und schenke Zeit mitten im Leben.

Das tut gut und macht Sinn.

Wer an der Beerdigungsbegleitung in Düsseldorf Interesse hat, meldet sich bitte unter Tel.: 0211-763105 beim Pastoralbüro oder per E-Mail an: martin.kuerble@meinegemein.de

Autor:

Andreas Vogt aus Düsseldorf

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